Der Verein gegen betrügerisches Einschenken e.V. (VGBE) hat am vergangenen Mittwochabend in einer groß angelegten Aktion 67 Maß Bier in den 13 großen Festzelten auf dem Oktoberfest überprüft.
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Mit einem verheerenden Ergebnis: Im Schnitt waren die Krüge nur mit 0,85 Litern Bier gefüllt. Im Schützenfestzelt betrügt der Wirt den Gast besonders schamlos. »Hier bekommt man im Schnitt eine 0,77-Liter-Maß oder für 2,40 Euro kein Bier«, erzürnt sich Vereinschef Jan-Ulrich Bittlinger. Im Schottenhamel und im Hacker-Festzelt betrügen die Wirte den Gast »nur« um 1 Euro pro Maß. Hier waren die Krüge im Schnitt mit 0,9 Litern gefüllt. Und damit gehören diese Zelte zynischer weise zu den Zelten mit der besten Schankmoral. Hart ins Gericht geht Vereinspräsident Bittlinger mit der Landeshauptstadt München: »Wiesn-Chef Josef Schmid schert sich einen Dreck um den Verbraucherschutz!«. Der Verein vermutet sogar, dass in diesem Jahr gar keine Kontrollen durch das Kreisverwaltungsreferat (KVR) durchgeführt wurden. Möglicherweise sollen so die Umsatzeinbußen für die Wirte abgemildert werden.
Hatten die kontrollierten Maß Bier im Jahr 2013 im Schnitt 0,9 Liter, lag dieser nun bei 0,85 Liter. Rund 40 Tester des Vereins gegen betrügerisches Einschenken waren am 29. September zwischen 18.00 und 22.30 Uhr in den 13 großen Festzelten unterwegs. Der Verein geht bei seiner so genannten Volksschankkontrolle dabei nach den gleichen Richtlinien vor, wie das Kreisverwaltungsreferat München, das vorgibt, eigenen Kontrollen durchzuführen. »Wir bestellen die Massen, warten vier Minuten bis sich der Schaum gesetzt hat und messen dann mit einem Maßband nach«, erklärt Vereinspräsident Bittlinger das Vorgehen seiner Kollegen.
Das KVR unterstellt dem 1899 gegründeten Verbraucherschutzverein seit Jahrzehnten, dass seine Kontrollen »zweifelhaft und fragwürdig« seien. »Man muss sich diesen Vorwurf mal auf der Zunge zergehen lassen«, meint Bittlinger. »Die städtische Ordnungsbehörde erlaubt es den Wirten, dass sie den Gast pro Maß um mindestens 1 Euro bescheißen, das sind 6 Millionen Euro pro Wiesn, weigern sich die Ergebnisse ihrer eigenen, so genannten Kontrollen, unter Nennung des Festzelts öffentlich zu machen und haben dann die Arroganz uns als unseriös zu bezeichnen«, schimpft Bittlinger. Er erinnere sich noch ganz genau an die Jahre 2002 / 2003. Der Verein hat der Ordnungsbehörde der Landeshauptstadt München nach massiven Druck Änderungen bei den Kontrollen abgerungen. »Man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen. Aber vor 2003 haben sich die Prüfer des KVR noch vor ihrer Kontrolle beim jeweiligen Festwirt angemeldet«, weiß Bittlinger zu berichten. »Klar, dass da dann die Schankmoral als einwandfrei gelobt werden konnte«.