München · Die Stadt München hat sich ehrgeizige Klimaschutzziele gegeben. Den Münchnern soll beim Erreichen eine Schlüsselrolle zukommen. Mit einer Diskussionsveranstaltung unter dem Motto »Unser Klima Ihre Meinung« möchte das Referat für Gesundheit und Umwelt mehr zu Erfahrungen, Hemmnissen und Ideen der Stadtgesellschaft erfahren.
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Das Referat für Gesundheit und Umwelt lädt die Bürger der Stadt zum Diskutieren ein: am Donnerstag, 21. Juni, sollen sie in der Whitebox im Werksviertel, Atelierstraße 18, zu verschiedenen Themen wie Mobilität, Wohnen, Konsum und Ernährung zu Wort kommen. »Wir wollen genauer erfahren, was die Münchnerinnen und Münchner beim Klimaschutz bewegt und die besten Experten dafür sind natürlich die Menschen selbst«, erklärt Umweltreferentin Stephanie Jacobs und verspricht: »Wir werden genau hinhören, denn die Klimaschutzziele werden wir nur erreichen, wenn wir neben der Politik, Verwaltung und der Wirtschaft auch die Bürgerinnen und Bürger mit an Bord haben.« Im September vergangenen Jahres hat der Stadtrat ambitionierte, neue Klimaschutzziele beschlossen bis zum Jahr 2050 soll München klimaneutral sein, bis 2030 sollen die CO2-Emissionen pro Einwohner auf drei Tonnen pro Jahr abgesenkt sein.
In Sachen Umweltschutz hat sich die Landeshauptstadt immer gerne als Vorreiter gesehen. Tatsächlich gehörte München zusammen mit mehreren weiteren Kommunen in Deutschland zu den ersten Städten, die das Thema CO2-Anstieg politisch angingen. 1991 trat München dem internationalen Klimabündnis e.V. bei und verpflichtete sich damit, die in der Stadt jährlich erzeugten CO2-Emissionen bis spätestens 2030 (gemessen an 1990) zu halbieren. Die Zwischenzielvorgaben der Landeshauptstadt wurden mit dem Grundsatzbeschluss des Stadtrats vom 17. Dezember 2008 mit der Übernahme der Ziele des europäischen Netzwerks »Klima-Bündnis e.V.« neu definiert. Der Zielwert für 2030 blieb bestehen. Gleichzeitig wurde die Verpflichtung von Anfang der 90er-Jahre durch den Stadtratsbeschluss bestätigt. Und München arbeitet daran.
Der Erfolg ist wechselhaft. In der Summe kann sich das Ergebnis zwar sehen lassen, wie die ausführlichen Ergebnisse des CO2-Monitorings von 1990 bis 2014 darlegen sollen. So sei der gesamte CO2-Ausstoß in diesem Zeitraum bereits um 40 Prozent gesenkt worden. Ziel fast erreicht? So einfach ist es dann doch nicht.
Besonders beim Heizen wurden große Fortschritte erreicht und gerade dieses Segment ist für einen großen Anteil der CO2-Emissionen verantwortlich. Schwieriger wird es beim Verkehr. Die Verbrennung von Kerosin trägt zwar eher geringfügig, nämlich zu kaum fünf Prozent zum CO2-Ausstoß bei, allerdings ist der Absolutwert von 1990 bis 2014 von 0,21 auf 0,37 Tonnen pro Einwohner angestiegen, ein Plus von 75 Prozent; ein Plus, dass de facto ein Minus in der angestrebten Entwicklung darstellt. Noch nicht erfasst sind die Folgen des Dieselskandals. Seit knapp drei Jahren geht die Zahl der Dieselfahrzeuge auf den Münchner Straßen zurück. Im Gegenzug steigt die Zahl der zugelassenen Benziner an. Weil der CO2-Ausstoß direkt vom Treibstoffverbrauch abhängt, verliert München mit jedem weiteren Benziner, denn die Otto-Motoren verbrauchen mehr Treibstoff als die Diesel-Aggregate. Es klingt paradox, aber der Diesel ist in dieser Hinsicht tatsächlich umweltfreundlicher. Bis 2014 sprach die Entwicklung der Emissionen allerdings tatsächlich für den Benziner. Der Wert war seit 1990 rückläufig, während die Dieselmotoren nach einem deutlichen Anstieg erst seit 2012 wirklich geringere Werte produzierten. Bei den bisher umgesetzten Maßnahmen handelt es sich um eine Mischung aus technischen Entwicklungen und politischen Vorgaben. Die Bevölkerung ist bei Entscheidungen in aller Regel außen vor geblieben. Das soll sich jetzt ändern.
Für die Veranstaltung am Donnerstag, 21. Juni, soll eine breite Mischung aus allen Bevölkerungsschichten gefunden werden, damit möglichst viele verschiedene Perspektiven Eingang in die Diskussion finden. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, ist eine Anmeldung erforderlich. Auf der Internetseite der Stadt, www. muenchen.de/unserklima, ist die Anmeldung bis Donnerstag, 14. Juni, möglich. Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr mit der Begrüßung durch die Umweltreferentin. Im Anschluss wird Bestsellerautor und Erfolgscoach Marco von Münchhausen die Teilnehmenden mit einem Vortrag über den inneren Schweinehund unterhalten: mit Humor und aktuellen psychologischen Erkenntnissen wird er aufzeigen, wie man den inneren Schweinehund zu seinem Verbündeten im Kampf für den Klimaschutz machen kann. Danach sind die Bürgerinnen und Bürger gefragt: An mehreren Thementischen tauschen sie sich zu Themen wie Mobilität, Ernährung und Konsum aus, bevor der Abend nach einer Plenumsdiskussion einen gemeinsamen Ausklang findet. Von Carsten Clever-Rott