Am Industriedenkmal Radom in Raisting wurde am 17. Oktober erfolgreich die neue Traglufthülle montiert. Bei moderat-herbstlichen Klimabedingungen konnte die rund 5.300 Quadratmeter große Hülle innerhalb von 13 Stunden mit zwei Kränen und zahlreichen Industriekletterern, Monteuren sowie mit der Unterstützung örtlicher Handwerksbetriebe und der Feuerwehr Raisting eingebaut werden.
Der Einhub dauerte keine zwei Stunden, noch vor 9 Uhr schwebte die neue Hülle über der Antenne. Für das Ablassen und Befestigen der Hülle am Klemmring wurden weitere sechs Stunden benötigt. Nach der Überprüfung der Befestigungen, war das Aufblasen der Hülle dann innerhalt einer halben Stunde erledigt und ab 16.45 Uhr hatte Raisting sein Radom wieder auf der Flur in einem strahlenden Weiß stehen. Die Montage konnten am Sonntagabend abgeschlossen werden, als die letzten Kletterer und der Hebering des Krans, gegen 19.15 Uhr den obersten Punkt des Radoms mit Hilfe der zwei Kräne verlassen haben. Die alte Schutzhülle der imposanten Satellitenantenne im bayerischen Oberland war 2020 bei einem Sturm zerstört worden.
„Wir freuen uns, dass alles so gut geklappt hat“, sagte René Jakob, Geschäftsführer der Radom Raisting GmbH. „Das Wetter war in den vergangenen Tagen nicht ganz optimal, aber heute war es ruhig genug.“ In den vergangenen Tagen habe man sich extrem gut vorbereitet und den Einhub üben können. „Die Kranführer und Industriekletterer haben einen tollen Job gemacht“, lobte Jakob. „Die einmütige Entscheidung, den Einhub am Samstag gegen 13 Uhr wegen des zunehmenden Windes abzubrechen und am Sonntag in aller Frühe gegen 6 Uhr, beim Vorbereitungsstand des Vortages erneut zu starten, hat sich als absolut richtig erwiesen.“
Die spektakuläre Montage wurde am Samstag und Sonntag von zahlreichen Schaulustigen und der Presse aufmerksam verfolgt – allerdings mit dem nötigen Sicherabstand durch Absperrungen. Im Einsatz waren zwei Kräne: ein 200-Tonner und ein 700-Tonner. Der Größere hob die 10,5 Tonnen schwere Hülle über die 32 Meter hohe Antenne. Hier war von allen Beteiligten hohe Sorgfalt und Präzisionsarbeit gefragt, um weder die Antenne noch die Hightech-Schutzhülle zu beschädigen.
Vor einer Woche war die neue Hülle auf die Baustelle geliefert worden. Das Team hatte die Hubeinrichtungen an der Hülle angebracht sowie die Schutzkonstruktion für die Antenne vormontiert: Mit Hilfe des kleineren Krans breitete man die Hülle und die Hilfs-Konstrukte aus. In den folgenden Tagen wurde der „Schwimmring“ an der Hülle und die Schutzelemente an der Antenne angebracht. Der riesige aufblasbare Ring hatte den Zweck, Antenne und Hülle vor Beschädigungen beim Überstülpen zu schützen. „Wind und Wetter erschwerten diese Arbeiten ein wenig“, so Radom-Geschäftsführer Jakob. „Aber am Ende gelang uns auch eine Hängeprobe, um die Lastaufnahme zu justieren und die Symmetrie für den Einhub herzustellen.“ Am Folgetag wurde der Schwimmring am unteren Ende der Membran befestigt und aufgeblasen. Am 12. Oktober traf dann der große 700-Tonnen-Kran auf der Baustelle ein und wurde vorbereitetet. Nach dieser Generalprobe gelang am Montagetag alles nahezu alles wie gewünscht. Unterm Strich konnten rund dreißig Prozent der Vorbereitungsarbeiten an Unternehmen aus dem Landkreis Weilheim-Schongau und sechzig Prozent an Unternehmen aus Bayern vergeben werden.
Die ursprüngliche Traglufthülle der Parabolantenne war 2020 bei einem Sturm zerstört worden. Auch wenn die Metallkonstruktion in der „hüllenlosen Zeit“ den Witterungseinflüssen recht gut widerstand, ist der Schutz durch die Hülle unverzichtbar. „Aufgrund des Klimawandels rechnet man heute damit, dass die Windlasten bei Winterstürmen rund 30 Prozent höher anzusetzen sind als früher“, sagte Jakob.
Das Radom wurde 1963 bis 1964 als fünfte Satellitenstation weltweit erbaut. Über die Anlage konnten die Bundesbürger 1969 die Mondlandung der Apollo 8-Raumfähre live verfolgen, auch die Olympischen Spiele 1972 in München übertrug man darüber in die ganze Welt. 1999 erhielt das Radom den Status „Industriedenkmal von nationalem Rang“. 2007 erwarb es der Landkreis Weilheim-Schongau. Die gemeinnützige Landkreis-Tochter Radom Raisting GmbH ist der Betreiber. Geplant ist für eine künftige Nutzung, das Denkmal und die Ausstellung durch die Installation von Großprojektionen, für die Gäste attraktiver zu gestalten und dadurch auch ein breiteres Publikum anzusprechen.
Landrätin Andrea Jochner-Weiß: „Das Radom in Raisting ist ein einzigartiges Industriedenkmal, dass es zu erhalten gilt. Daher engagieren wir uns dafür nach Kräften, denn das Radom ist eine prägende Landmarke in der Region und steht wie nichts Anderes als Symbol für die Verbindung zwischen Tradition und Moderne. Unser Ziel ist es jedoch, dass das Radom nicht nur ein lebloses Denkmal in der Landschaft ist, sondern durch eine gesellschaftsorientierte Nutzung – etwa als Eventlocation und Ausstellungsort – auch ein Teil des Lebens unserer Bürger wird. Die neue Hülle ist für diese künftige Rolle ein wichtiger Schritt.“