Eine sehr persönliche Ausstellung über Ruth Meros, eine der letzten Shoah-Überlebenden Münchens und leidenschaftliche Schwabingerin, die im Lehel aufgewachsen ist, mit Fotos von ihrer Tochter Gabriella Meros, ist vom 24. bis 29. Oktober im »By Prinzip«, im Forum der Münchner Freiheit, Münchner Freiheit 7, zu sehen.
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Dort wird seit August der Raum von der Kultur- und Kreativwirtschaft München zur Verfügung gestellt und mit Ausstellungen und Events belebt. »MA« ist die letzte Ausstellung, bevor diese Räumlichkeiten geschlossen werden. Am Donnerstag, 19.30 Uhr ist ein Dokumentarfilm über die Zeitzeugin Ruth Meros zu sehen, danach folgt ein gemeinsames Gespräch mit Ruth Meros und Dr. Sybille Kraft, die das TV Gespräch konzipierte, moderierte und realisierte. Für Schüler, Azubis und Interessierte findet am Freitag, 14 Uhr, ein Zeitzeugengespräch mit Ruth Meros statt.
Die Ausstellung über »MA«, wie Meros ihre Mutter seit ihrer Kindheit nennt, zeigt von Mittwoch bis Sonntag, 29. Oktober, jeweils 12 bis 19 Uhr, wie ein Leben im Alter als Jüdin in Deutschland heute und jetzt, aussehen kann als lebendige und farbenfrohe Collage darüber, ergänzt durch Zitate der Zeitzeugin.
»Mir war es wichtig, meine »MA« authentisch und im Alltagsleben einzufangen und eine klare Linie zwischen Fotomodell oder Prominenten und privater Persönlichkeit zu ziehen«, sagt Gabriella Meros, die als Fotografin schon viele Stars wie Morgan Freeman, Juliette Binoche, Charlize Theron, Harrison Ford oder Steven Spielberg vor der Linse hatte. Für einen Profi eher ungewöhnlich fotografierte Meros ihre Ausstellug fast ausschließlich mit dem Smartphone. Seit Oktober 2010 sind so nicht nur Hunderte Fotos, ganz privat, im Stil eines Tagebuchs, entstanden, sondern auch Interviews und Filme über ihre Mutter und Zeitzeugin. Die Ausstellung soll ein Portrait über einen Menschen sein, der entwurzelt wurde, jedoch seine Wurzeln stets spürt und lebt.
Die 95-jährige Ruth Meros hat zwei Länder als Heimat: Deutschland und Israel. Sie hat die Lust am Leben nie verloren, liebt den Elisabethmarkt und Englischen Garten und nimmt trotz ihres hohen Alters interessiert am politischen und gesellschaftlichen Leben teil und äußert sich auch deutlich zu den Themen Antisemitismus und »Stolpersteine«. Gegen diese für Gabriella Meros aus jüdischer Sicht unpassendste Form der Erinnerung wendet sich Meros entschieden. Für ein zukünftiges würdiges »Gedenken in Augenhöhe« gab sie den Anstoß für den Verein »Respect & Remember Europe e. V.«, in dem Juden und Nichtjuden sich in München und bundesweit engagieren.
Die Gegner der Stolpersteine empfinden es als unzumutbar, dass die Ermordeten durch das Betreten der Stolpersteine gleichsam mit Füßen getreten werden. Zwar hat das Verwaltungsgericht 2016 der Klage auf eine Sondernutzungserlaubnis zur Anbringung der Mahnmale im öffentlichen Raum eine Absage erteilt, doch der Streit geht weiter. Und die Stadt München lasse sich zu viel Zeit mit der Präsentation des vor zwei Jahren ausgeschriebenen Wettbewerbs für die Gestaltung von Gedenktafeln an Häusern und Stelen, bedauert Gabriella Meros. »Dabei wäre es doch so wichtig, dass es in München endlich ein würdiges Gedenken gibt und dass die ganze Stadt das auch mitbekommt. Vor allem in Hinblick auf die nachwachsende Generation und ihr Wissen über den Holocaust«. mil