Bei der diesjährigen Laimer Bürgerversammlung dominierte vor allem ein Thema: Die Tram-Westtangente und die dafür geplanten Baumfällungen. Die Laimer wurden nicht müde, Anträge dafür zu stellen: Von insgesamt 31 Anträgen hatten 18 die Tram zum Inhalt, ebenso wie zwei von fünf Anfragen. Dabei waren die rund 265 anwesenden Bürger geteilter Meinung, ob das Tram-Projekt überhaupt umgesetzt werden soll. Einig ist man sich indes darin, dass keine Bäume unnötig gefällt werden sollen. Andere Laimer Themen, wie etwa Bauvorhaben oder die Parklizensierung. gerieten darüber in den Hintergrund.
Man sorgt sich um 370 Bäume, die zur Fällung freigegeben sind. Sie sollen den Weg freimachen für den Bau der neuen Tramtrasse, die vom Ratzingerplatz über die Fürstenrider Straße bis zum Romanplatz führen soll. In der Wotanstraße haben die Baufeldfreimachung und die Einrichtung der provisorischen Verkehrstechnik bereits begonnen. Auch werden im Neuhauser Bereich jetzt Gas- und Wasserleitungen verlegt. Zwischen Romanplatz und Gaßnerstraße fielen bereits elf Bäume. Eigentlich sollten die Fällungen im November in der Fürstenrieder Straße weitergehen. Für Anfang 2024 ist der Spatenstich geplant. Doch im Oktober teilte die Deutsche Bahn mit, dass sich die Fertigstellung der Umweltverbundröhre, wie auch des S-Bahnhofs Laim um zwei Jahre auf das Jahr 2028 verschieben wird. Dies hat gravierende Auswirkungen auf die Planung der Tram, die einmal durch den Tunnel fahren soll. „Eine schwierige Situation“ nennt dies Bürgermeisterin Verena Dietl, die durch die Bürgerversammlung führte. Noch bevor die Laimer Bürger ihre Anträge stellen konnten, versuchte sie Fakten offen zu legen und den verschiedenen Infos, die sich in der Bürgerschaft bereits Bahn gebrochen hatten, entgegenzuhalten.
Bürgermeisterin Dietl gab das Versprechen ab: „Die Bäume werden sicher nicht vor nächstem Jahr gefällt.“ Die Planungen für den Bau der Tramtrasse werde man an den verzögerten Zeitplan, den die Deutsche Bahn für ihre Bauprojekte erklärt hat, anpassen. Besorgt sind die Bürger aber nicht nur um die vielen Bäume, sondern auch darüber, ob die Finanzierung für die Tram überhaupt steht und der Nutzen-Kosten-Plan noch aufgeht. Einige Bürgeranträge fragen nach der Wirtschaftlichkeit des Projekts, fordern die Offenlegung der Verkehrsuntersuchungen, die der Planung zugrunde gelegt wird. Andere zweifeln an der Sicherheit der Fördermittel von Bund und Freistaat und ob die kommunalen Mittel trotz gestiegener Zinsen ausreichen. Verena Dietl stellt klar: „Die Mittel für den Bau der Tram sind vorhanden.“ Ulf Ball, Vertreter der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) bekräftigt: „Die Nutzen-Kosten-Untersuchung wurde immer wieder aktualisiert.“ Derzeit laufe die Prognose für 2035, deren Ergebnisse gleichfalls einen positiven Nutzen-Kosten-Plan versprechen. Auf dieser Grundlage werden die Fördermittelanträge an Bund und Freistatt gestellt. „Die Förderwürdigkeit ist gegeben“, sagt Ball, weswegen auch die Förderung „als gesichert gelten“ könne.
Die Laimer aber zweifeln an der Tram. Mit knappen Mehrheiten (etwa mit 84 zu 80 oder 87 zu 76 Stimmen) wurden die meisten Anträge beschieden, die den Stopp der Tram-Planungen fordern. Selbst Josef Mögele (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) und einer, der sich über Jahre für die Tram stark machte, fordert mehr Infos. Etwa dazu, ob die Verträge für die Brücke über die A96 an der Ammerseestraße überhaupt unterzeichnet sind. „Wir sollten keine Bäume fällen, bevor wir nicht genau wissen, wann was passiert.“
Am Montag, 27. November, lädt die MVG zur Infoveranstaltung nach Laim ein. Um 18 Uhr können Bürger in der Turnhalle der Grundschule Schrobenhausener Str. 17 noch einmal ihre Fragen an die Projektleiter richten.