Die Sozialdienste und Nachbarschaftshilfen des Landkreises Fürstenfeldbruck schlagen Alarm: Weil die Krankenkassen eine Gebührenanpassung in der von ihnen als notwendig erachteten Höhe verweigern, will die Arbeitsgemeinschaft der Dienste (ARGE) mehrere Aktionen starten, um die Forderung zu unterstützen. Am vergangenen Donnerstag begannen bayernweit mehrere Protestaktionen. Eine vorübergehende Gebührenerhöhung um 2,5 Prozent hatten die Wohlfahrtsverbände in den Verhandlungen mit den Kassen zuletzt gefordert, und angeboten, diese Erhöhung im Laufe des Jahres anhand von 80 Musterdiensten zu überprüfen. Das Gegenangebot der Kassen beläuft sich auf 1,11 Prozent – nach Ansicht der ARGE zu wenig, um die ambulante Pflege in Bayern dauerhaft sicher zustellen.
Seit mehr als vier Jahren arbeiten die ambulanten Dienste ohne eine Anpassung der Gebühren durch die Kostenträger – und dies, obwohl seit der letzten Gebührenerhöhung im Jahr 2004 die Lohn-, Sach- und insbesondere die Energiekosten deutlich gestiegen sind. Bei einer Pressekonferenz in den Räumen des Sozialdienstes Germering machten die Sprecher der Einrichtungen jetzt ihrem Unmut Luft. Was die Krankenkassen sich leisteten, sei eine Unverschämtheit, so Hans-Joachim Lutz, ARGE-Sprecher und Vorsitzender des Sozialdienstes Germering. Seit vier Jahren verhandelten die Verbände über eine Gebührenanpassung und der jetzige Vorschlag von 1,11 Prozent sei viel zu wenig zur Refinanzierung der häuslichen Pflege. Bei der Preissteigerung der letzten Jahre sei es auf dieser Basis kaum mehr möglich, zum Wohle der Patienten zu arbeiten.
Reinhard Neuhofer von der Nachbarschaftshilfe (NBH) Maisach-Egenhofen wies darauf hin, dass bereits jetzt die ohnehin schlecht bezahlten Helfer länger als die von den Kassen vorgegebenen Zeitspannen bei den Patienten bleiben würden – ohne Erstattung der Leistungen. Auch Sonja Thiele, Geschäftsführerin des Sozialdienstes, erläuterte an einem Beispiel den enormen Kostenanstieg: 2004 habe man für die eingesetzten Fahrzeuge noch Benzinkosten in Höhe von 5.480 Euro gehabt. 2008 seien es schon im Juli 6.325 Euro gewesen. Wilfried Bauer vom Sozialdienst Gröbenzell sprach von einer „Zumutung der Kassen“.
Die ARGE, die 20 Pflegedienste im Landkreis vertritt und insgesamt 2.000 Patienten versorgt, will jetzt Druck machen und an alle Bürgermeister des Landkreises Briefe verschicken. Außerdem wenden sich die Einrichtungen mit offenen Briefen an Politiker, Kranken- und Pflegekassen, weitere Aktionen sind geplant.