Autsch, das Löwenherz blutet. Denn seit Dienstag ist klar: eine Rückkehr ins Grünwalder Stadion ist vom Tisch, voraussichtlich für immer. Im Dezember vergangenen Jahres hatte der Stadtrat beschlossen, das Sechzgerstadion für rund zehn Millionen Euro so zu sanieren, dass es den Anforderungen der 3. Liga genügen würde. Alle weitergehenden Anträge des TSV 1860 waren damals abgelehnt worden, allerdings war dem Verein eine dreimonatige Frist eingeräumt worden, neue Pläne zu präsentieren.
Die sogenannte Projektgruppe Stadionzukunft hatte sich seither um Lösungen bemüht, die Stadt lehnte nun jedoch wieder ab. Enttäuschung pur bei den Mitgliedern der Projektgruppe. So auch bei Roman Beer, Vorsitzender der Freunde des Sechzgerstadions: Das ist ziemlich bitter. Wir waren in der Gruppe eigentlich der Meinung, Antworten mit Überzeugungskraft zu haben. Der Zug für Erst- und Zweitligafußball in Giesing sei nun erstmal abgefahren. Ob das allerdings wirklich eine Entscheidung für alle Zeit ist, wagt Beer zu bezweifeln. Solche Entscheidungen hängen auch immer vom politischen Willen ab. Und der war gestern nicht da.
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Harlaching/Giesing · Aus der Traum Artikel vom 30.03.2010: Keine Rückkehr der ersten Mannschaft ins Sechzger-Stadion
Der TSV 1860 hatte am Dienstag ein Konzept für einen möglichen Umbau des Grünwalder Stadions vorgestellt. Der Architekturvorschlag der Architekten Prof. Josef Schwarz und Prof. Andreas Theilig wurde von den Vertretern der Stadt zwar als sensationell bezeichnet, doch in allen Punkten wurde der Antrag der Löwen als nicht durchführbar zurückgewiesen mit teils fragwürdigen Argumenten.
Eine Entlassung aus dem Vertrag mit der Allianz Arena sei zwar bestätigt, liege aber nicht schriftreif vor. Roman Beer: Ein solcher Kontrakt ist ohne konkreten Auszugstermin nicht möglich. Über die Meinung der Stadt, die Finanzierung des Projekts sei nicht gesichert, kann Beer ebenso nur den Kopf schütteln: Sowas auf die Beine zu stellen, ist innerhalb von nur drei Monaten einfach unmöglich. Wir hätten uns da ein positives Signal der Stadt gewünscht. Für so eine Finanzierung braucht man mindestens ein Jahr.
Zudem seien die Planungen nicht als Umbau, sondern als Neubau zu bewerten. Die damit verbundenen lärmschutzrechtlichen Vorschriften könne der TSV aber keinesfalls einhalten. Beer zeigte sich in einer Stellungnahme enttäuscht: Die Stadien der Zukunft werden nicht mehr auf der grünen Wiese vor der Stadt entstehen, sondern als Teil der urbanen Stadtlandschaft mit einem durchdachten Konzept in bestehende Viertel integriert, um diese aufzuwerten. Ein solches Stadion könnte neben der sportlichen auch soziale und kulturelle Nutzungen beherbergen. München hätte hier Vorreiter werden können, so aber wurde eine historische Chance verpasst.
Viel Trubel unter der Woche bei den Löwen, bei denen es sportlich nach zuletzt drei Siegen in Folge ja endlich mal ruhig zugeht. Am Mittwoch stand ein Prozesstermin im Rechtsstreit mit dem FC Bayern an. Hierbei geht es um die Frage, ob die Bewirtungskosten in der Allianz Arena von rund zwei Millionen Euro jährlich kartellrechtswidrig seien. Der Termin wurde vertagt, bei den Löwen aber ist man zuversichtlich. Das Urteil wird unsere Rechtsauffassung bestätigen, sagte Geschäftsführer Manfred Stoffers, es dauert jetzt halt ein paar Wochen länger.
Ablenken lassen wollen sie sich in diesen ruhigen Tagen beim TSV 1860 von all den Terminen aber nicht. Das Hauptaugenmerk soll auf dem sportlichen Erfolg liegen. Ab sofort müssen wir uns wieder voll und ganz auf die sportliche Entwicklung und die Zukunft des Vereins konzentrieren, sagte Präsident Rainer Beeck. Denn diese Zukunft soll schließlich bald wieder in der 1. Bundesliga stattfinden.
Von Jan Lüdeke
Alle Unterlagen des Konzepts der Stadionprojektgruppe stehen hier zum Download bereit: