Früher war alles am Ort: Bank, Apotheke, Handwerker, Einkaufsmöglichkeit. Zu sagen, früher wäre alles besser gewesen, führt zu weit, aber dass die Infrastruktur auf dem Land grundsätzlich dünner wird, ist ein Problem vor allem für ältere Mitbürger.
Im Landkreis Erding versucht der rollende Supermarkt eine dieser Lücken zu stopfen.
Der rollende Supermarkt des Kreisverbands Erding und des Bayerischen Roten Kreuzes hält pro Woche 43 Mal im ganzen Kreisgebiet auf fünf Touren. Bei der offiziellen Präsentation des Busses, der aus Holland kommt und diese Herkunft auch aufgrund verschiedener Aufschriften (noch) nicht verleugnen kann, machte Kreisgeschäftsführerin Gisela van der Heijden das Ziel des neuen Angebots deutlich: Angesichts des immer dünner werdenden Angebots bei der örtlichen Nahversorgung müsse ein Gegengewicht her: »Wir machen da weiter, wo andere aufhören.«
Menschen, die nicht mehr so mobil sind, sollen weiterhin selbstbestimmt leben können, wollen selbst einkaufen, was sie wollen. Jetzt bestehe die Möglichkeit dazu. Überdies schaffe der Treff am rollenden Supermarkt soziale Kontakte, was ebenfalls nicht zu verachten sei. Landrat Martin Bayerstorfer erinnerte bei der Gelegenheit daran, dass durchschnittlich gesehen der Landkreis Erding durchaus dünn besiedelt sei. Dem Bedarf entsprechend hält der Bus gerade nicht in den schwerreichen Flughafen-Umlandgemeinden, sondern rumpelt auf den Dorfstraßen nach Unterschwillach (Gemeinde Ottenhofen) und Grüntegernbach (Stadt Dorfen) oder Mitterlern (Gemeinde Berglern).
Gerade in Berglern saßen mit dem dortigen Seniorenreferenten Otmar Lerch Leute, die das Thema vorangebracht haben. Der Anlass war aber auch hier besonders konkret: Seit der dortige Laden zugemacht hat, sucht Bürgermeister Simon Oberhofer einen Investor für einen Supermarkt. Obwohl die Gemeinde ein Grundstück dafür hätte, war die Suche bislang erfolglos.
Berglern steht nicht allein da: Gisela van der Heijden hatte herausgefunden, dass seit etwa 30 Jahren die Zahl der kleinen Läden deutschlandweit um 75 Prozent abgenommen hat, mit allen Folgen für die jetzt angesprochene Zielgruppe. Juliana Mangold nahm sich des Problems an und entwickelte sich beim BRK zur erfolgreichen Projektmanagerin. Sie stellte das Vorhaben auf die Beine oder besser: auf die Räder. Elf Meter lang ist der Bus, der den rollenden Supermarkt beherbergt. Er bietet auf nur 20 Quadratmetern ein Sortiment von 165 Produkten des täglichen Bedarfs.
Nun ist das BRK nicht unter die Einzelhändler gegangen, sondern kooperiert mit dem Feneberg-Supermarkt in Erding, darf den Lkw sogar dort parken. Die Folge: Die Menschen, die im rollenden Supermarkt einkaufen, werden dieselben Preise haben wie im Markt selbst und damit keinen preislichen Nachteil gegenüber denen, die in die Stadt zum Einkaufen fahren. Und wo die Menschen vom Roten Kreuz schon mal da sind, können sie auch weiteren Service bieten: Sie nehmen Rezepte mit zur Apotheke und bringen bei der nächsten Tour das Medikament mit.
Gisela van der Heijden deutete auch noch weitere Angebote in diesem Zusammenhang an, wollte aber, weil die Vorbereitungen noch laufen, nicht zu sehr ins Detail gehen. BRK-Kreisvorsitzender Franz Hofstetter konnte bei diesem Anlass nur ein riesiges Dankeschön an alle richten, die dieses Angebot auf die Beine gestellt haben. kw