Ein rundes Jubiläum steht heuer in Moosach an: Die Pfarrkirche St. Martin in der Leipziger Straße wird 100 Jahre alt. Feiern möchte die Pfarrei das ganze Jahr über mit besonderen Gottesdiensten und Konzerten.
Am 16. November 1924 weihte Erzbischof Kardinal Michael von Faulhaber die Pfarrkirche St. Martin unter großer Anteilnahme der Moosacher Bürgerinnen und Bürger ein. Über 20 Jahre hatten die Moosacher nach der Gründung eines Kirchenbauvereins 1899 auf diesen Tag warten müssen - und das, obwohl die im 13. Jahrhundert erbaute alte St. Martinskirche schon lange zu klein für die stetig wachsende Bevölkerung war. Erst 1918, noch mitten im Ersten Weltkrieg, fand ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die neue Moosacher Pfarrkirche statt, den der Münchner Architekt Hermann Leitenstorfer gewann.
Bedingt durch die schlechte wirtschaftliche Lage im Deutschen Reich verzögerte sich der Baubeginn und man musste viele Abstriche gegenüber dem Entwurf machen, bis im September 1922 endlich mit dem Bauen begonnen werden konnte. „Die gesamte Bauphase war geprägt von einer laufenden Geldentwertung und schwer zu beschaffendem Baumaterial”, berichtet Gerhard Schmitt, Mitglied der Kirchenverwaltung St. Martin Moosach. Der Moosacher Stadtpfarrer Joseph Knogler war daher unermüdlich in München und dem Umland unterwegs, um Spendengelder und Baumaterial aufzutreiben und Menschen für Hilfsdienste zu gewinnen. Dank einer finanziellen Unterstützung durch die Ordensgemeinschaft der Passionisten konnten schließlich 1924 die Kirche und der Glockenturm fertiggestellt werden.
Entstanden war eine einfache, jedoch durchaus moderne dreischiffige Basilika, die das Ortsbild von Moosach - damals zählte der Stadtteil um die 3500 Einwohner - neu prägen sollte. „Das hat auch den Vorteil, daß die zusammenhanglose Streusiedlung des Ortes einen weiteren Kern, der Ortsumriß eine neue Dominante erhält”, berichtete das Moosacher Wochenblatt am 14. November 1924. Da der Bau alle Gelder verschlungen hatte, konnte der Innenraum der Kirche erst im Laufe der nächsten Jahre ausgestaltet werden, erläutert Gerhard Schmitt. Selbst die fünf Glocken konnten erst 1928 angeschafft werden. Die Ausmalung der Apsiden und der Seitenschiffwände durch den Künstler Felix Baumhauer wurde gar erst 1940 beauftragt.
Den Zweiten Weltkrieg überstand die neue Kirche ohne allzu großen Schäden, jedoch mussten vier im Krieg abgegebene Glocken ersetzt werden. Nach dem Krieg war im Spätsommer 1951 ein frisch geweihter Priester namens Joseph Ratzinger aushilfsweise in der Pfarrei St. Martin tätig. Damit begann der spätere Papst Benedikt XVI. seine Laufbahn als Seelsorger in Moosach.
Mit dem Moosacher Stadtpfarrer Franz Ludwig Gahr sei ab 1967 eine umfangreiche Umgestaltung des Innenraums nach den Vorgaben der Liturgiereform erfolgt, erklärt Schmitt. Im Sinne der Purifizierung, der Reduzierung der Innenräume auf das Wesentliche, verschwanden der Hochaltar und die Kanzel. Ein Teil der Wandgemälde und Fresken wurden übermalt und ein neuer schlichter Altar angeschafft. 1990 übernahm Hans Lindenberger das Pfarramt. Mit ihm begann 1992 die Neugestaltung des Innenraums mit einem zeitgemäßen Gesamtkonzept.
Seit 2003 ist Monsignore Martin Cambensy Pfarrer der Pfarrei St. Martin-Moosach, die seit 2014 zum katholischen Pfarrverband Moosach-Olympiadorf gehört. Mit Cambensy beging die Pfarrei anno 2009 ihr 100-jähriges Bestehen, 2015 folgte die Weihe einer neuen Kirchenorgel. Die Kirche ist inzwischen nicht mehr ausschließlich ein Ort für Gottesdienste und Andachten - sie hat sich auch für Orgel- und Chorkonzerte verschiedenster Stilrichtungen geöffnet.
Anlässlich des Jubiläums der Pfarrkirche gestalten die Musikgruppen und Chöre der Pfarrei St. Martin zusammen mit namhaften Solistinnen, Solisten, Musikensembles und Organisten das ganze Jahr über besondere Gottesdienste und Konzerte, zum Beispiel am 9. Juni ein Familienkonzert im Rahmen der StadtteilKulturtage oder den Moosacher Orgelsommer. Am Sonntag, 10. November, feiern dann alle beim Patrozinium den 100. Geburtstag mit einer großen Festmesse und Feier im Pfarrsaal. Anschließend zeigt die Pfarrei in der Zeit vom 12. bis 17. November in einer großen Ausstellung die Geschichte der Pfarrkirche, von den ersten Plänen bis in die Gegenwart.