Veröffentlicht am 18.12.2024 11:38

„Verwaiste Eltern und Geschwister München” stehen Trauernden zur Seite


Von Heike Woschee
Jeder Zettel im Rahmen steht für ein verlorenes Kind. Mit ihrem Verein unterstützten Monika und Michael Schiegerl verwaiste Eltern und Geschwister.  (Foto: hw)
Jeder Zettel im Rahmen steht für ein verlorenes Kind. Mit ihrem Verein unterstützten Monika und Michael Schiegerl verwaiste Eltern und Geschwister. (Foto: hw)
Jeder Zettel im Rahmen steht für ein verlorenes Kind. Mit ihrem Verein unterstützten Monika und Michael Schiegerl verwaiste Eltern und Geschwister. (Foto: hw)
Jeder Zettel im Rahmen steht für ein verlorenes Kind. Mit ihrem Verein unterstützten Monika und Michael Schiegerl verwaiste Eltern und Geschwister. (Foto: hw)
Jeder Zettel im Rahmen steht für ein verlorenes Kind. Mit ihrem Verein unterstützten Monika und Michael Schiegerl verwaiste Eltern und Geschwister. (Foto: hw)

Es ist die größte Angst von allen - die Angst, die alle anderen Ängste blass und harmlos scheinen lässt - die Angst, sein geliebtes Kind zu verlieren. So unerträglich dieser Gedanke auch ist, so unvorstellbar schrecklich - passiert es doch immer wieder, dass irgendwo im Raum München oder in den angrenzenden Landkreisen Eltern ihre Kinder zu Grabe tragen müssen. Der Schmerz ist dabei immer der gleiche, egal ob das Kind 14 oder 40 Jahre alt ist.

Wie danach weiterleben - wie mit dem Schmerz umgehen, der nicht selten eine unsichtbare Mauer bildet zwischen Menschen, die Gleiches durchgemacht haben und denen, denen diese Erfahrung erspart geblieben ist. „Die Trauer ist für Außenstehende oftmals kaum auszuhalten”, wissen Monika und Michael Schiegerl aus eigener, leidvoller Erfahrung.

„Natürlich frägt man sich, warum muss das mir passieren, warum ist das Schicksal so grausam zu mir”, bekennt Monika Sperl-Schiegerl. Sie und ihr Mann, Michael Schiegerl, haben sich nach dem Verlust ihres Kindes ebenfalls diese und viele ähnliche Fragen gestellt. Sehr schnell haben die beiden damals den Weg in den Verein „Verwaiste Eltern und Geschwister München” gefunden und sind seitdem fester Bestandteil des Vereins.

Die ersten Jahre haben sie selbst als Teilnehmer die Selbsthilfegruppen und Seminare besucht. Dort haben sie entdeckt, dass es ihnen nicht nur gut tut, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, sondern auch entdeckt, dass es ihnen ebenso gut tut, anderen betroffenen Eltern in diesen schweren Zeiten beizustehen. „Wir haben viel gelernt, auch dass Männer und Frauen völlig anders trauern. Bis wir das verstanden haben, haben wir uns auch gegenseitig, wenn auch ungewollt, verletzt”, betont Michael Schiegerl. Nicht wenige Partnerschaften zerbrechen an dem Tod des eigenen Kindes und dem Problem damit umzugehen.

In den Gruppen haben sie gelernt, den anderen zu verstehen und seine Art mit der Trauer umzugehen, zu respektieren. Die gemeinsame Arbeit im Verein hat sie zusammengeschweißt. „Die Trauer vergeht nie ganz, aber sie verändert sich, lässt einem mit den Jahren auch den Raum einmal durchzuatmen und wieder einen Sinn im Leben zu finden und ein erfülltes Leben zu führen. Ein Leben, das vollkommen anders ist, als zuvor, aber dennoch lebenswert”, fasst Michael Schiegerl seine Erfahrungen zusammen. Er arbeitet seit elf Jahren im Vorstand mit, ist seit vier Jahren Vorsitzender des Vereins. Seine Frau organisiert Selbsthilfegruppen und ist als Trauerbegleiterin tätig.

Rund 1.000 Begleitungen von Angehörigen werden pro Jahr vom Verein durchgeführt, seit Corona gibt es auch vermehrt Online-Gruppen. „Vor allem Geschwisterkinder bevorzugen diese Art des Austauschs”, berichtet Monika Sperl-Schiegerl. Für sogenannte Akut-Fälle gibt es das Angebot der Trauerbegleiter, die sie in den ersten Wochen und Monaten immer wieder aufsuchen und ihnen beistehen, ihnen zuhören und ihnen Kraft geben.

Im Jahr 2023 haben die 72 Ehrenamtlichen so 5.145 Stunden geleistet. „Ohne Ehrenamt wäre die Vereinsarbeit gar nicht möglich, aber auch ohne Hauptamtliche, die die verschiedenen Treffen, Seminare und Gruppen organisieren, ginge es nicht”, weiß Monika Sperl-Schiegerl zu berichten. Hier sind sie auch auf Spenden angewiesen, denn die staatlichen Zuschüsse und die Mitgliedsbeiträge reichen nicht, um die Kosten zu stemmen.
Der Zeitpunkt, wann Eltern und Geschwister, die zurückgeblieben sind, in die Gruppen kommen, ist völlig unterschiedlich. Manche kommen kurz nach dem Verlust dazu, bei manchen sind 20 Jahre und mehr seit dem tragischen Ereignis verstrichen, bis sie ihren Weg in den Verein finden.

„Trauer ist notwendig um zu heilen, die Zeit allein kann nichts ausrichten. Einen Platz, an dem man trauern kann, seine Gefühle zulassen und auf Verständnis trifft, ist der Verein „Verwaiste Eltern und Geschwister München”, lautet die Einladung des engagierten Paares an Betroffene. Das große Engagement des Ehepaares blieb indes nicht unbemerkt und so bekamen die Unterhachinger kürzlich von Landrat Christoph Göbel die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Landrat Göbel würdigte ihr uneigennütziges Wirken: „Sie schenken Menschen Halt und Hoffnung – in einer der schwierigsten Zeiten ihres Lebens. Ihr Engagement ist von unschätzbarem Wert.” Auf den Lorbeeren ausruhen will sich das Paar indes nicht, sondern auch in Zukunft Menschen durch die dunkelste Zeit in ihrem Leben helfen. Mehr Infos zum Verein gibt es unter www.ve-muenchen.de

Spenden willkommen

Der Verein ist für seine wichtige Arbeit auf Spenden angewiesen. Man kann seinen Wunschbetrag entweder direkt auf das Konto: Verwaisten Eltern und trauernden Geschwister München e.V. bei der HypoVereinsbank, IBAN: DE03 7002 0270 0040 6090 40 überweisen. Einen Paypal-Link findet man unter www.ve-muenchen.de/spenden-3/

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