Im Interview mit Jessica von Bredow-Werndl:
Pferd International München 2016
Pferd International München: Ein Pferdefestival für die ganze Familie Pferdefestival von 5. bis 8. Mai 2016 in Riem
München Pferd: Als Fitnessprogramm für Reiter reicht das übliche »Aufwärmprogramm« mit Pferd von der Koppel holen/putzen/satteln eher nicht aus, oder?
Jessica von Bredow-Werndl: Nein, ganz bestimmt nicht. Ich halte mich mit Kraft- und Ausdauertraining fit und achte auf gesunde Ernährung. Vor zwei Jahren hab ich Yoga für mich entdeckt und bemerkt, dass ich einfach ein besseres Körpergefühl bekam und das auch sehr gut übertragen kann auf die Pferde. Wenn ich mich besser spüre und besser in Balance bin nicht nur seelisch, sondern auch körperlich dann hab ich das Gefühl, dass ich das meinen Pferden auch mitgeben kann.
Ende März der dritte Platz bei der WM in Göteborg. Auf deiner Facebook-Seite steht, dass das »trotz« Fehler passiert ist. Wo war denn der Fehler?
von Bredow-Werndl: Unee ist leider in der Trabtraversale angaloppiert, das ist uns noch nie passiert. Es war sehr ärgerlich, weil es bei sieben Richtern wahnsinnig »teuer« war, wir haben nur eine Vier bekommen.
Dann noch eine kleine Unstimmigkeit in den Zweierwechseln und damit wars das gewesen.
Unee ist so gut drauf wie nie, startest du mit ihm auf der Pferd International?
von Bredow-Werndl: Das steht noch nicht fest, ich würde sagen fifty:fifty. Ich hab für die Pferd International vier Pferde genannt, ob Zaire und Unee gehen, entscheide ich nach Hagen.
Von Qatar nach Göteburg, von Aubenhausen nach Las Vegas. Wem macht das Reisen mehr Probleme, den Pferden oder der Reiterin?
von Bredow-Werndl: Also ich muss sagen, ich hab beide schon mal fliegen lassen, Unee war in Las Vegas, Zaire in Dohar/Qatar. Sie haben es unglaublich gut weggesteckt, ich bin sehr stolz auf die beiden. Und ich, ich steck das auch gut weg.
Erklärtes Ziel für dich und deinen Bruder Benjamin war es, »sich mit selbst ausgebildeten Pferden in der Königsklasse zu etablieren«. Ein sehr weiter Weg, der aber inzwischen wohl zurückgelegt ist?
von Bredow-Werndl: Ja, aber es waren echt anstrengende Jahre, in denen wir oft akzeptieren mussten, dass es nicht so schnell geht, wie man es vielleicht gerne möchte. Es waren bestimmt fünf Jahre mit wenig Erfolgen, weil einfach die Pferde zu jung waren. Die Zeit war gekrönt von kleinen Highlights wie Weltmeisterschaftsqualifikationen mit einem Jungen, Nürnberger Burgpokal-Qualifikation oder dem Louisdor-Finale für Nachwuchspferde. Jetzt dürfen wir langsam die Früchte ernten, die wir vor vielen Jahren gesät haben und wir sind glücklich darüber, dass die Pferde so gut mitmachen. Zaire ist ein gutes Beispiel dafür: wir haben sie knapp fünfjährig gekauft, jetzt ist sie zwölf und das war genau die Phase, die es gebraucht hat, um sie im Grand Prix-Sport zu etablieren.
Am 2. April bist du stolze Pferdemama geworden, ein Hengstfohlen von De Niro gibt es jetzt in Aubenhausen. Ist das jetzt das neue Ziel nicht nur selbst ausgebildet sondern auch noch selbst gezogen?
von Bredow-Werndl: (lacht) Ja, vielleicht... Das ist schon unser zweites Fohlen, ich bin nämlich begeisterte Hobbyzüchterin. Ich hatte eine tolle Stute, die nach einer Verletzung pausieren musste, da haben wir das mit dem Decken mal probiert und sie ist eine Traum-Mama. Dann dachte ich naja, vielleicht soll es ja so sein und jetzt hat sie wieder ein Fohlen bekommen. Das macht mir schon richtig Spaß.
Dein Ehemann ist auch ein Reiter Glück gehabt bei der Partnerwahl. Er kommt aus der Vielseitigkeit, galoppiert er die Dressurcracks mal über die Wiesen?
von Bredow-Werndl: Im Moment hat er eine Reitpause eingelegt, denn er konzentriert sich sehr auf seine Arbeit. Max revitalisiert denkmalgeschützte Immobilien und realisiert auch Neubauprojekte, darin geht er so auf, dass er sogar sein Pferd verkauft hat. Aber er hat den Pferdevirus natürlich intus und viel Verständnis dafür, was es für mich sehr viel leichter macht. Er begeistert sich für meinen Sport und steht voll hinter mir.
Wir sind hier auf Eurem wunderschönen Anwesen in Aubenhausen. Haben die Sportpferde auch was von der schönen Umgebung, gehen sie ins Gelände oder auf die Koppel?
von Bredow-Werndl: Immer! Das gehört zum täglichen Ablauf, sie gehen jeden Tag raus, auch wenn es regnet. Außer, es ist sehr eisig und der Boden gefroren, dann gehts mal nicht.
Der wunderbare Unee kam Anfang 2012 von Beatrice Bürchler-Keller zu dir. Wie kam das, ist das wie ein Sechser im Lotto?
von Bredow-Werndl: Der Kontakt zu Beatrice Bürchler-Keller kam schon 2009 zustande, als sie von uns ein Grand Prix-Pferd kaufte namens Lancôme, den sie immer noch reitet. Daraufhin hat sie uns ein Pferd in Beritt gegeben und so waren wir immer in Kontakt. Als Unee dann aus Holland zu ihr in die Schweiz kam, fragte sie, ob ich mir vorstellen kann, ihn zu reiten. Das hat von Anfang an sehr gut gepasst und seitdem darf ich ihn reiten.
In deinem Beruf kannst du Hobby und Berufung vereinen. Bis du ein glücklicher Mensch?
von Bredow-Werndl: Ein sehr glücklicher, das kann ich wirklich sagen. Meine Leidenschaft, meine Berufung, mein Hobby konnte ich zum Beruf machen und ich genieße das jeden Tag. Auch wenn es richtig schwere Arbeit und kein Zuckerschlecken ist. Es ist anstrengend, es läuft nicht immer nur alles gut, aber ich gehe sieben Tage die Woche mit einem großen Grinsen im Gesicht in den Stall und freue mich auf meine Pferde.
Herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg auf der Pferd International.
Interview: Christl Horner-Kreisl