Blaue Fensterläden, blühende Pfingstrosen, duftende Apfelbäume und original Augsburger Hühner begrüßen die Besucher, die an der Schwelle zum Ursprung stehen. Wir hier angekommen ist, befindet sich auf einer kleinen Zeitreise zu dem längst vergessenen Leben der früheren Generationen. Das Bauernhofmuseum Jexhof liegt eingebetet im Wildmoos, auf der Grenze zwischen Starnberg und Fürstenfeldbruck. Hier werden von Museumsleiter Dr. Reinhard Jakob und dem gesamten Team Schätze erhalten, die sonst längst in Vergessenheit geraten wären.
Wer den Jexhof besucht, sollte sich Zeit nehmen. Hier gibt es nicht nur alte Heu-Tennen, mehrere hundert Jahre alte Pferdekutschen oder eine alte Schreinerwerkstatt zu entdecken - auch zahlreiche Sonderausstellungen machen den Besuch zu etwas Einzigartigem. Seit 19. Mai ist hier zum Beispiel die Ausstellung „Zwischen Disco, Minirock und Revolte: die 70er” zu sehen. Wer hier allerdings nur an Pril-Blumen und Miniröcke denkt, hat weit gefehlt. Wie der ganze Jexhof auch, erzählt diese Sonderausstellung Geschichten von Menschen im und um den Brucker Landkreis herum. Lebensgeschichten, die diese Region prägen, werden in den Fordergrund gestellt, abstrakte Begriffe greifbar gemacht.
Mit seinen Sonderausstellungen sorgt das Heimatmuseum immer wieder für Schlagzeilen. Die vorherige Sonderausstellung „Janosch: Von Ammersee bis Panama” brachte einen neuen Besucherrekord: Fast 7.000 Menschen besuchten in nur zwei Monaten das versteckt gelegene Museum.
Eine große Leistung, für ein Heimatmuseum, dass von 28 Mitarbeitern gestaltet, betreut und gepflegt wird. Mit ihrer Mitarbeit stoppen sie die Zeit ein wenig, sodass der Besucher nicht das Gefühl hat, sie würde einem wie Sandkörner durch die Finger rinnen. „Bei uns wird Zeit und Geschichte greifbar gemacht”, sagt der Museumsleiter Dr. Reinhard Jakob. Er hatte selbst 2000 als wissenschaftlicher Mitarbeiter hier angefangen. Der Jexhof ließ ihn nicht los und so blieb er: Seit 13 Jahren ist er mittlerweile Museumsleiter mit Leib und Seele.
Eine andere Persönlichkeit, für die der Jexhof seit mittlerweile 25 Jahren eine zweite Heimat wurde, ist Schreiner Heinrich Widmann. Sein Lieblingsplatz ist - wie sollte es auch anders sein - die schöne Holzwerkstatt am Jexhof. In dieser gibt er für große und kleine Besucher Schnitz- oder Schreinerkurse, die schon einmal die ganzen Sommerferien über andauern können. „Man hat mit dem Museum so viele Möglichkeiten an Kinder und Jugendliche unschätzbares Wissen weiterzugeben”, erzählt Heinrich Widmann. Dazu zählt für ihn auch, dass Kinder den richtigen Umgang mit der Natur lernen. „Nach einem Schnitzkurs zum Beispiel wissen die Kinder genau, wie der Baum verarbeitet aussieht aber auch, wie er aussah, als er mal stand. Das ist wichtig!”, findet die gute Seele vom Jexhof. „Bei uns lernen die Kinder nicht nur etwas, sondern können auch einfach ganz ohne Druck Kinder sein”, erzählt Museumsleiter Dr. Jakob weiter. Sein Lieblingsplatz ist übrigens der Spielplatz am Jexhof, an dem bei unserem Besuch zahlreiche Kinder ihre Kletterkünste in den Apfelbäumen erproben.
„Eigentlich stemmen wir mit unseren Besucherzahlen die Leistung eines Stadtmuseums”, berichtet der Museumsleiter stolz. So zähle der Jexhof zu den 20 Prozent der meistbesuchtesten Museen in ganz Deutschland. Das bedeutet in Zahlen: Zwischen 24.000 und 25.000 Menschen werfen einen Blick hinter die alten Hoftüren. „Wir machen ein lebendiges Museum, zum Anfassen und Mitmachen”, so das Credo des Jexhof-Teams. Das gefalle vielen Besuchern, sodass das Bauernhofmuseum mit den Museums-Größen in Großstädten mithalten könne. Für diese Leistung werden der Jexhof und sein Team übrigens im Juli mit dem Heimatpreis von Oberbayern ausgezeichnet. Diesen Preis erhalten Museen für die Vermittlung von heimischer und ländlicher Kultur. „Darauf sind wir - auch wenn wir den Preis noch nicht haben - natürlich sehr stolz”, freut sich Jakob.
Rund 17.000 Raritäten lagern in einem Depot des Jexhofes, die noch darauf warten, ausgestellt zu werden. „Wir müssen uns natürlich noch Konzepte überlegen, wie wir einzelne Stücke präsentieren, sodass es eine in sich schließende Geschichte ergibt, die rund um die Arbeit von damals geht”, verrät Jakob.
Der Jexhof wurde ursprünglich 1433 zum ersten Mal in einer Verkaufsurkunde erwähnt. 1564 wurde der Hof vom Kloster Fürstenfeld erworben. 1983 gründete sich ein Fröderverein zum Erhalt der Hofanlage und 1987 ging es in die Trägerschaft des Landkreises Fürstenfeldbruck über.
Viele Menschen und Geschichten prägten also seit der ersten urkundlichen Erwähnung den Bauernhof, der zwischenzeitlich auch schon einmal komplett verwaist war. Jeder hinterließ also am Jexhof seine Spuren, die das heimelige Anwesen noch heute nachhaltigen prägen.
Bauernhofmuseum Jexhof , 82296 Schöngeising, Telefon: 08153/93250, Fax 08153/932525, Email info@jexhof.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 13 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertage 11 bis 18 Uhr