Veröffentlicht am 25.10.2010 00:00

Unterhaching · Reduzierte Fernwärmepreise

Die Geothermie Unterhaching veröffentlicht zum 1.10.2010 ein neues Preisblatt mit einer Senkung des Arbeitspreises und der Einführung des Minitarifes für Kleinverbraucher.

Bereits seit 2007 liefert die Geothermie Unterhaching Fernwärme aus dem Inneren der Erde. Die Anlage läuft reibungslos und die Kunden schwärmen von der einfachen und komfortablen Wärmeversorgung. Bei innovativen Projekten tauchen aber auch immer wieder Fragen zur Sicherheit oder möglichen Umweltbelastungen, wie z.B. Lärmentwicklung auf.

Vertreter des Gemeindejournals befragten deshalb Herrn Wolfgang Geisinger, Geschäftsführer der Geothermiegesellschaft und Frau Gerlinde Kittl, Leiterin des Vertriebs:

GJ: Die Heizöl- und Erdgaspreise sind nach dem Preissturz im Jahr 2009 wieder angestiegen. Die Geothermie Unterhaching kündigte erstmalig eine Preisreduzierung an. Wie erklärt sich der gegenläufige Trend?

Geisinger: In der Preisgleitklausel in unseren Kundenverträgen ist genau festgelegt wie die Fernwärmepreise angepasst werden, können bzw. müssen. Wir prüfen einmal im Jahr die Preisindizes z.B. für Strom, Lohn usw., die regelmäßig vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht werden, und setzen diese in die Formel ein. Da der Vergleich immer mit zurückliegenden Perioden angestellt wird, zeigt sich bei der Geothermie Unterhaching der Markttrend immer mit einem Jahr Verzögerung.

GJ: Wie hat sich der Preis denn seit der Einführung der Fernwärme insgesamt verändert?

Kittl: Seit der Erstellung des ersten Preisblattes lag die jährliche Preissteigerung z.B. für ein Einfamilienhaus zwischen 1 % bis maximal 5 %. In diesem Jahr wurden die Preise sogar um rund 2 % bis 3,5 % je nach Anschlussleistung gesenkt. Entgegen den Turbulenzen auf dem Energiemarkt, bieten wir unseren Kunden eine preisstabile und kalkulierbare Wärmeversorgung mit nur moderaten Preissteigerungen.

GJ: Insbesondere bei energetisch optimierten Gebäuden mit einem geringem Verbrauch schla-gen die fixen Kosten bei der Geothermie Unterhaching stark zu Buche. Was ändert sich mit dem Minitarif?

Kittl: Die Geothermie Unterhaching will Kunden bei der Energieeinsparung unterstützen. Die fixen Kosten bzw. der Grundpreis ist beim Minitarif um die Hälfte reduziert, dafür ist der verbrauchsabhängige Arbeitspreis höher. Wer Energie einspart, kann damit auch die Verbrauchskosten bei der Fernwärmeversorgung senken. Energiesparen wird belohnt.

GJ: Können alle Kunden der Geothermie Unterhaching den Minitarif nutzen?

Kittl: Der Minitarif wurde speziell für Kunden mit einem gut wärmegedämmten Altbau oder Neubau im sogenannten KfW 40- bzw. 60-Standard ent­wickelt, ist aber grundsätzlich für alle Kunden offen. Wer einen Verbrauch unter 13.500 kWh hat, kann auf Antrag diesen Tarif nutzen. Mit der Jahresabrechnung wird unsererseits geprüft, ob die Bedingungen eingehalten werden und mit welchem Tarif der Kunde am besten fährt. Nach dem günstigsten Tarif wird dann auch abgerechnet.

GJ: Warum ist der Grundpreis bei der Geothermie Unterhaching im Vergleich zum Grundpreis beim Erdgasbezug höher?

Kittl: Bei der Geothermie erhalten die Kunden fertige Wärme direkt ins Haus und brauchen somit keinen Heizkessel, mit dem die Wärme erzeugt wird. Das, was z.B. bei einem Gasanschluss der Kunde selbst im Haus investiert, steckt bei der Geothermie im Grundpreis drin. Hinzu kommt, dass die Bau­kosten für ein Fernwärmenetz im Vergleich zur Verlegung einer Gasleitung weitaus höher liegen, da größere Leitungen und immer zwei Leitungen in ein Gebäude verlegt werden müssen und die Geothermie Unterhaching im Gegenteil zur Gasleitung hierfür keinen Baukostenzuschuss verlangt. (Vorlauf für die Belieferung des heißen Fernwärmeleitungswassers, Rück-lauf für das abgekühlte Fernwärmeleitungswasser).

GJ: Die entscheidende Frage ist: Rechnet sich die Fernwärme im Vergleich zu anderen Heizarten?

Kittl: Betrachtet man allein die Verbrauchskosten gibt es Kunden, die mit der Fernwärme bis zu 15 % und in Einzelfällen auch mehr sparen, es gibt aber auch Kunden die über den bisherigen Verbrauchskosten liegen. Die Verbrauchskosten allein zu betrachten führt jedoch zu einem falschen Ergebnis. Bei einer Ölheizung muss der Kessel irgendwann erneuert werden. Im Durchschnitt kostet dieser rund 15.000 Euro, man muss also jedes Jahr einen Tausender zur Seite legen, damit das Geld nach 15 Jahren, wenn der Kessel kaputt geht, angespart ist. Bei einem Fernwärmeanschluss kümmern wir uns darum. Wir sorgen dafür, dass der Wärmetauscher (Versorgungsgerät) immer funktioniert und tauschen ihn aus, ohne dass der Kunde dafür extra bezahlen muss. Und nicht zu vergessen, bei der Fernwärme entfallen auch die Wartungs- und Stromkosten für den Brenner, den Kaminkehrerdienst oder die Versicherungen.

GJ: Wie viel Kunden hat die Geothermie Unterhaching bereits angeschlossen und wie geht es nun weiter?

Kittl: Die Geothermie Unterhaching hat mittlerweile über 400 Kunden mit einer Anschlussleistung von aktuell 45,7 MW angeschlossen und versorgt neben öffentlichen Gebäuden wie z.B. Rathaus, Schulen, Sportstadion auch private Gebäude vom Reihenhaus bis zum Hochhaus. Zu unseren Kunden zählen aber auch Gewerbebetriebe wie z.B. Pflanzen Kölle, Develey und im Juni dieses Jahres wurde auch Infineon an das mittlerweile über 35 Kilometer lange Fernwärmenetz angeschlossen. Der Ausbau des Fernwärmenetzes wird auch in den kommenden Jahren je nach Kundeninteresse fortgesetzt. Im Fokus liegen, nur um einige wenige Beispiele zu nennen, die Neubauten auf der Stumpfwiese oder das Gebiet um den Pittinger Platz.

GJ: Es wird immer wieder gemunkelt, dass die Geothermie Unterhaching zur Fernwärmeversorgung im höheren Maß mit Heizöl zuheizen muss. Ist dies denn richtig?

Geisinger: Dieses Gerücht können wir uns eigentlich nicht erklären. Die Geothermie Unterhaching beliefert nun schon seit 2007 die Kunden mit Energie aus der Erdwärme. In den vergangenen Jahren liefen die Reserveheizkessel lediglich dann, wenn Wartungsarbeiten durchzuführen waren, wie z.B. bei dem im letzten August stattgefundenen Austausch der Tiefpumpe. Die Umbauarbeiten umfassten einen Zeitraum von 2 Wochen. Neben den großen Heizkesseln gibt es im Heizwerk aber auch kleinere Kessel, die die Druckhaltung im Fernwärmenetz aufrecht erhalten. Diese Kessel müssen immer laufen, damit der Wärmetransport zum Kunden gewährleistet ist. Vielleicht sieht der ein oder andere Unterhachinger deshalb Rauch aus dem Schornstein im Heizwerk aufsteigen, so dass der Eindruck entsteht, dass zugeheizt wird. Ohne ungeplante Unterbrechung wird das Fernwärmenetz jedoch zu 98 % mit der Wärme aus dem Thermalwasser versorgt.

GJ: Apropos Wartungsarbeiten. Läuft die Stromerzeugungsanlage wieder und welche Mängel wurden bei den Revisionsarbeiten festgestellt?

Geisinger: Nach den anfänglichen Startschwierigkeiten läuft die Stromerzeugungsanlage seit März dieses Jahres mit einer 95 %igen Verfügbarkeit. Die Wartung im August hat keine Mängel aufgezeigt, so dass wir äußerst zufrieden sind und optimistisch in die Zukunft blicken können.

GJ: Wie sehen Sie die Entwicklung der vielen Geothermieprojekte im Münchner Raum?

Geisinger: Wir finden es großartig, dass Unterhaching die Initialzündung für weitere Geothermieprojekte geliefert hat und sich immer mehr Projekte auch mit Thema Wärme- und Stromerzeugung aus Geothermie befassen. Die Geothermie hat in unserer Region das Potential zur tragenden Säule bei der Verwirklichung der Energievision des Landkreises München zu werden.

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