München - Mit dem Projekt Fundorte. Wenn Geschichte lebendig wird., lädt das Kulturreferat Münchnerinnen und Münchner zu einer Spurenlese der eigenen Stadt ein im Rahmen des 850. Stadtgeburtstages. Gesucht werden Orte im eigenen Haus, in der Straße, in der Nachbarschaft, die eher nicht in einem Reiseführer zu finden sind und für die es bislang keine Gedenktafeln gibt.
Es ist spannend, die eigene Stadt und die Nachbarschaft zu entdecken, meint Tatiana Hänert von der Agentur kulturvergnuegen, die mit Marta Reichenberger das Projekt organisiert. Dabei sollen sich die Fundorte durch alle Jahrhunderte und Stadtteile ziehen, etwa auch ein Stück Jugendkultur der 1950er-Jahre oder Kinogeschichte.
Wichtig ist, dass es ein optisch wahrnehmbarer Ort ist, dass Reste zu sehen sind, auch wenns nur fünf Steine sind, erklärt Hänert.
Etwa die Brandmauer im Hinterhof der Schwabinger Ainmillerstraße 32, an der noch die Wohnung des Malers Paul Klee zu erkennen ist. Der bedeutende Künstler aus dem Umfeld des Blauen Reiters wohnte dort mit seiner Familie von 1906 bis 1921 und schuf in seiner Küche entscheidende Werke. Oder auch Reisegepäck kann der Auftakt einer Spurensuche sein. Dokumente in einem im Keller ihres Wohnhauses gefundenen Koffers weckten die Neugierde einer Schwabingerin. Sie begann, die Lebensgeschichten ehemaliger Hausbewohner in der Jakob-Klar-Straße zu recherchieren. Die Spur führte von Briefen der Nazi-Größe Hans Frank zum Schicksal jüdischer Bewohner. Ausgangspunkt dieser Spurensuche können auch Erzählungen der Oma oder Nachbarn sein, die in keinem Geschichtsbuch auftauchen.
Bis Ende März wird gesammelt. Bei den Tagen der Münchner Stadtgeschichte am 5. und 6. Juli werden fünf ausgewählte Orte, deren Geschichte in Vergessenheit geraten ist, präsentiert, etwa mit Führungen in der Jakob-Klar-Straße. Wer einen solchen Ort kennt oder bereits selbst geforscht hat, kann mit seinen Hinweisen zum Projekt beitragen.
Fundorte kann man unter Tel. 3 07 31 25 vorschlagen oder am 13. Februar und 12. März, jeweils von 16 bis 18 Uhr, bei der Fundstelle im Münchner Stadtmuseum, St. Jakobs-Platz 1 (Zugang wegen des Umbaus über Oberanger).