Die Auftragsbücher sind voll, doch Mitarbeitende fehlen. In Deutschland tun sich Handwerksbetriebe derzeit schwer, offene Stellen zu besetzen und Auszubildene zu finden. Viele potenzielle Nachwuchskräfte scheinen das Handwerk nicht attraktiv zu finden. „Schlecht bezahlt“, „zu anstrengend“, „von gestern“, so die Vorbehalte.
Aber: Entgegen mancher Annahmen ist das Handwerk alles andere als verstaubt – es ist modern, innovativ und zukunftsorientiert, denn auch im Handwerk schreitet die digitale Transformation voran. High-Tech und traditionelles Handwerk sind keine Gegensätze, sondern ergänzen sich ideal. Immer mehr Branchenkenner plädieren dafür, digitale Tools in der Ausbildung stärker zu betonen. Schließlich spielen sie auch in der Berufspraxis von Handwerksbetrieben eine immer wichtigere Rolle. Zunehmend erleichtern smarte Maschinen auch die körperliche Arbeit. Das macht traditionelle Männerdomänen auch für Frauen attraktiv. Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen oder mit rudimentären Sprachkenntnissen können dank digitaler Tools ihr Wirkungsspektrum ebenfalls erweitern.
So entsteht eine Win-Win-Situation: Technikaffine Jugendliche finden eine unvermutet spannende, gut bezahlte Arbeit mit vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten. Die Betriebe wiederum gewinnen motivierten Nachwuchs, mit dem sie die zunehmende Digitalisierung meistern können.
Bis zum Jahresende 2024 wurden im oberbayerischen Handwerk im Übrigen 9.381 neue Ausbildungsverträge geschlossen. Das sind 3,5 Prozent mehr als vor Jahresfrist. „Die Zahlen belegen eindrucksvoll, dass unsere Betriebe auch in der Krise die Ausbildungsintensität hochhalten. Es ist überaus wichtig, sich frühzeitig um die Fach- und Führungskräfte von morgen zu kümmern und diese am besten selbst auszubilden. Schließlich macht sich der Renteneintritt der Babyboomer-Generation im Handwerk etwas früher bemerkbar als in anderen Wirtschaftsbereichen: Das liegt daran, dass die Babyboomer jünger in die Berufstätigkeit gestartet sind, als es zum Beispiel aktuell im Handwerk der Fall ist“, erklärt Dr. Frank Hüpers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer.