Nach eineinhalb Jahren Vorbereitung und umfangreichen Schulungsmaßnahmen des 40-köpfigen Teams profitieren überwachungspflichtige Patienten der Kardiologie nun von der Eröffnung der „Chest Pain Unit” (Brustschmerz-Einheit, auch „CPU”) am Klinikum Landkreis Erding.
Eine Chest Pain Unit ist eine spezialisierte Abteilung innerhalb eines Krankenhauses, die darauf ausgelegt ist, Patienten mit Brustschmerzen schnell und effizient zu bewerten und zu behandeln. Ziel ist, schnell festzustellen, ob die Brustschmerzen auf eine kardiale, also herzbedingte Ursache wie einen Herzinfarkt oder Angina zurückzuführen sind oder ob sie einen nicht-kardialen Ursprung haben.
Landrat Martin Bayerstorfer hebt den Stellenwert der erweiterten Diagnosemöglichkeiten hervor: „Die neue Brustschmerz-Einheit bedeutet eine weitere wesentliche Verbesserung der Akutmedizin am Klinikum. Ländliche Gebiete in Deutschland weisen eine systematisch höhere Herzinfarktsterblichkeit auf, weshalb eine wohnortnahe, hochqualitative kardiologische Versorgung von größter Bedeutung ist. Denn beim Herzinfarkt ist die Überlebenswahrscheinlichkeit eng mit sofortiger medizinischer Behandlung verknüpft.”
Herzerkrankungen sind die führende Todesursache in industrialisierten Ländern. Daran hat sich seit Jahrzenten - trotz einer Verringerung der Häufigkeit schwerer Infarkte aufgrund besserer Prophylaxe und eines gesünderen Lebensstils der Bevölkerung - nichts geändert. Bewiesen ist aber, dass eine Chest Pain Unit, die auf Diagnose und Behandlung von Brustschmerzen spezialisiert ist, die Versorgung bei akuten Infarkten und akuten Herzproblemen deutlich verbessert.
Unter der Leitung des Ärztlichen Direktors Lorenz Bott-Flügel ist die CPU im Klinikum Landkreis Erding mit vier monitorüberwachten Betten in die Station der Kardiologie im 2. Stock integriert. Neben dem ärztlichen Team betreuen speziell für die Überwachung von Brustschmerz weitergebildete Pflegefachkräfte die Patienten rund um die Uhr. Patienten, die mit Brustschmerzen ins Krankenhaus kommen, werden hier untersucht, um festzustellen, ob die Schmerzen auf Herzprobleme, Lungenprobleme oder andere Ursachen zurückzuführen sind. Denn nicht nur klassische Herzinfarkte, sondern auch Patienten mit Verdacht auf Herzrhythmusstörungen, Lungenembolien, Bluthochdruckkrisen können hier akut aufgenommen werden. Sie werden ähnlich wie auf einer Überwachungs- oder Intensivstation von einem Team aus Pflegern, Internisten und Kardiologen behandelt.
Alle technischen Geräte sind in unmittelbarer Nähe, die Wege zur Intensivstation und zum Herzkatheter sind extrem kurz. Jeder Patient ist an ein EKG angeschlossen, der Blutdruck wird regelmäßig gemessen, und auch die Sauerstoffsättigung kann überwacht werden. Notfallmedikamente stehen bereit, falls plötzlich akute Erkrankungen während des Krankenhausaufenthaltes auftreten.
Die Therapie kann - je nach Fall - rein medikamentös, eventuell auch mit einer Infusion, erfolgen oder interventionell, zum Beispiel mit einem Herzkatheter oder der Implantation eines Stents. All das kann in der CPU des Klinikums direkt angeboten werden. Der Vorteil besteht darin, dass alle Fachleute und Fachkräfte an einem Ort gebündelt sind, was zu einer hohen Synergie der Berufsgruppen führt, die eng miteinander zusammenarbeiten. Wird nach Besserung der Beschwerden keine Monitorüberwachung mehr benötigt, werden die Patienten weiterhin in unmittelbarer Nachbarschaft auf demselben Stockwerk behandelt.