Schaurig schönes Brauchtum
Im Frühjahr erwachen nicht nur die Lebensgeister in Mensch und Natur, sondern auch manche anderen Wesen aus ihrer winterlichen Starre und folgen ihrer Bestimmung. In diese Zeit fällt auch der 30. April, der Tag, dem die Walpurgisnacht folgt. Sie ist eine besonders magische Nacht - eine „Freinacht“, in der so manche Gestalt ihr Unwesen treibt. Viele wahre und halbwahre Geschichten ranken sich um seltsame Begebenheiten an verwunschenen Orten. Sie reiten in der Walpurgisnacht mit dem Besen zum Blocksberg, tanzen ungestüm und wild ums Feuer, sind hässlich und gemein und wer ihnen zum Opfer fällt, ist meist verloren. Ob solches Treiben in den vergangenen Jahrhunderten auch in Kirchseeon stattgefunden hat, ist nicht überliefert – aber ist es deshalb auszuschließen? Sicher nicht, denn neben dem Brocken im Harz ist der Kirchseeoner Marktplatz schon seit Jahren ein beliebter Treffpunkt für alle Hexen und ihre Fans. In jedem Jahr schwingen sich mehr als 60 große und kleine Hexen auf ihre Reisigbesen, um den Zuschauern ein großartiges Spektakel zu bieten. Die Hexentänze hatten sich die Teilnehmerinnen selber beigebracht, ebenso ihre Masken mit viel Liebe zum Detail selber gebastelt. Viel Arbeit gab es also im Vorfeld des ersten Auftritts auf dem Marktplatz, der am 30. April 1991 stattfand. Seitdem haben sie jedes Jahr die immer größer werdende Zuschauerzahl mit ihrer Darbietung erfreut. 1998 trat erstmals auch die Kindergruppe, die ebenfalls mit bunten Gewändern und selbstgemachten Masken ausgestattet wurde, mit einem eigenen Tanz auf. 2004 entstand neben der Kindergruppe auch eine Gruppe von Jugendhexen, die von Anja Zellermayr ins Leben gerufen wurde.
06.11.2020 03:56 Uhr
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