"Ichoschule, Tempo 30, darfst Du fahr'n, darfst Du fahr'n. Willst Du schneller flitzen, müssen wir Dich blitzen! Denk daran, denk daran." Das zur Melodie von "Bruder Jakob" gesungene neue "Verkehrslied" der Ichoschule hat das Potenzial für einen Ohrwurm. Entstanden ist es aus einem ernsten Hintergrund: Obwohl vor der Obergiesinger Grund- und Mittelschule seit dem Vorjahr zu den Schulzeiten nur 30 km/h erlaubt sind, rasen viele Autofahrer weiterhin.
Es gibt wohl wenige Schulen in München, die so sehr vom Verkehr betroffen sind wie die Ichoschule. So liegt die Lehranstalt auf einer Verkehrsinsel zwischen zwei Durchgangsstraßen, der Ichostraße und der Silberhornstraße, die den Giesinger Berg und die Tegernseer Landstraße miteinander verbinden. Dementsprechend viele Autofahrer müssen morgens an der Schule vorbeifahren, die meisten haben es eilig, was den Schulweg der Kinder gefährlich macht.
Der Rektor der Icho-Grundschule, Martin Rothenaicher, und engagierte Eltern haben sich in zahlreichen Briefen und E-Mails an die Stadt München dafür eingesetzt, die Situation zu verbessern - mit Erfolg: Seit dem Vorjahr ist rund um die Schule ein Streckenabschnitt ausgewiesen, an dem werktags von 7 bis 18 Uhr "Tempo 30" gilt. Zudem kontrolliert das zuständige Kreisverwaltungsreferat (KVR), zum Teil mehrmals die Woche, mit Lasertechnik die Geschwindigkeit.
Die "Gemeinschaftsinititiative Tempo 30 rund um die Ichoschule", der neben Elternbeirat und Lehrern auch die "Soziale Stadt Giesing" angehört, ist aber noch nicht zufrieden. "Kaum jemand hält sich dran, die meisten rasen immer noch", meint Peter Böhling, dessen Sohn die Icho-Grundschule besucht. Die Initiative fordert, ein sogenanntes Dialogdisplay zu errichten, wie es zum Beispiel in der Rosenheimer Straße in Haidhausen steht. Dieses kommuniziert quasi mit dem Autofahrer, fordert ihn direkt auf, langsamer zu fahren oder zeigt bei zu hohem Tempo einen traurigen Smiley an. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte sich Ende Januar selbst ein Bild von der morgentlichen Verkehrssituation an der Ichoschule gemacht. In der Folge hat die Stadt fest zugesagt, an den beiden umfließenden Straßen Displays aufzustellen.
Auch damit sieht die Initiative ihre Arbeit nicht als getan an: Nach den Osterferien, vom 29. April bis 3. Mai, veranstaltet sie eine Aktionswoche zu "Tempo 30 rund um die Ichoschule". Morgens von 7.30 Uhr bis zu Schulbeginn werden sich die Kinder gemeinsam mit Lehrern, Erziehern des Tagesheims und Eltern auf den Bürgersteigen postieren, um die Autofahrer auf die Geschwindigkeitsbegrenzung aufmerksam zu machen. Bei dieser Gelegenheit wollen sie das eingangs erwähnte "Verkehrslied" zum Besten geben. Andere Eltern ziehen derweil mit Transparenten und Schildern über drei nahe Fußgängerüberwege - natürlich bei Grün.
Ein Logo gibt es für die Aktion ebenfalls: Peter Böhling, der unter dem Namen Bulo als Karikaturist tätig ist, hat ein Männchen entworfen, das als Kopf ein Verkehrsschild hat und mit erhobenen Händen zu "Tempo 30" mahnt. "Es soll eine Aktion sein, keine Demonstration", betont Bulo. "Wir wollen durch kreatives Schaffen ein Bewusstsein schaffen." Am Dienstag, 30. April, von 15 bis 17 Uhr, veranstaltet die Icho-Grundschule einen Tag der offenen Tür zum Thema "Verkehr". Für die Schüler gibt es Workshops, Bands werden spielen und das Kreisverwaltungsreferat soll seine Laserblitzer vorführen. Benjamin Schuldt