Hund Gordon passte nicht mehr zu den Lebensumständen seiner Besitzer, um Eselin Luna kümmerte sich keiner und die Enten mussten abgegeben werden, weil sich die Nachbarn am Geschnatter gestört haben. Es sind traurige Schicksale, die hinter den etwa 500 Tieren stehen, die auf dem Gnadenhof Gut Streiflach eine neue Heimat gefunden haben. Seit circa 25 Jahren gibt es die Auffangstation zwischen Germering und Freiham. Beim Tag der offenen Türe konnte das normalerweise für die Öffentlichkeit gesperrte Areal besichtigt werden.
Die Ponys und Pferde sind die Lieblinge der Besucher. Die gutmütigen Tiere, die neugierig an den Zaun kamen, wurden mit Grasbüschel gefüttert, gekrault und gestreichelt. Das war nicht immer so. Die Vierhufer stammen meist aus elenden Verhältnissen. Man denkt an das Märchen der Bremer Stadtmusikanten, wenn man auf den Tafeln vor den Gehegen die Lebensgeschichten der Tiere liest. „Zu alt“, „Knie kaputt“, „Besitzer verstorben“, „nicht mehr zu gebrauchen“, „im Stall vergessen“. Oft sind die Besitzer erkrankt oder wie ein „Tier-Messie“ überfordert mit der Pflege. Er hatte zwei Ponys aus sehr schlechten Verhältnissen gerettet, war aber selbst nicht in der Lage sich um sie zu kümmern.
Einige Tiere wurden gequält wie Mischlingshund Rocky, dem als Welpe der Schwanz abgerissen wurde. Nach solchen Erlebnissen sind die Tiere oft traumatisiert und den Menschen gegenüber misstrauisch. Auf dem Gnadenhof haben solche Tiere ein sicheres Zuhause gefunden. Sie werden in der Regel nicht mehr vermittelt. Die Pflegerinnen und Pfleger des Gnadenhofs geben ihnen Sicherheit und Zuwendung, Der eine oder andere Hund wurde von ihnen aber auch adoptiert und ist nun „Bürohund“. Zum Beispiel Pudeldame Bea, Yorkshire-Terrier Benny oder Kangal-Hündin Lilly. Neugierig blickten sie aus ihrem Gehege auf die hunderten von Besuchern, die vorbeizogen und ihnen Kosenamen zuriefen.
Viele Tiere wurden scheinbar ohne Verantwortungsgefühl aus einer Augenblickslaune heraus gekauft, ohne sich über die Konsequenzen im Klaren zu sein. Aus niedlichen kleinen Ferkeln, die als Haustier gekauft wurden, werden eben 80 bis 120 Kilo schwere Schweine, die in keine Wohnung passen. Auf dem Gnadenhof können sie sich glücklich im Schlamm suhlen und ein artgerechtes Leben führen. Artgerecht ist hier auch das Leben der Papageien, die ihre engen Käfige und die Einzelhaltung mit großzügigen Volieren und gefiederten Freunden tauschen konnten.
Etwa 500 Tiere leben auf Gut Streiflach. Hunde, Katzen, Ziegen, Rinder, Schafe… . Mitglieder haben sie gerettet, freigekauft oder das Veterinäramt hat sie aus Qualhaltung befreit. Der Träger des Hofes ist der Verein „Gewerkschaft für Tiere“. Er betreibt auch einen Gnadenhof für Bären bei Bad Füssing. Hier leben Bären, die aus osteuropäischer Zirkus- oder Tanzbärhaltung gerettet wurden. Da der Unterhalt der Tiere hohe Summen verschlingt, freut sich der Verein über Spenden.