Unter dem Titel „Fotografie ist die Botschaft“ präsentiert der Künstler Stefan Hunstein eine Werkschau seiner Arbeiten aus den vergangenen 40 Jahren – zu sehen bis 27. November 2019 in der Rathausgalerie/Kunsthalle München im Rathaus am Marienplatz. In Einzelwerken, Serien und Installationen ist seine Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie umfassend dokumentiert, für die er 1991 den Deutschen Fotopreis für Fotografie als Kunst erhalten hat. Der Eintritt ist frei
Stefan Hunstein bezieht eine klare Stellung in seinen Fotografien, die sich an Marshall McLuhans These „Das Medium in die Botschaft“ orientiert. Er steht dem Dokumentarischen und dem Anspruch mit Fotografie die Wirklichkeit abbilden zu wollen kritisch gegenüber und fokussiert sich viel mehr auf das Innere der Fotografie selbst. Das Medium stellt neue Wirklichkeiten bei jedem Betrachter her und bewirkt unabhängig von seinen Inhalten eine Veränderung in der Wahrnehmung und des Denkens.
Dieser Leitfaden zieht sich durch die gezeigten Arbeiten in der Ausstellung. Hunstein beschäftigt sich in seinen aktuellen Arbeiten beispielsweise kritisch mit der heutigen Selfie-Kultur, widmet sich der Endlichkeit des Lebens oder setzt sich kritisch mit dem Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit auseinander. Seinen konzeptuellen Arbeiten haftet dennoch immer etwas surreal und traumhaftes an.
Stefan Hunstein ist bekannt für seine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit. Die Bilder, in denen sich Hunstein mit historischem Bildmaterial und politischen Themen auseinandersetzt, gehören zu einem wichtigen Teil der Ausstellung. So breitet sich ein ganzes Panorama von historischen Fotos, die durch ihre Kolorierung Aktualität und erfahrbare Nähe gewinnen, wie eine „Schlachtenmalerei“ vor dem Betrachter aus. Dazu gehören auch die 99 Ansichtskarten aus der deutschen Nachkriegszeit der 1950er Jahren, die Hunstein in „Schön war’s!“ durch seine fotografische Bearbeitung zu einem bonbonbunten Psychogramm einer neuen Bundesrepublik macht, die sich fröhlich in die Verdrängung flüchtet.
Mit „Im Eis“ hat Hunstein Traumbilder geschaffen, denen etwas Unwirkliches und zugleich Theatralisches mit der Landschaft als Bühne anhaftet. In der Serie, die ihre eigene Zeit beansprucht und für die Hunstein vier Wochen in der Arktis unterwegs war, verbindet sich Fragiles mit Monumentalem, Schönheit der Natur mit ihren Schrecken, poetische Szenerien mit abstrakten Räumen. Landschaft verdichtet sich zu einer eigenen Form und ist nicht lediglich ästhetische Abbildung einer fremden Welt, sondern Essenz des Sichtbaren mit einer eigenen Realität.
Stefan Hunstein wurde 1991 mit dem Deutschen Fotopreis ausgezeichnet. Seine Arbeiten wurden in vielen europäischen Städten gezeigt, unter anderem im Münchner Haus der Kunst, in der Hamburger Kunsthalle, der Kunsthalle Wien und im Lenbachhaus München sowie im Deutschen Bundestag in Berlin.
Sonderveranstaltungen während der Ausstellung: Sonntag, 20. Oktober, 11 Uhr: Künstlergespräch; Mittwoch, 23. Oktober, 20 Uhr: Performance „Musée Imaginaire“ von und mit Stefan Hunstein; Sonntag, 17. November, 11 Uhr: Vortrag über Fotografie. Matinée und Kunstauskunft: Sonntag, 27. Oktober 2019, 11 bis 13 Uhr, und Samstag, 9. November, 15 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei und keine Anmeldung erforderlich. Alle Veranstaltungen finden in der Rathausgalerie statt.