Das neue Jahr ist erst ein paar Tage alt, also noch Zeit genug für ein paar gute Vorsätze. Seit Greta steht die „Welt retten“ ganz oben auf der To-do-Liste vieler Menschen, von denen leider viel zu viele denken, es reiche zu demonstrieren oder eine Unterschrift zu leisten, und schon verwandelt sich unsere arg geschundene Mutter Erde wieder in einen jungfräulichen Garten Eden. Wenn Sie jetzt denken, das klingt aber nicht nach einem neutralen Artikel, sondern ein wenig wie das Wort zum Sonntag, dann haben Sie sicher recht, aber dazu ist uns vom Münchner Wochenanzeiger das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu wichtig, als das wir es unkommentiert lassen wollen oder gar könnten. Deshalb haben wir eine ganze Ausgabe dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet. Hier präsentieren wir Ihnen Unternehmen aber auch Privatpersonen, die sich gefragt haben, was kann ich tun, damit die Welt ein kleines bisschen besser, schöner und sauberer wird. Genau dieser Ansatz ist es nämlich mit dem wir selber an das Thema rangehen sollten. Das ist unter Umständen aufwendig und ein wenig unbequem, aber wie die meisten Ziele, die es zu erreichen lohnt, gibt es die nicht ohne Anstrengung und meistens auch nicht ganz umsonst. Die Hände in den Schoß zu legen ist sicher die schlechteste Alternative, die man hier wählen kann. Da sollten wir es lieber mit Martin Luther halten, der gesagt haben soll: „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“ Der Baum steht dabei für das Leben und für die Hoffnung. Wer jetzt argumentieren möchte, dass ihm dazu schlicht der Garten fehle, dem seien die Streuobstwiesen im Landkreis und in der Stadt München ans Herz gelegt. Auf www.mundraub.org findet man diese. Besonders gut gefallen mir hierbei die Regeln für „Mundräuber“: „Stelle vor dem Eintragen und/oder Ernten sicher, dass keine Eigentumsrechte verletzt werden. Gehe behutsam mit den Bäumen, der umgebenden Natur und den dort lebenden Tieren um. Für den Eigenbedarf pflücken ist erlaubt, aber nicht in großem Stil gewerbsmäßig, dazu braucht es eine behördliche Genehmigung. Teile die Früchte deiner Entdeckungen und gib etwas zurück. Engagiere dich bei der Pflege und Nachpflanzung von Obstbäumen.“ Engagement ist gefragt, egal ob man sich nun bei einer Streuobstwiesengemeinschaft beteiligen will, bei einem Krautgartenprojekt oder sich lieber für Tiere engagieren möchte. Im Münchner Wochenanzeiger berichten wir natürlich nicht nur in dieser Ausgabe über Möglichkeiten, sich selber zu engagieren, sondern stellen das ganze Jahr über Vereine und Organisationen vor, die auf Helfer angewiesen sind. Überdenken sollten wir auch unseren Konsum. Hier laden immer mehr Kleidertauschbörsen ein, seinen ungeliebten Stücken eine zweite Chance zu geben. Auch Sozialkaufhäuser freuen sich über gut erhaltene Spenden, die helfen, die Umwelt zu schonen und gleichzeitig einem guten Zweck dienen. Nicht mehr zu konsumieren ist sicherlich aber auch kein Weg, denn alles hängt mit allem zusammen. Wo nichts mehr gekauft wird, gehen Arbeitsplätze verloren, auch meiner wäre davon betroffen und Sie müssten die Seiten hier selber füllen, wenn Sie am Wochenende gemütlich bei einer Tasse Kaffee oder Tee etwas zum Schmökern brauchen. Apropos Tee, man muss, wenn man sich etwas Gutes tun will, nicht immer in die Ferne schweifen. Hier sollten wir uns altes Wissen wieder zu Nutze machen. Zum Beispiel beim Thema Superfood, das wir aus aller Herren Länder nach Deutschland transportieren. "Wenn es um gesunde Ernährung geht, brauchen wir nicht zwingend exotische Produkte" berichtet beispielsweise Kräuterpädagogin Anita Himmer. Ihr Credo lautet: „Direkt vor der Haustür ist alles, was man braucht.“ „Unsere Hagebutten enthalten sehr viel Vitamin C, egal welche Sorte man sich dabei aussucht. Dieses ist noch dazu äußerst beständig, sogar im heißen Tee. Für unser Immunsystem und bei Erkältungskrankheiten ist dieses Superfood, wie man heute neudeutsch dazu sagt, sogar besser als künstliches Vitamin C, da es durch seine Begleitstoffe in der Frucht wesentlich effektiver aufgenommen werden kann. “ Auch bei der Ernährung sollte wir auf Regionalität Wert legen, denn unsere Landwirtschaft produziert hochwertige Lebensmittel, die man fast direkt vor der Haustüre erwerben kann. Es lohnt sich also sich zu informieren und sich zu engagieren. Für die Umwelt, für sich selber. Aus „How dare you!“ (mit diesem Slogan gibt es sogar bedruckte Pullover und Shirts, man glaubt es kaum) sollten wir lieber „How care you“ (ok, das fällt jetzt unter reim dich oder ich fress dich) machen. Aber auch hier sollten wir uns nichts vormachen, wir alleine können die Welt nicht retten. Dazu braucht es intelligente Politik und Wissenschaft. Eine Nachricht aus Dingolfing kurz vor Weihnachten ist so eine gute Nachricht, wie man mit Grips und in diesem Fall Gürkchen ein veritables Stück Naturschutz betreiben kann. Die in Dingolfing ansässige Firma Develey Senf & Feinkost GmbH produziert Gewürzgurken. Aus dem Gurkenwasser, das einen Soleanteil von rund 11 Prozent hat, wird nun Sole für den Winterdienst der Straßenmeisterei hergestellt. Das kostet und macht Arbeit, denn diese Sole hat einen Mindestanteil an Salz von 21 Prozent, außerdem muss das Wasser auch speziell behandelt werden. Dennoch bleiben unterm Strich enorme Einsparungen übrig. Das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr schätzt, dass durch die auf diesem ungewöhnlichem Wege gewonnene Sole im Winter 2020 rund 700 Tonnen Salz und 4,9 Millionen Liter Wasser eingespart werden können. Jetzt wollen wir Sie aber nicht länger auf die Folter spannen und entlassen Sie in unsere Nachhaltigkeitsausgabe. Sehen Sie, was schon alles getan wird, wo Sie mitmachen können und wie lohnenswert es sein kann, sich aufzumachen, denn die Welt wird sicherlich nicht allein an einem Freitagvormittag gerettet, dazu braucht es schon alle sieben Tage einer Woche. Und weil das so ist, wird uns das Thema Nachhaltigkeit auch noch über das ganze Jahr hinweg begleiten. Hier sind Sie ebenfalls gefragt, haben Sie Anregungen, Ideen oder Berichte zum Thema? Dann schicken Sie sie uns an folgende E-Mail-Adresse: nachhaltigkeit2020@wochenanzeiger.de wir freuen uns darauf! hw