Die energetische Wende soll auch mit Geothermie im südlichen Landkreis München in den kommenden Jahren ein erkleckliches Stück vorankommen.
Energie für die Zukunft
Unternehmen und Kommunen planen bis 2019 den Aufbau eines leistungsfähigen Leitungsnetzes vom Geothermie-Kraftwerk Kirchstockach auf Brunnthaler Flur nach Ottobrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Hohenbrunn und Neubiberg. Ein entsprechender Wärmeliefervertrag, den Vertreter der Süddeutschen Geothermie-Projekte GmbH (SGG), der Energieversorung Ottobrunn GmbH und Vertreter der Gemeinden jetzt unterzeichnet haben, könnte in wenigen Jahren bereits bis zu 18.000 Haushalte mit Strom und Wärme versorgen. Jeweils rund 45 Megawatt an Wärmeleistung hierfür können die beiden Geothermie-Kraftwerkanlagen in Kirchstockach und Dürrnhaar als derzeit leistungsfähigste Geothermie-Kraftkammern des Landes generieren.
Derzeit wird das Potenzial aus Sicht der beteiligten Unternehmen wie auch der Gemeinden noch längst nicht voll ausgeschöpft. Nach der Stromlieferung soll nach der Wärmegewinnung in den Kraftwerken entlang von rund 6 Kilometern an Leitungskörpern zwischen den Kraftwerken und den Gemeinden künftig auch Wärme an die örtlichen Haushalte geliefert werden. »Heute ist ein Tag, auf den wir lange gewartet haben«, fasste Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer als maßgeblicher Mit-Antreiber des Projektes die positive Draufsicht der Beteiligten bei der Präsentation in Kirchstockach zusammen. Auf einem Hektar Fläche am Südende des Ganser-Firmengeländes ist das Respekt einflößende, von silbern blitzenden, kilometer langen Rohrleitungen dominierte Geothermie-Kraftwerk seit 2004 erdacht und seit 2009 baulich umgesetzt worden.
Auch Loderers Amtskollegen Günter Heyland aus Neubiberg und Ursula Mayer als Rathauschefin in Höhenkirchen-Siegertsbrunn betonten die geothermischen Segnungen und blickten optimistisch in die energetische erneuerte Zukunft. »Breit aufgestellt« sieht man sich auch dank der geothermischen Angebote in Neubiberg. »Als Gewinner« in Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Lediglich bei der vierten beteiligten Gemeinde Hohenbrunn besteht laut Thomas Hoppenz noch »weiterer Überzeugungsbedarf«. Der Mann muss es wissen. Als Geschäftsführer der Energieversorgung Ottobrunn GmbH sitzt er an der informativen wie gestalterischen Schnittstelle.
In den anderen Partnergemeinden ist die Überzeugung von der Sinnhaftigkeit der Geothermie längst weit verbreitet. Ottobrunns Rathauschef Loderer will die Geothermie nicht nur in neuen Siedlungsbereichen wie der umstrukturierten Josef-Seliger-Siedlung mit 170 Wohneinheiten etablieren. Auch öffentliche Gebäude wie das neue Gymnasium Ottobrunn hat er längst fokussiert. »Wir haben da optimistisch und mit viel Vertrauen den Neubau gleich ganz ohne Heizungskeller geplant«, lacht der Bürgermeister. In Hohenbrunn ist man noch zurückhaltender. Grundsätzlich bestünden keine Einwände gegen die Geothermie, lautet das Credo von Bürgermeister Stefan Straßmair vom weiteren Ausschreiben der Wärmeversorgung und dem genauen Vergleich der Angebote.
Kostenintensiv wird das Geothermie-Engagement in jedem Fall. Rund 15 Millionen Euro werden die Projektpartner in den kommenden Jahren in die ehrgeizige Planung mit zwei Rohrleitungen (Rohrdurchmesser rund ein halber Meter!) investieren. Auch die in Kirchstockach direkt auf dem Ganser-Gelände untergebrachte Bio-Vergärungsanlage soll energetisch integriert werden. »Deren Abwärme wird bisher ungenutzt an die Umwelt abgegeben«, sehen die technischen Akteure auch hier Potentiale.
Die Gemeinden sehen sich in jedem Fall als Gewinner. »Das finanzielle Risiko liegt im unternehmerischen und nicht im kommunalen Bereich Wir werden in Neubiberg bei den Haushalten für rege Teilnahme trommeln«, ist Bürgermeister Heyland von den Geothermie-Segnungen überzeugt. »Gespannt, optimistisch und voller Vorfreude« zeigte sich Kollegin Mayer. Und Thomas Loderer strahlte im Kraftwerk ohnehin mit der Sonne um die Wette. RedB