Veröffentlicht am 04.12.2008 00:00

München - Gegen Studiengebühren


Von red
Lautstark forderten die Münchner Studenten auf dem Geschwister-Scholl-Platz die Abschaffung der Studiengebühren.  (Foto: sm)
Lautstark forderten die Münchner Studenten auf dem Geschwister-Scholl-Platz die Abschaffung der Studiengebühren. (Foto: sm)
Lautstark forderten die Münchner Studenten auf dem Geschwister-Scholl-Platz die Abschaffung der Studiengebühren. (Foto: sm)
Lautstark forderten die Münchner Studenten auf dem Geschwister-Scholl-Platz die Abschaffung der Studiengebühren. (Foto: sm)
Lautstark forderten die Münchner Studenten auf dem Geschwister-Scholl-Platz die Abschaffung der Studiengebühren. (Foto: sm)

München - „Bildung für alle – und zwar umsonst!“, skandierten die Münchner Studenten vergangenen Dienstag, 2. Dezember, auf dem Geschwister-Scholl-Platz. Mehr als 7.000 Studenten der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), der Technischen Universität (TU), der Fachhochschule (FH) und der Katholischen Stiftungsfachhochschule (KSFH) demonstrierten unter dem Motto „SoS – Studieren ohne Studiengebühren“ vor der Ludwig-Maximilians-Universität.

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Unsozial sei es, wenn man sich Bildung erkaufen kann, sagt Sonja K., Studentin der Sonderpädagogik im dritten Semester. „Damit habe ich persönlich ein großes Problem.“

Dass die Studiengebühren die Dozenten verbessern, sei ein „absoluter Witz“, findet Sebastian B., Student der Feinwerk- und Mikrotechnik an der FH München. „Einen systematisch gekürzten Bildungshaushalt auf Kosten von Eltern und Studierenden zu sanieren, widerspricht allen Grundsätzen. Wir waren doch mal stolz, ein kostenloses Bildungssystem zu haben“, sagt der 28-jährige Diplomand aus Daglfing.

Tina M. protestiert, weil sie sich die Studiengebühren „schlicht und einfach nicht leisten” kann. Die Studentin für Lehramt am Gymnasium hat täglich von 8 bis 18 Uhr Vorlesungen, am Wochenende arbeitet sie zusätzlich im Fitnessstudio. „Trotzdem müssen mich meine Eltern unterstützen, anders würde es nicht gehen“, sagt die Schwabingerin.

Ähnliche Schwierigkeiten kennt Sabine S. aus Denning. Die 27-jährige Studentin für Bildung und Erziehung im Kindesalter an der KSFH hatte die Wahl zwischen „zu Hause wohnen und Studium finanzieren“ oder „ausziehen und nicht studieren“. Sie entschied sich für das Studium. Nicht jeder habe aber das Glück, dass die Eltern in der Stadt leben, „,manche sind gezwungen, sich eine Wohnung zu nehmen“, sagt die 27-Jährige.

SPD, Grüne und Freie Wähler unterstützten die Studenten und forderten ebenso die Abschaffung der Studiengebühren. Im Freistaat solle allen Studenten unabhängig von ihrer sozialen Herkunft zumindest ein Erststudium ermöglicht werden, verlangen die Parteien. „Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen“, meint Isabell Zacharias, hochschulpolitische Sprecherin der SPD im Landtag bei der Auftaktkundgebung in München. „Die Studiengebühren gehörenweg, sie sind eine Benachteiligung sozial Schwacher!“ Dem stimmt auch Margarete Bause zu. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag berichtete, dass von 100 Kindern aus Akademikerfamilien 83 studieren. Von 100 Kindern aus Arbeiterfamilien seien es nur 23. „Das ist ein sozialpolitischer Skandal, den wir nie hinnehmen werden“, sagte Bause bei der Demonstration. „Ich freue mich, dass Sie hier auf der Straße stehen“. Die Fraktionsvorsitzende spielte zudem auf die Krise der BayernLB an. „Für die sind zehn Milliarden da und dann behauptet die Regierung, sie hätte kein Geld!“

Zwei Drittel der Studenten sichern sich laut ver.di ihren Lebensunterhalt selbst. Oft leide dabei das Studium. Galt es früher über die Runden zu kommen, sind nun jährlich noch 1.000 Euro Studiengebühren aufzubringen. „Bei den hohen Mieten, Lebenshaltungskosten und Studiengebühren in München kann sich kein Student mehr wirklich auf sein Studium konzentrieren“, sagte Michael Piazolo, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler.

Behauptungen, Studienbeiträge hielten junge Menschen vom Studium ab, trat Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch am Dienstag in München entgegen: „Die Studienanfängerzahlen in Bayern steigen kontinuierlich an – die behauptete abschreckende Wirkung von Studienbeiträgen ist nicht nachvollziehbar.“ Die Erhebung der Studienbeiträge in Bayern sei durch verschiedene Komponenten sozial verträglich ausgestaltet, so der Minister.

Der Protestzug führte vom Geschwister-Scholl-Platz direkt an der Staatskanzlei vorbei über die Maximilianstraße zum Max-Joseph-Platz. Mit Sprechchören wie „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut“ machten die Studenten auf die Gebührenproblematik aufmerksam. „Wir sind doppelt so viele wie letztes Mal. Wir hören nicht auf, bis die Studiengebühren abgeschafft sind, sagte Tobias Dreier, Geschäftsführer der Studierendenvertretung der Uni München. Es gehe um mehr als 500 Euro, „hier geht es um Chancengleichheit“, meint Klaus Denzinger, Sekretär der LandesAstenKonferenz. Die Organisatoren denken bereits an weitere Aktionen. Über den Antrag auf Abschaffung der Studiengebühren von SPD und Grünen wird voraussichtlich im Januar im bayerischen Landtag abgestimmt.

Von Stefanie Moser

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