Gebrannte Mandeln, Bratwurst, Bier, Kettenkarussell und dazu noch der vermutlich größte Geschirrmarkt Europas: Es ist diese Kombination, die die Auer Dult so besonders macht. Dreimal im Jahr findet das weithin bekannte Fest auf dem Mariahilfplatz statt. Die Kirchweihdult vom 19. bis 27. Oktober beschließt die Dultsaison 2019. Sie hat ab Samstag täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet.
Der Schaustellerbereich der Dult richtet sich vor allem an die jüngeren Besucher, doch auch Junggebliebene dürften ihren Spaß haben: Es warten eher sanfte Fahrgeschäfte wie Autoskooter, Kettenflieger, Schiffschaukel und Kinderkarussell. Dazu laden Wurfbuden zum Geschicklichkeitstest ein. Abschied nehmen heißt es heuer vom Russenrad, einem traditionellen kleinen Riesenrad, das auf der Auer Kirchweihdult nach über 90 Jahren vielleicht seine letzten Runden drehen wird. Der Betrieb ist für die Besitzer nicht mehr rentabel.
Serviceangebote wie Kinderwagenparkplatz, Wickelstation und Ruhebänke sorgen für Wohlfühlatmosphäre im Schaustellerbereich und ermöglichen einen stressfreien Volksfestbesuch schon mit den Kleinsten. Die Fahrgeschäfte öffnen immer eine halbe Stunde nach den Marktständen, also um 10.30 Uhr. Am Dienstag, 22. Oktober, ist Familientag mit ermäßigten Preisen im Schaustellerbereich.
Die Dulten in der Au sind nicht nur für ihre Gemütlichkeit, sondern auch für ihr Essen bekannt. Viele Klassiker bekommen auf der Dult einen neuen Anstrich ‒ so werden etwa Bio-Bratwürste mit exotischen Gewürzen und anderen Aromen verfeinert. Ess- und Naschbuden bieten diverse süße und herzhafte Speisen an. Erwachsene sollten sich einen Besuch im lauschigen Biergarten unter den Kastanienbäumen nicht entgehen lassen. Auf Schleckermäuler warten das Dultcafé und Stände mit Süßigkeiten wie Eis, Schokofrüchten, Zuckerwatte, gebrannten Mandeln und glasierten Früchten.
Berühmt und beliebt ist die Auer Dult aber vor allem für ihr ausgedehntes Freiluft-Kaufhaus. Auf der Suche nach kleinen Geschenken dürfte hier wohl jeder fündig werden: Duftende Seifen, handgemalte Seidentücher, dicke Wollsocken, Spiele aus Holz, aber auch Puppenkleidung, Türkränze und vieles mehr lassen sich beim Stöbern entdecken. Rund 300 Beschicker bieten an ihren Ständen Waren zum Verkauf an: Glas und Keramik, Wachswaren, Textilien und Leder, Korbwaren, Süßigkeiten oder altbewährte Heilmittelchen auf Kräuterbasis. Handwerker wie Holzbrandmaler, Messerschleifer und Wollspinner bei ihrer traditionsreichen Arbeit sind dazu ein echter Hingucker.
Auf der Auer Dult ist traditionell neben Neu auch Alt vertreten. Bei den Tandlern und Antiquitätenhändlern finden sich so manche Schätze. Antiquarisches und Antikes, Kurioses und Praktisches aus früheren Tagen laden zum Schwelgen in Erinnerungen ein. So manch fescher Dirndlrock oder originale Lederhose, die auf dem Oktoberfest getragen werden, stammen von „second hand“ auf der Dult. Auch hier findet sich eine lebendige Tradition: Bereits 1854 war den Auer Dulten mit einem „Niederländer Markt“ ein Tändelmarkt angeschlossen, auf dem nur der Verkauf von gebrauchten Haushaltsgeräten und abgetragenem Gewand gestattet war.
Die Geschichte der Dult geht aber noch Jahrhunderte weiter zurück: Der Begriff hat seine ursprüngliche Bedeutung in einem Kirchenfest, bei dem zu Ehren eines Heiligen um die Kirche herum Verkaufsstände mit Waren aufgebaut waren. Die historisch erste Dult, die Jakobidult, wurde im Jahre 1310 am Anger, dem heutigen Sankt-Jakobs-Platz in der Münchner Altstadt, veranstaltet. Danach fand sie ab 1791 an verschiedensten Plätzen in der Stadt statt.
Im Jahr 1796 verlieh Kurfürst Karl Theodor dem damals noch eigenständigen Dorf Au das Recht, zweimal jährlich eine Dult abzuhalten. Mit der Eingemeindung der Au im Jahre 1854 kam die Auer Dult nach München. Seit 1905 ist sie fest auf dem Mariahilfplatz und wird dreimal im Jahr ausgetragen: Ende Mai, Ende Juli und Ende Oktober. Nur in der Zeit von 1943 bis 1946 mussten die Dulten ausfallen. Die Jakobidult 2010 war das 700. Jubiläum des Volksvergnügens, das vom Referat für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München veranstaltet wird. Mit ihren jeweils rund 300 Schaustellern und Marktleuten verzeichnen die drei Dulten des Jahres nach Angaben der Stadt München insgesamt bis zu 290.000 Besucher.
Wer die Auer Kirchweihdult besuchen möchte, der sollte beachten, dass es im Bereich rund um den Mariahilfplatz keine Parkmöglichkeiten gibt. Mit dem MVV ist die Auer Dult aber mit der Straßenbahnlinie 18 oder den Bussen 52 und 62 direkt und bequem zu erreichen. Von den U-Bahn-Stationen Fraunhoferstraße oder Kolumbusplatz (U1/2) aus ist es jeweils ein etwa zehnminütiger Fußmarsch zum Festgelände.