Der Landkreis Erding entdeckt die Bienen. Erst vor wenigen Wochen hat die aus dem Landkreis stammende Umweltministerin Ulrike Scharf über soziale Netzwerke ein Video verbreitet, in dem sie dazu aufruft »kleine Nektar-Tankstellen« für die wichtigen und nützlichen gelben Brummer zu schaffen.
Da war sie reichlich spät dran, denn schon vor Monaten gab es einen ersten politischen Impuls, und der kam von einem Gemeinderat in Langenpreising: Max Danner (FW) stellte nämlich in den Vorberatungen zum Haushalt 2017 den Antrag, 1000 Euro einzustellen für die Beschaffung von Saatgut für Blühflächen, damit eben die Bienen etwas haben. Max Danner ist Jäger und als solcher naturverbunden.
Er rannte nicht nur im Gemeinderat offene Türen ein, sondern motivierte die Verwaltung, sich fachlichen Rat zu holen, was die Anlage dieser Flächen angeht. Mehrere Tagwerk, so Bürgermeister Peter Deimel gegenüber Medienvertretern, sind jetzt schon angelegt worden, und weitere sollen folgen. Jetzt zieht auch die Gemeinde Berglern nach. Sie kommt im Rahmen einer Flurbereinigung an einige nicht ganz kleine Restflächen, die, wie Bürgermeister Simon Oberhofer mitteilte, auf diese Weise gestaltet werden sollen.
Das macht Sinn. Flurneuordnungen führen regelmäßig zu größeren landwirtschaftlichen Flächen und damit zwangsläufig zu ausgeräumten Landschaften, was vom ökologischen Standpunkt her kritisch zu sehen ist, aber bei dem Wettbewerbsdruck, dem die Landwirtschaft unterliegt, kaum noch anders geht. In Berglern werden es gleich mehrere Flächen werden, die ausnahmslos einen gewaltigen Vorteil haben, auf den Max Danner Wert legt: Sie liegen abseits von größeren Straßen.
Das ist nach den Worten Danners wichtig, weil die Bienen ja nicht an den Windschutzscheiben der vorbeifahrenden Autos enden sollen. Allen neu angelegten Flächen ist gemein, dass sie vom Zuschnitt her landwirtschaftlich nicht gut nutzbar sind, für die Gemeinde sonst nur Pflegeaufwand bedeuten. Und so steigen die Zahlen. In Berglern brachte Simon Oberhofer weitere Gedanken in die Debatte ein: Die Gemeinde werde die Flächen, wenn auch nicht so aufwändig, weiterhin in Ordnung halten müssen, denn sonst breiten sich sogenannte Neophyten aus. Diese eingeschleppten neuen Pflanzenarten die bekanntesten Vertreter sind die kanadische Goldrute und das indische Springkraut zeichnen sich durch besonders aggressives Ausbreitungsverhalten aus und verdrängen einheimische Pflanzenarten.
Gemeinden, die den Beispielen aus diesen beiden Landkreisgemeinden folgen wollen, bekommen Hilfe von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, die Saatgutmischungen bereit gestellt hat. Aber auch Privatinitiativen haben das Thema aufgegriffen, etwa bei den Gartenbauvereinen. Der Bayerische Jagdverband begrüßt die Gesetzesänderungen, die diese Entwicklung fördern und weist in einer Mitteilung darauf hin, dass bereits 20.000 Hektar Blühflächen angelegt seien. Damit ist auch klar, woher Gemeinderat Max Danner sein Wissen hat. kw