Wer eine Veranstaltungshalle aufweisen kann, der bekommt auch Leben in die Gemeinde.
Diese Erfahrung machen aktuell gleich mehrere Gemeinden im Kreis, wobei ausgerechnet die kleinste Gemeinde, Kirchberg im Osten des Landkreises, den größten Schritt nach vorn gemacht hat: Sie könnte plötzlich Austragungsort größerer Showtanzfestivals werden, nur weil sie eine kleine, aber feine Schulsporthalle an ihre Grundschule in Schröding angebaut hat, die bereits für ein Benefizkonzert mit durchschlagendem Erfolg hat genutzt werden können.
Der Markt Wartenberg im Norden des Landkreises wird, was das angeht, gerade in ein Wechselbad der Gefühle geworfen: Einerseits errichtet gerade der Volkstrachtenverein ein neues Vereinsheim mit einem Saal, der Platz für 200 Gäste bieten wird. Dieser soll ausdrücklich auch von anderen Vereinen für ihre Veranstaltungen genutzt werden können, hat Vorsitzender Josef Korber immer betont. Die Modalitäten stehen dabei noch nicht fest, aber der Verein hat noch Zeit: Aktuell läuft der Innenausbau.
Andererseits muss sich der Markt Wartenberg wohl von einem Veranstaltungsort mit Tradition mitten im Ort verabschieden: Die Sanierungskosten für den Reitersaal haben sich als derart hoch erwiesen, dass der Marktrat bei Stimmengleichheit jede Weiterverfolgung des Sanierungsprojektes abgeblasen hat. Das »tödliche Verdikt« des Gutachters war diplomatisch verpackt: Der Saal atme »den Charme der 60er Jahre«.
Was im Gegensatz dazu in Kirchberg geschieht ist spannend: Die Showtanzformation »Danceperados« hat sich vom Taufkirchener Sportverein kommend dem Steinkirchener FSV angeschlossen und geht damit ins Holzland. Damit findet das beliebte Showtanzfestival auch nicht mehr in Taufkirchen statt, sondern die Verantwortlichen schielen auf genau die neue Turnhalle an der Grundschule Schröding, die mit einer Bühne ausgestattet werden kann und die richtige Größe für ein Event dieser Art aufweist. Verena Holzner als eine der treibenden Kräfte hinter dieser Entwicklung jedenfalls zeigte sich überzeugt, dass der Gang ins Holzland der richtige Weg für die Danceperados sei, weil sie dort mit ihrem speziellen Angebot eine Alleinstellung haben.
Damit kommt Kirchberg zu einer Veranstaltung, die ohne die neue Schulturnhalle, die übrigens im Rahmen des Holzlandvolksfestes am 4. Juni offiziell eingeweiht werden soll, nicht zu bekommen wäre. Plötzlich können in der 1.000-Einwohner-Gemeinde Konzerte und andere Kulturangebote stattfinden.
Wartenberg zieht nach: Der Markt subventioniert den Neubau des Volkstrachtenvereins und der Vorstand darf sich schon mal Gedanken über einen Belegungsplan machen. Das Starkbierfest wird dorthin verlegt werden, das gilt als sicher, nachdem der Reitersaal wohl endgültig ausfallen wird.
Der neue Saal hat nach Überzeugung von Vorstand, Bürgermeister und Rat die richtige Größe und das war letztlich auch entscheidend für das Aus des Reitersaales.
Selbst mit größtem Aufwand ließe sich die Zahl der Gäste hier nur auf ein Maß bringen, das in etwa dem entspricht, was der Neubau der Trachtler beherbergen darf. Zwei Säle mit gleicher Kapazität aber machen nicht nur nach Ansicht der örtlichen Politiker in einer Gemeinde wie Wartenberg absolut keinen Sinn. kw