Ich bin stolz und glücklich, dass so ein Jahrhundertbauwerk in unserem Stadtbezirk entsteht«, strahlt Christiane Hacker (SPD) bei der öffentlichen Erörterung des geplanten Kunstwerkes »Mae West« auf dem Effnerplatz letzte Woche. Das neue Tor in den Münchner Osten ist ein imposantes Gebilde. 52 Meter hoch, wird das »Hyperbolische Paroboloid« nur rund 20 Meter niedriger sein als das direkt dahinter liegende SheratonHochhaus.
Münchner Wochenanzeiger-Themenseite: Bogenhausens Kunstwerk »Mae West«
Bogenhausen · Mae West: die Strickliesl von Bogenhausen Themenseite zur 52 Meter hohen Skulptur »Mae West«, ihrer Planung, den Baufortschritten bis zur Vollendung
Das aus Karbon und Stahl gefertigte Kunstwerk wird geschätzte 200 Tonnen wiegen, die Kreisdurchmesser betragen an der Basis rund 32, am oberen Rand 20 und an der Taille der Figur acht Meter. Kein Problem für den sich darunter befindlichen Tunnel, »denn die Decke wurde bereits extra dick konzipiert«, weiß Heinz Grünberger, Architekt im Baureferat Abteilung Hochbau und zuständig für die Gestaltung im öffentlichen Raum.
1,5 Millionen Euro soll die »Mae West« kosten, rund 0,5 Prozent der Gesamtkosten für den Bau der Tunnelanlagen. »Aufgrund der hohen Bausumme 321 Millionen Euro hat sich der Stadtrat dazu entschlossen nicht wie gewohnt rund zwei Prozent für Kunst am Bau auszugeben«, berichtet Grünberger und fügt hinzu: »Allein 900.000 Euro werden jedoch die reinen Baukosten betragen.«
Inspiriert von der amerikanischen Tänzerin der 20er Jahre, Mae West genannt, konzipierte die US-Künstlerin Rita McBride das filigrane Gebilde. Zwar habe es auch zwei Münchner Entwürfe gegeben, diese seien allerdings »katastrophal« gewesen. »Die hätte man den Münchnern nicht zumuten können«, weiß Hacker. Sie selbst habe in der Kunstkommission gesessen und alle acht Entwürfe gesehen, ihr Fazit ist klar: »Die Mae West war mit Abstand der beste Vorschlag mir gefällt sie sehr gut.«
Nicht alle konnten diese Meinung teilen. So sprach sich auch Oberbürgermeister Christian Ude 2004 gegen das Kunstwerk aus, musste sich dann jedoch der Stadtratsmehrheit beugen. Im Bezirksausschuss lagen die Mehrheiten genau anders herum der SPD gefiels, die CSU lehnte ab. Verkehrte Welt.
Doch trotz der Uneinigkeit ist das Kunstwerk beschlossene Sache. Stehen wird es allerdings nicht vor 2009. Nach der aktuellen öffentlichen Auslegung schriftliche Einwände können noch bis 14. Juni im Baureferat, Friedenstraße 40, 81660 München, eingereicht werden kommt es zum Billigungsbeschluss, gefolgt von einer erneuten Auslegung in der Öffentlichkeit. »Auch die Detailplanung wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen«, prognostiziert Grünberger. Dazu gehört auch die geplante Trambahnstrecke. Die Gleise sollen durch die »Mae West« hindurchlaufen. »Doch die Entscheidung ob und wann die Trambahn gebaut wird, wird in einem gesonderten Planfeststellungsverfahren erörtert werden«, so der Architekt des Baureferats. Außerdem ist parallel zu den Gleisen ein Fußgängerüberweg geplant, der es weiterhin möglich machen soll, den Kreisverkehr zu überqueren.
Auch die Verarbeitung von Karbon in so großen Dimensionen ist komplettes Neuland für die beteiligten Ingenieure und bedarf umfangreicher Vorplanungen. Die Entscheidung für Karbon sei von der Künstlerin wegen seiner »besonderen Oberflächenoptik« getroffen worden. »Edel und filigran« wird die »Mae West« den Effnerplatz »optisch aufwerten«, meint auch Hacker. Und gerade dadurch würden sich auch für die Anwohner kaum Beeinträchtigungen durch Schattenbildung ergeben.
Grünberger: »Es wurden umfangreiche Simulationen erstellt, die zu dem Schluss kamen, dass sich lediglich in den Wintermonaten für die Bewohner der Reihenhäuser am Effnerplatz und einiger Gebäude an der Seliger-, Oberföhringer-, Großjean- und Effnerstraße Schattenwirkungen ergeben werden.« Auch aeroakustische Gutachten wurden erstellt, um abzuklären, ob sich störende Geräuschentwicklungen ergeben könnten.
Auch hier kann Entwarnung gegeben werden. Man rechnet nicht mit »windbedingten Pfeifgeräuschen«, die über ein normales Rauschen hinausgehen. Befürchtungen, das Gebilde könnte stark vereisen, sich dadurch gefährliche Eiszapfen bilden, konnte auch ausgeräumt werden. Denn nur an 40 Stunden im Jahr sei laut »Vereisungsgutachten« mit meteorologischen Bedingungen zu rechnen, die überhaupt Eisbildung zuließen. Die Struktur der »Mae West« sei außerdem nicht für Schneeanhäufungen »anfällig«, so dass auch sehr wenig Schmelzwasser auftrete, das wieder zur Bildung von Eiszapfen nötig sei. Sofern sie dennoch entstünden, wären sie wesentlich kleiner als beispielsweise an Dachrändern.
Alles in allem scheint es, als könnten sich die Bogenhauser auf ein ganz besonderes Kunstwerk freuen, das vielleicht nicht jedermanns Geschmack entspricht, aber sicherlich zukunftsweisenden Charakter hat.
Andrea Koller