Die Kriminalität im öffentlichen Raum nahm im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord (u.a. die Landkreise Dachau, Fürstenfeldbruck, Landsberg a. Lech, Starnberg, Freising, Erding - einschließlich des Flughafens München und Ebersberg, Anm. der Red.) um 5,7 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 zu. Das erklärte jetzt Polizeipräsident Günther Gietl bei einer Pressekonferenz.
Die sogenannte Häufigkeitszahl als Richtwert liegt bei 3.913 Straftaten je 100.000 Einwohner (Vergleich Berlin im Jahr 2022: 14.135 auf 100.000 Einwohner - im Vergleich zu München im Jahr 2022: 5.413 auf 100.000 Einwohner).
Im Gebiet Oberbayern Nord leben derzeit rund 1,6 Mio. Menschen. Gegenüber 2022 nahm die Bevölkerung in diesem Gebiet um 1,6 Prozent (25.344 Personen) zu. Für deren Sicherheit sorgen 2.742 Beamtinnen und Beamten des Polizeipräsidiums, unterstützt werden diese dabei von 374 Tarifbeschäftigten. Den Beamtinnen und Beamten steht eine Flotte von mehr als 700 Einsatzfahrzeugen zur Verfügung.
Gut zu wissen: Die Aufklärungsquote stieg im Präsidialbereich Oberbayern Nord um 2,1 Prozent auf 69,7 Prozent.
Im Jahr 2023 wurden im örtlichen Zuständigkeitsbereich des PP Oberbayern Nord 63.027 Straftaten nach dem Strafgesetzbuch und dem Nebenstrafrecht – ohne Verkehrs- und Staatsschutzdelikte – statistisch erfasst. Die Kriminalität ohne Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz, die maßgeblich von Kontrollen am Flughafen München geprägt sind, nahm um 1,0 Prozent auf 56.279 Taten zu.
Insgesamt wurden 14.749 Personen Opfer von Straftaten, die Zahl der Geschädigten betrug 29.445 und die der Tatverdächtigen 35.167.
Ein Viertel der Straftaten wurde im Bereich des Diebstahls begangen (14.570 Fälle). Über 20 Prozent entfielen auf Sachbeschädigung und Beleidigung. Die Zahl der Wohnungseinbrüche blieb mit 338 Fällen fast auf Vorjahresniveau. Bei knapp der Hälfte der Einbrüche blieb der Einbruch im Versuch stecken, was vor allem auf die gute Sicherheitstechnik zurückzuführen ist. 179 Einbrüche konnten vollendet werden, wobei ein Schaden von rund 1,8 Millionen entstand.
Straftaten gegen das Leben: Im Jahr 2023 wurden 49 Straftaten gegen das Leben, wie Mord, Totschlag, fahrlässige Tötung und Abbruch der Schwangerschaft (§ 218 StGB) gemeldet, 17 Fälle weniger als noch im Jahr 2022. Unter diesen Delikten sind vier Morde (einer vollendet) und 36 Fälle des Totschlags (fünf vollendet). Die Aufklärungsquote bei Mord und Totschlag lag bei 100 Prozent.
Sexualdelikte: Zu den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung zählen Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexueller Übergriff, sexuelle Belästigung, sexueller Missbrauch, Exhibitionismus sowie das Verbreiten (kinder-)pornografischer Schriften. Insgesamt ergab sich bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ein Rückgang um 38 Fälle (- 2,0 Prozent) auf 1.888 Taten. Ein Rückgang war sowohl bei den Vergewaltigungen (- 44 Fälle) als auch bei der Verbreitung pornographischer Inhalte (- 67 Fälle) zu verzeichnen. Die sexuelle Belästigung (+ 41 Fälle) und der sexuelle Missbrauch (+ 21 Fälle) wiesen einen Anstieg aus.
Rohheitsdelikte: Rohheitsdelikte sind Raub, Geiselnahme, Menschenraub sowie Körperverletzung, Nötigung und Bedrohung. Insgesamt wurden 11.061 Taten gemeldet, 464 Fälle mehr als im Vorjahr (+ 4,4 Prozent). Es wird damit das Niveau von vor der Coronapandemie mit Einschränkungen für Veranstaltungen und Lokale überschritten. In den Jahren 2020 bis 2022 waren Straftaten in Verbindung mit Streitigkeiten an diesen Örtlichkeiten zurückgegangen.
Straßenkriminalität: Die Straßenkriminalität ging um 1,5 Prozent auf insgesamt 9.568 Taten zurück. Zahlenmäßig bedeutende Anteile machen Sachbeschädigung (6.073 Fälle), Fahrraddiebstahl (3.571 Fälle) und Diebstahl an/aus Kraftfahrzeugen (1.024 Fälle) aus. Zur Straßenkriminalität zählen auch gefährliche und schwere Körperverletzung auf Straßen, Wegen und Plätzen (395 Fällen), sexuelle Belästigung (222 Fällen) und Straßenraub (21 Fälle).
Im Zuge der Aufklärung von 43.925 Straftaten wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord 35.167 (verschiedene) Tatverdächtige ermittelt. Ohne die Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz konnten mit der Aufklärung von 37.281 Straftaten insgesamt 28.898 Tatverdächtige ermittelt werden; das sind 858 tatverdächtige Personen mehr als im Vorjahr (+ 3,1 Prozent).
21.884 (75,7 Prozent) Tatverdächtige waren männlich und 7.014 (24,3 Prozent) weiblich. Damit stieg die Zahl der tatverdächtigen Männer um 2,7 Prozent, die der Frauen stieg um 4,3 Prozent.
Unter den ermittelten Tatverdächtigen waren 11.821 Nichtdeutsche. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger betrug damit 40,9 Prozent und erreicht damit einen Höchststand. Davon waren 3.682 Personen Zuwandernde. Unter dem Begriff Zuwandernde werden neben Asylbewerbern auch Personen gerechnet, die nach Abschluss des Asylverfahrens nicht abgeschoben werden können (Duldung), Kontingentsflüchtlinge und alle Personen, die sich sonst in Deutschland illegal aufhalten. 2023 stieg die Zahl der tatverdächtigen Zuwandernden um 12,1 Prozent.
Umgekehrt ist auch eine Aussage zu Zuwandernden möglich, die ihrerseits Opfer von Straftaten wurden. So wurden 2023 im Zuständigkeitsbereich des PP Oberbayern Nord insgesamt 1.428 Opfer in diesem Sinne registriert. Der Anteil an deutschen Tatverdächtigen betrug dabei im Jahr 2023 16,7 Prozent.
Immer mehr straffällige Kinder und Jugendliche: Eine Zahl die nachdenklich stimmt ist der Anstieg an jugendlichen Strafttätern und Kindern (unter 14 Jahren), die Straftaten begehen. Im Bereich „Raub im öffentlichen Raum” ergibt sich folgendes Bild: Besonders bemerkenswert ist der Anstieg bei den tatverdächtigen Kindern unter 14 Jahren. Die 18 tatverdächtigen Kinder begingen dabei elf Taten, teilweise gemeinschaftlich. Die Mehrheit der Taten waren Fälle von Streitigkeiten unter Kindern, in deren Verlauf unter Gewaltanwendung Gegenstände geraubt wurden, wie Süßigkeiten, Bekleidungsstücke oder das Handy. Auch im Bereich der gefährlichen und schweren Körperverletzung macht sich dieser traurige Trend bemerkbar, die Zahl der tatverdächtigen Kinder stieg von 73 auf 125 an und bei den Jugendlichen von 205 auf 2045. Im Bereich des Ladendiebstahls fallen die Zahlen noch drastischer aus: Die Zahl der tatverdächtigen Kinder wuchs von 210 auf 390 (ein Plus von 86 Prozent) und bei den Jugendlichen von 379 auf 521 (+37 Prozent).
Zusammengefasst kann man aber dennoch sagen, dass trotz des Anstiegs der allgemeinen Zahlen das Leben im Bereich Oberbayern Nord als sehr sicher gelten kann, liegt es doch auf Platz 3 der sichersten Bezirke in Bayern. Nur der Bereich Schwaben/Süd West und Niederbayern sind noch sicherer.