Oft liegt ein Mantel des Schweigens über diesem Thema und die Betroffenen bleiben alleine zurück: Eine psychische Erkrankung, gar ein Klinik-Aufenthalt, bedeutet für junge Erwachsene einen sehr schwierigen Start in das eigenständige Leben. Schule, Ausbildung, Arbeit, allein Wohnen, ein wohl gesonnener Freundeskreis, gesunde Beziehungen und eine gute Abnabelung von den Eltern – all diese Themen können vielerlei Probleme und Konflikte in sich bergen. Je besser sie bewältigt werden, desto besser gelingt ein Leben mit (oder trotz) der psychischen Erkrankung.
Der münchenweit tätige Verein Gesellschaftspolitische Projekte e.V. (GPP) steht für pädagogisch betreute Wohnprojekte und WGs für Jugendliche und junge Erwachsene. Die Wohnangebote reichen von der Jugendwohngemeinschaft, über intensiv oder therapeutisch betreutes Wohnen, bis hin zur ambulanten Erziehungshilfe und Migrationsberatung. Insgesamt werden rund 90 junge Menschen in verschiedenen Stadtteilen Münchens in ihrer Lebens- und Wohnsituation individuell und in Gruppen betreut.
Jetzt hat der GPP ein neues Angebot: Das „Betreute Einzelwohnen für psychisch kranke Erwachsene“ richtet sich an 21 bis 27-Jährige, die bereits in der eigenen Wohnung wohnen oder in einer GPP-eigenen Dreizimmer-Wohnung.
„Vor allem das Wieder-Fuß-Fassen nach der Klinik ist für viele eine große Herausforderung“, berichtet die Geschäftsführerin und Therapeutin Antje Eberhard. Die Betroffenen erhalten Beratung und Betreuung, angefangen beim Haushalt und Lebenspraktischem, bei Therapie(suche) und Krisen, bei Anträgen und Ämtern, bis zur Hilfe beim Lernen, Suche von Ausbildungsplätzen oder Wieder-Eingliederung in der Arbeit. „Es geht darum verlässliche Beziehungen aufzubauen und eine Lebensperspektive zu entwickeln“, fasst Caroline Weil, die pädagogische Leiterin, zusammen. Aktuell sind noch einige Betreuungsplätze frei. Kontakt aufnehmen können Betroffene mit unter Tel. 089/579 566 60 oder per Mail an BEW@gpp-ev.de.
20 bis 30 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind laut Deutscher Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie sowie nach Erkenntnissen des Deutschen Zentrums für psychische Gesundheit von einer psychischen Erkrankung betroffen; darunter Angststörungen, Depressionen, posttraumatische Belastungen und Süchte.