Veröffentlicht am 26.04.2012 00:00

München · Ritter-Sport, der nicht weh tut


Von red
 Johannes Gürth in einer Kampfpause. Foto: Verein  Adam Nawrot vor dem Kampf.  (Foto: Verein)
Johannes Gürth in einer Kampfpause. Foto: Verein Adam Nawrot vor dem Kampf. (Foto: Verein)
Johannes Gürth in einer Kampfpause. Foto: Verein Adam Nawrot vor dem Kampf. (Foto: Verein)
Johannes Gürth in einer Kampfpause. Foto: Verein Adam Nawrot vor dem Kampf. (Foto: Verein)
Johannes Gürth in einer Kampfpause. Foto: Verein Adam Nawrot vor dem Kampf. (Foto: Verein)

„Man merkt zwar schon, wenn man einen Schlag mit dem Schwert abbekommt, aber es tut überhaupt nicht weh. Teil des Sports ist es unter anderem, nachzuvollziehen, wie genau die Rüstung im Mittelalter beschaffen war“, erklärt Adam Nawrot, Trainer und Mitglied einer neuen, bislang dreiköpfigen Schwertkampftruppe.

Dazu gehören neben dem 32jährigen Giesinger, der seit zehn Jahren als Trainer verschiedener Kampfsportarten tätig ist, Johannes Gürth und der Bogenhausener Norman Scholz. Zwei Mal die Woche treffen sich die Münchner zum Training: „Mittwochs trainieren wir Techniken, Kraft, sowie Ausdauer und sonntags üben wir den Kampf in Rüstung“. Und jetzt treten sie als Teil des deutschen Nationalteams bei der „Battle of Nations“, von 30. April bis 6. Mai, in Warschau an.

Obwohl mittelalterliche Veranstaltungen gerade im Trend lägen, ginge es den Kämpfern vielmehr um den Sport, als ums Verkleiden und das Herumprotzen mit Rüstungen und Waffen, erklärt Nawrot, der mittelalterliche Geschichte studiert hat. „Zu unserem Training gehören das Erlernen von Schrittkombinationen, Schlag- und Deckungstechniken sowie jede Menge spezielles Konditions- und Krafttraining“, erläutert der 1,95 Meter große Kämpfer. „Es ist die Freude an der Geschichte, die Idee, sich in einem realistischen Kampf gegenüberzustehen und das Adrenalin, das Vollkontaktschwertkampf zu so einem fantastischen Hobby macht“, sagt Johannes Gürth. Schwertkampf sei die einzige Kampfsportart, in der man ungebremst und in voller Dynamik seine Kräfte miteinander messen könne, sagt der 27-jährige Wirtschaftsingenieursstudent aus Giesing. Normalerweise besteht eine Gruppe aus zwölf Kämpfern. Sie tragen während des Kampfes einen Ritterhelm aus Stahl, der mit einer Kapuze aus dicht gefülltem Leinenstoff gepolstert ist. Der Oberkörper wird geschützt durch eine Brigantine, ein Stoffkleid, an das Metallplatten genietet sind. Die Beine und Arme stecken in Protektoren aus gehärtetem Stahl. Die gesamte Rüstung wiegt etwa 18 Kilogramm, das Schwert 1.200 Gramm und der Schild bringt weitere vier Kilogramm auf die Waage.

So gerüstet traten die drei Münchner kürzlich in Bernau bei Berlin beim Qualifikationsturnier für die Weltmeisterschaft im Vollkontaktschwertkampf, bei dem sich 12 Kämpfer aus sieben Bundesländern in Ausscheidungskämpfen maßen. In der Kampfarena stehen sich dabei jeweils fünf schwer gerüstete Männer gegenüber. Auf ein Signal des Schiedsrichters stürmen sie aufeinander zu und versuchen durch Tritte, Ringen und Schläge mit abgestumpften Repliken mittelalterlicher Hiebwaffen wie Schwertern, Äxten und Hellebarden die gegnerische Mannschaft zu Boden zu bringen. Diese Disziplin nennt sich Buhurt und wird in zwölf Durchgängen geschlagen. Das Fünferteam, von dem zuletzt ein Kämpfer stehen bleibt, gewinnt die Runde. Es kracht und scheppert und sieht furchterregend aus. Ein Durchgang dauert meist weniger als eine Minute. Die etwa 120 Zuschauer in der Halle sind anfangs sprachlos. Nachdem sie allerdings sehen, dass die Kämpfer nach jeder Runde scheinbar unversehrt wieder aufstehen und sich lachend umarmen, wächst die Begeisterung. Die drei Münchner bildeten mit zwei weiteren Kämpfern eine Mannschaft und schlugen sich tapfer.

Die drei Münchner werden im Mai nach Warschau reisen: Deutschland wird dieses Jahr zum zweiten Mal ein Nationalteam stellen für die „Battle of the Nations – die Schlacht der Nationen“, die in ein paar Wochen in der polnischen Hauptstadt Warschau stattfindet. Neben dem Fünf-gegen-Fünf-Modus wird es auch Einzelduelle und Schlachten von 21-Kämpfer-Teams gegeneinander geben. Doch daran nimmt die deutsche Mannschaft mangels Beteiligung in diesem Jahr nicht teil.

In Deutschland sei der Sport halt immer noch sehr unbekannt, so Nawrot, welchen Stellenwert er in Osteuropa genieße, zeige schon die Dotierung der Preisgelder. „Für die Königsdisziplin bei der „Battle of the Nations“ sind 35.000 US-Dollar Preisgeld ausgeschrieben“. Trotzdem haben die Deutschen hohe Ziele, erklärt Michael Grassow, Kapitän der deutschen Nationalmannschaft des vergangenen, so wie dieses Jahres: „2011 waren wir Letzter, heuer streben wir Platz fünf an.“

Über interessierte und kampfbegeisterte Neulinge freut sich die Münchner Truppe, melden kann man sich unter der E-Mail adamnawrot@web.de .

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