Veröffentlicht am 30.05.2020 15:14

„Im Großen und Ganzen ist die Welt in Ordnung“

Wenn ein Bus so besetzt ist wie dieser hier, verdient der Busunternehmer mehr, wenn er auf die Fahrt verzichtet. Oder er müsste die Preise so anheben, dass sich keine Teilnehmer mehr finden. (Foto: mka)
Wenn ein Bus so besetzt ist wie dieser hier, verdient der Busunternehmer mehr, wenn er auf die Fahrt verzichtet. Oder er müsste die Preise so anheben, dass sich keine Teilnehmer mehr finden. (Foto: mka)
Wenn ein Bus so besetzt ist wie dieser hier, verdient der Busunternehmer mehr, wenn er auf die Fahrt verzichtet. Oder er müsste die Preise so anheben, dass sich keine Teilnehmer mehr finden. (Foto: mka)
Wenn ein Bus so besetzt ist wie dieser hier, verdient der Busunternehmer mehr, wenn er auf die Fahrt verzichtet. Oder er müsste die Preise so anheben, dass sich keine Teilnehmer mehr finden. (Foto: mka)
Wenn ein Bus so besetzt ist wie dieser hier, verdient der Busunternehmer mehr, wenn er auf die Fahrt verzichtet. Oder er müsste die Preise so anheben, dass sich keine Teilnehmer mehr finden. (Foto: mka)

„1,5 Millionen Euro stehen bei mir zurzeit ungenutzt auf dem Hof rum, aber wert sind sie im Augenblick nur noch etwa 750.000 Euro, denn: Wer kauft heute noch einen Bus?“ Der, der das sagt, weiß definitiv, wovon er spricht. Toni Oppenrieder ist Busunternehmer und das schon in der zweiten Generation – ein Familienunternehmen, wie es im Buche steht. 1971 gründete Leonhard Oppenrieder in Eberfing einen Kleinbus-Betrieb. Von der Gemeinde Eberfing erhielt er den Auftrag, die damals neu erstellte Schulbuslinie zu den Eberfinger Riederschaften zu bedienen. Mit einem Bus, den er vermietete, hatte er seinerzeit also begonnen. 18 Jahre später dann, 1989, stieg das Unternehmen Oppenrieder zusätzlich auf Großbusse um und heute führt Leonhards Sohn, Toni Oppenrieder, der seit 1987 im Geschäft und seit 1989 Geschäftsführer ist, das Unternehmen immer noch an gleicher Stelle mit inzwischen 22 Bussen in allen Größen, vom Neun-Sitzer bis zum Bus mit 59 Sitzplätzen. Toni Oppenrieders Sohn Thomas ist sich gerade angesichts der Krise zurzeit nicht sicher, ob er das großväterliche und väterliche Unternehmen einmal weiterführen möchte.

15 Busse sind abgemeldet

Von seinen insgesamt 22 Bussen sind derzeit sieben noch angemeldet. Die anderen stehen abgemeldet am Hof oder anderswo und warten auf ihren Einsatz. Die sieben angemeldeten Busse fahren als Stadtbusse im Linienverkehr in Weilheim und inzwischen wieder als Schulbusse. Trotz inzwischen 900.000 Euro Verlust ist Toni Oppenrieder nicht der Mann, der so schnell klein beigibt. „Im Großen und Ganzen ist die Welt doch immer noch in Ordnung“, sagt er. Dennoch sieht er seine eigene Situation als „Spitze des Eisberges“, denn es sind viele Branchen und Bereiche von der Corona-Krise betroffen. Was ihm und seiner Branche besonders zu schaffen macht, ist die Tatsache, dass es derzeit keine konkreten Angaben darüber gibt, wie es weitergehen wird. „Wenn wir wüssten, ab wann und unter welchen Bedingungen und Auflagen wir wieder fahren dürften, dann könnten wir versuchen, Alternativen zu finden“, sagt Oppenrieder. Freilich räumt er ein, dass ein Bus, der für fünfzig Personen Platz bietet, nicht nur mit neun Passagieren rentabel fahren könne. „Da verdiene ich weit mehr, wenn ich den Bus stehen lasse.“ Selbst bei halber Besetzung muss er die Preise anheben, um wirtschaften zu können. So sieht das auch Busfahrer Ronny Kuschke (56). Er sagt: „Unter 25 Fahrgästen ist eine Fahrt mit einem der großen Busse einfach nicht mehr wirtschaftlich.“

Welche Alternativen gibt es?

Dass Reisen ins Ausland vielleicht nicht mehr so ohne Weiteres möglich sind, sieht Toni Oppenrieder gar nicht einmal als das große Problem. „Unsere eigene Heimat ist so schön, dass wir zum Beispiel ein Stück Heimat als Bild auf die Außenfront unserer Busse übertragen haben.“ Urlaub in der Region? Warum denn nicht? Etwa im Bayerischen Wald oder, wenn es doch etwas weiter weg sein sollte, vielleicht in Mecklenburg-Vorpommern? Oder auch interessante Tagesausflüge. „Eine Busreise ist schließlich ein gemeinsames Erlebnis, ein gemeinsames Abenteuer: Man fährt zusammen irgendwo hin, ist zusammen dort und kommt zusammen heim. Das verbindet und das bietet Gesprächsstoff“, weiß Oppenrieder. Aber um so etwas zu planen, braucht er eben konkrete Informationen. Vor allem auch darüber, ob die Vorgaben und Auflagen bundeseinheitlich oder von Bundesland zu Bundesland verschieden sind. „Durchquere ich bei einer Tour ein oder zwei andere Bundesländer und da gelten andere Regelungen, wird es schon wieder schwierig.“

Für die Pandemie kann niemand was

„Schließlich“, so sagt Toni Oppenrieder, „kann keiner etwas für die Pandemie. Wir haben jetzt das Problem und müssen es so lösen, dass es allen hilft.“ Und ganz klar ist für ihn: „Wir wollen keine Subventionen, wir wollen fahren!“

„Gäste können sich willkommen und sicher fühlen”

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger erklärt:

„Busreisen zu touristischen Zielen sind in Bayern seit 30. Mai wieder erlaubt. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Normalität. Die Öffnung ist für den Urlaub und die Tourismusbranche im Freistaat wichtig. Mit einer guten Belüftung und Masken wie im ÖPNV ist die Öffnung verantwortbar. Die Gäste können sich zu Recht willkommen und sicher fühlen - und ihre Ferien in Bayern mit einem guten Gefühl antreten.“

„Ich kann die Busunternehmer gut verstehen”

Matthias Vilsmayer (Freie Wähler) ist stv. Landrat in Starnberg und kennt die Lage der Unternehmen im Landkreis. Er beantwortete dem Parsberg-Echo Fragen zur SItuation der Bus-Unternehmer.

„Rückkehr zur Normalität”

Wann gibt es klare und verbindliche Aussagen darüber, wann Busunternehmer wieder Reisen anbieten dürfen?

Matthias Vilsmayer: Als Unternehmer bin ich für schnellstmögliche Rückkehr zum Normalbetrieb: für alle Wirtschaftsbetriebe, Kulturschaffende und Vereine. Organisierte touristische Busreisen, Tagestouren oder Gruppenfahrten, dürfen wieder stattfinden. Über die Bedingungen entscheiden aktuell die Bundesländer. Ich kann die Busunternehmer gut verstehen, dass sie sich mit Protesten Gehör verschaffen, um auf die dramatische wirtschaftliche Situation der Branche aufmerksam zu machen.

„Wir brauchen einheitliche Regelungen”

Welche genauen Auflagen (Anzahl der Fahrgäste, Mindestabstände, Hygienevoschriften etc.) sollten dabei zu beachten sein?

Matthias Vilsmayer: Es gilt: Mundschutz und Desinfektionsmittel, Abstand beim Ein- und Aussteigen an Haltestellen. Mitglieder aus ein bis zwei Haushalten können beisammensitzen. Es heißt, es sei ein geringes Risiko, bei einer kurzen Busfahrt neben jemanden zu sitzen. Es ist jetzt an der Zeit, für Busunternehmer bundesweit einheitliche Regelungen zu bekommen.

„Es funktioniert gut”

Wie kommen die Busunternehmen im ÖPNV und bei der Schülerbeförderung mit den Einschränkungen zurecht?

Matthias Vilsmayer: Teilhabe an Bildung kann und darf nicht an der Schulbusbeförderung scheitern. Aktuell sind nur wenige Klassen in der Schule. Die Busse und Schulbusse sind zurzeit nicht voll besetzt. Mit Mundschutz und bei Beachtung der Hygienerichtlinien funktionieren die Schülerbeförderung und der ÖPNV-Busbetrieb sehr gut.

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