Einen eigenen Kinosessel besitzen. Für viele Kinofreunde hat sich dieser Traum vergangenen Sonntag erfüllt. Sie durften sich nämlich nach der letzten Vorstellung vor dem Umbau der Filmstation ihren Sitz gleich selbst ausbauen und mit nach Hause nehmen. Wer eines der begehrten Tickets für den Pumuckl-Film ergattert hatte, konnte auf seinen Sitz gleich schon einmal probesitzen. „In kürzester Zeit waren wir komplett ausverkauft“, berichtet Matthias Bojen, der das Kino gemeinsam mit Ulf Maneval betreibt. Damit der Ausbau klappt, hatten die beiden eine Abbauanleitung auf die Leinwand projiziert.
Am Ende des Films verwandelt sich der Saal in eine Werkstatt. Überall holen Leute ihre Akkuschrauber und Schraubenzieher hervor und fangen zum Abschrauben an. Mitten in dem Gewurle ist Bojen. „Manche sind ohne Werkzeug gekommen, da muss ich mithelfen“, erklärt er und packt mit an. Bereits nach kurzer Zeit schleppen die Ersten ihre Sieben-Euro-Schnäppchen weg. Zum Beispiel ein Paar aus Frieding, das mit den Sitzen ein Heimkino im Keller einrichten möchte. Auf Transport-Rollbrettern hat eine Weßlinger Familie ihre vier Sitze gestellt und schiebt sie zum Transporter. Die beiden Kinder haben es sich schon einmal auf den Polstern bequem gemacht und genießen die Fahrt. Eine Mitarbeitern der Filmstation hat sich gleich 18 Sitze gesichert. Sie sollen das Pfadfinderheim in Olching aufwerten. Finn und seiner Schwester aus Gilching reichen zwei Sitze für die jeweiligen Jugendzimmer. „Da muss man nur noch ein Podest anfertigen“, überlegt die Mutter. Sitze für den Hobbyraum, in dem schon ein Billardtisch steht, hat sich eine andere Gilchinger Familie gesichert. „Wir wollen Filme auf einer großen Kinoleinwand anschauen“.
In der ersten Reihe sind Simon und Jonathan damit beschäftigt die langen Schrauben heraus zu drehen. „Wir haben extra die erste Reihe gewählt, da sind die Sitze nicht so abgenutzt”, erklärt Simon. Die beiden Sitze sollen in den Partykeller. Ratzfatz hat ein Elektriker aus Seefeld fünf Sessel abgebaut. Auf ihnen möchte er mit Freunden in seiner Outdoorbar Fußball schauen. Einziges Manko ist der blaue Bezug. „Rot wäre besser“, lacht der FC-Bayern-Fan.
Drei Wochen lang soll die Renovierung dauern. Ein neuer Teppichboden soll verlegt und das Ganze neu bestuhlt werden. Die Sessel sollen bequemer und breiter werden. „Der Durchschnittsdeutsche ist nämlich auch breiter geworden“, weiß Bojen. Dadurch werden im Saal statt der 191 Sessel nur mehr 156 passen.
Am Schluss ist Bojen mehr als zufrieden. Sein Publikum hat alle Stühle mitgenommen. Im leeren Saal sieht man nur noch altes Popcorn und ein paar alte Kinokarten, die unter die Stühle gerutscht waren. Ganz vergilbt ist das Ticket für „Final Destination“, auf dem sogar noch der D-Mark Preis von neun Euro zu lesen ist. Im Jahr 2000 ist der Film herausgekommen, somit ist die Karte fast so alt wie das Kino selbst.