Einstimmig vom Unterausschuss Soziales vorgeschlagen und nach kurzer Diskussion auch einstimmig von allen Parteien gewählt, bekleidet Bezirksausschuss-Mitglied Anne Hirschmann (SPD) nun seit der letzten BA-Sitzung das bisher unbesetzte Amt der Migrationsbeauftragten. Sie bewerbe sich keineswegs, weil sie zuviel Zeit oder Langeweile habe, sondern weil sie eine Chance darin sehe, dass dieses Amt „endlich mal besetzt“ sei. Ihr sei aufgefallen, dass zum Beispiel auch beim großen Jubiläum im kommenden Jahr, die Migrantinnen und Migranten zu wenig beteiligt seien, es sei Zeit diese Menschen „rüberzuholen, sie an unserer Gesellschaft teilnehmen zu lassen“. Als Stellvertreterin wurde die von ihr vorgeschlagene Dagmar Mosch (Die Grünen) gewählt.
Die 74-jährige Anne Hirschmann hat sich als Stadträtin bereits von 1984 bis 1994 für Ausländer und Asylpolitik in der SPD Stadtratsfraktion engagiert und war von 1994 bis 2003 als Mitglied in der SPD-Landtagsfraktion ebenso für diesen Bereich mit zuständig. „Das Thema Migration ist für mich Sozialpolitik. Deutschland ist faktisch ein Einwanderungsland, was sich auch in unserem Stadtbezirk festmacht“, betont Hirschmann. Die richtige Fragestellung laute demnach, wie das Zusammenleben im 22. Stadtbezirk politisch und gesellschaftlich gestaltet werden könne. Gestaltungsfähigkeit setze voraus, zuvor Klarheit über die notwendigen Maßnahmen zu erzielen und sich auch unbequemen Wahrheiten zu stellen.
„In Zusammenarbeit mit den Vereinen, den Schulen und Initiativen möchte ich zusammen mit Dagmar Mosch bei Hausbesuchen in den Migrationsfamilien erkunden, was gut ist und was wir verbessern können und müssen“, so Anne Hirschmann, „vielleicht kommen wir den Integrationsbemühungen der LHST München und deren Vorstellungen entgegen. Darum bemühe ich mich. Der Unterstützung aller Fraktionen im BA 22 bin ich mir sicher.“
Stellvertreterin Dagmar Mosch ist 49 Jahre alt, hat drei Kinder und übt ihren Beruf als Verwaltungswirtin derzeit nicht aus. Ihre Intention, sich zur Stellvertreterin der Migrationsbeauftragten wählen zu lassen, sei zum einen ihre politische Ausrichtung als Mitglied der Grünen, zum anderen engagiere sie sich, seit sie vor rund sechs Jahren ins Leben gerufen wurde, bei der Hausaufgabenbetreuung in der Gotzmannschule als Helferin: „Diese besuchen vorrangig förderwürdige Kinder, die leider hauptsächlich Kinder mit Migrationshintergrund sind. Seit November 2008 arbeite ich auch zweimal wöchentlich in Neuaubing in einer Hausaufgabenbetreuung mit vorrangig nicht deutschen Kindern.“
Auch in ihrer Funktion als Jugendbeauftragte im BA 22 komme sie viel mit Migrantenkindern in Kontakt. Ihr mache diese Arbeit sehr viel Spaß, weil sie einen Sinn und Nutzen darin sehe, diese Kinder und Jugendlichen zu unterstützen und zu motivieren, betont Mosch: „Als stellvertretende Migrationsbeauftragte habe ich jetzt auch die Chance mit den Eltern in Kontakt zu kommen, was sicher nicht immer einfach sein wird. Ich halte dieses Amt aber in unserem Stadtviertel für dringend notwendig und als längst überfällig.“