Veröffentlicht am 12.08.2008 16:11

„Häng dein Herz nicht an Dinge!“


Von LS
Der Herd ist verdreckt, die Spüle vermüllt: „Messies” fällt es schwer, sich von Dingen zu trennen. (Foto: H-Team)
Der Herd ist verdreckt, die Spüle vermüllt: „Messies” fällt es schwer, sich von Dingen zu trennen. (Foto: H-Team)
Der Herd ist verdreckt, die Spüle vermüllt: „Messies” fällt es schwer, sich von Dingen zu trennen. (Foto: H-Team)
Der Herd ist verdreckt, die Spüle vermüllt: „Messies” fällt es schwer, sich von Dingen zu trennen. (Foto: H-Team)
Der Herd ist verdreckt, die Spüle vermüllt: „Messies” fällt es schwer, sich von Dingen zu trennen. (Foto: H-Team)

Menschen, die Schwierigkeiten haben, ihre Wohnung ordentlich zu halten und die alltäglichen Aufgaben zu organisieren werden als „Messies“ bezeichnet. Kennzeichnend für das „Messie-Syndrom“ ist ein Hang zum Sammeln bzw. Horten von Dingen, die andere Menschen meist als wertlos ansehen und wegwerfen würden. Die Betroffenen können oft nicht den wahren Wert dieser Gegenstände einschätzen und zwischen wichtig und unwichtig, brauchbar und unbrauchbar unterscheiden. Diese „Sammelwut“ führt mitunter dazu, dass in der Wohnung nur noch enge Wege bleiben und die übrige Fläche vor lauter Haufen, Kisten oder Säcken nicht mehr betretbar ist. Dies sind allerdings Extremfälle. Nicht jeder „Messie“ entspricht dem verbreiteten Bild eines oft arbeitslosen, ungepflegten Menschen, der in einer vermüllten Wohnung lebt. Viele Betroffene sind äußerlich unauffällig.

Das „Hilfs-Team“ (kurz: H-Team) mit Sitz in München-Sendling betreut seit 18 Jahren unter anderem „Messies“. Im Interview mit dem SamstagsBlatt sprechen die Geschäftsführer Peter Peschel und Wedigo von Wedel über das Angebot des Vereins, die Arbeit mit „Messies“ und die Auswirkungen ihres Berufes auf ihr Privatleben.

SamstagsBlatt: Sie sind Gründungsmitglied des „H-Teams“. Wie kam es dazu?

Peter Peschel: Bevor ich die Gründung des H-Teams initiiert habe, habe ich bei der Organisation „Sprungbrett“ gearbeitet. In einer Abteilung wurden auch Leute versorgt, die unter dem „Vermüllungssyndrom“ leiden. Diese Arbeit haben hauptsächlich Zivildienstleistende, also Laienkräfte, gemacht und man ist zu dem Schluss gekommen, dass die Arbeit so nicht mehr weiter praktiziert werden kann. Ich habe aber gesehen, dass es in dieser Richtung Bedarf gibt und fand es wichtig, dass diese Leute weiter versorgt werden. Gleichzeitig habe ich bei dieser Organisation auch miterlebt, dass Anwälte Vormundschaften und Pflegschaften durchgeführt haben, die das hauptsächlich nur vom Schreibtisch aus machen konnten. Da habe ich mir gedacht: Da muss sich etwas ändern. So ist die Idee entstanden, zum einen ambulante Dienste, zum anderen etwas in Richtung vormundschaftliche Betreuung zu machen.

Wie hat sich der Verein bis heute weiterentwickelt?

Peschel: Wir haben gemerkt, dass es viel Bedarf gibt. Deshalb ist der Verein was die Anfragen und Mitarbeiter betrifft entsprechend gewachsen. 1995 ist das Pflegeversicherungsgesetz ins Spiel gekommen und die Anforderungen sind gestiegen. Wir mussten den Pflegedienst anders strukturieren und uns anpassen.

Wedigo von Wedel: 2003 kam das betreute Einzelwohnen hinzu. Etwa zur gleichen Zeit haben wir auch zwischen den Pflegebedürftigen differenziert und denen, die wir regelmäßig ambulant versorgen. Das wurde zu diesem Zeitpunkt in getrennte Fachrichtungen aufgeteilt.

Peschel: 2005 ist die Abteilung „Hauswirtschaftliche Hilfen“ dazu gekommen. Insgesamt sind wir als Betreuungsverein tätig, als Pflegedienst und ambulante Wohnungshilfe kombiniert mit einer Nachbetreuungsabteilung. Zusätzlich bieten wir betreutes Einzelwohnen für psychisch Kranke und hauswirtschaftliche Hilfen. Das ist das Spektrum, das wir abdecken.

50 Mitarbeiter, 300 Klienten

Wie viele Mitarbeiter hat das H-Team?

Peschel: Im Moment sind wir ca. 50 Leute.

Wie viele Klienten gibt es?

Peschel: Das wechselt natürlich. Im Moment sind es in allen Abteilungen etwa 300.

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