Eine Ehrung, wie sie einem nicht alle Tage zuteilwird, erfuhr in der letzten Woche Walter Haefeke aus Seeshaupt: „In Anerkennung der um Volk und Vaterland erworbenen besonderen Verdienste“ wurde ihm durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Überreicht wurde sie ihm im Landratsamt in Weilheim durch Landrätin Andrea Jochner-Weiß.
„Der Anlass ist ein besonderer und selbst für mich kein alltäglicher“, versicherte die Landrätin zu Beginn ihrer Laudatio auf Haefeker, der zusammen mit Ehefrau Angelika und Sohn Thomas sowie Seeshaupts Bürgermeister Fritz Egold zur Feierstunde im kleinen Rahmen im Weilheimer Landratsamt erschienen war. Als vor zwei Jahren viele das Volksbegehren ,,Rettet die Bienen“ unterzeichnet hatten, gehörte Haefeke auch dazu. Aber anders als für viele war mit der Unterschrift das Thema für Walter Haefeke längst nicht erledigt, so die Jochner-Weiß. „Sie, lieber Herr Haefeker, kämpfen schon seit vielen Jahren für die Bienen - und das nicht nur mit einer Unterschrift. Sie setzen sich in der Praxis und mit großem Sachverstand ein: Seit bald 18 Jahren wirken Sie als biozertifizierter Imker.“
Als Präsident des Europäischen Berufsimkerverbands engagiert sich Haefeke für eine bienen- und umweltfreundliche Landwirtschaft. Gerade in Bezug auf die Reduzierung der Insektizide und Pestizide konnte er hier wichtige Erfolge verzeichnen, etwa im Verbot der hochgiftigen Neonicotinoide. Mit dem Urteil des Europäischen Gerichtshof, bei dem Walter Haefeke die Europäischen Imker im Luxemburg vertrat, wurde ein Meilenstein des Insektenschutzes geschaffen.
Erstaunlich ist dabei, dass Haefeke eigentlich aus einem ganz anderen Bereich kommt. Er war als IT-Experte tätig und arbeitete als begehrter Computerexperte in USA im Silicon Valley. Seine Entscheidung, das Ruder seiner persönlichen Lebensplanung „zugunsten eines anderen, naturnahen Lebens rumzureißen“, hatte ihn dann nach Bayern zurückgeführt. Als Imker baute er sich eine neue Existenz auf. „Eine ganz besondere Gründergeschichte, finde ich“, sagte Andrea Jochner-Weiß.
Zu Haefekes Verdiensten gehört unter anderem das Starten oder Mitwirken an wichtigen Initiativen wie etwa dem Schutz des Erbguts der Bienen durch die eine Open Source-Lizenz für alle Imker, das Projekt Bienenstrom, bei dem Verbraucher mit einem kleinen Zuschlag zu ihrem Strompreis ein Biosphärenreservat mitfinanzieren können, sowie das ,,Sternenfair“-Zertifikat, das für eine bienenfreundliche Milchproduktion steht und mit dem jeder Bürger etwas für genug Blühflächen tun kann. Nicht zuletzt wirkt Walter Haefeke als Mitbegründer und Jurymitglied des European Bee Awards mit, der Landwirte belohnt und ermutigt, bienenfreundlich zu produzieren. „Für dieses große Engagement für Umwelt, Natur und Artenvielfalt kennt man Sie weltweit. Wahrscheinlich sind Sie dafür sogar überregional weitaus bekannter als in unserem Landkreis. Dennoch ist Ihr großer Einsatz auch bei uns nicht unbemerkt geblieben“, schloss die Landrätin und überreichte Haefeke die besondere Auszeichnung.
Walter Haefeke selbst sieht die Medaille als Ansporn für andere, sich ebenfalls einzusetzen. „Es ist wie beim Fußball: Wir brauchen viele frische Spieler – aber für die Bienen.“