Alte Freibäder haben es nicht gerade leicht. Viele Kommunen verzichten aus Kostengründen auf die Renovierung und wollen oder können den Betrieb nicht mehr aufrechterhalten, zumal es sich um eine freiwillige und keine Pflichtaufgabe handelt. Stattdessen lassen sie die in die Jahre gekommenen Badeanstalten ganz einfach schließen. Einen Gegentrend gibt es in Feldafing, wo sich Gemeinde und ein Verein zur Rettung zusammengetan haben.
Die Wiederherstellung der denkmalgeschützten Freizeitstätte freut die vielen Fans des 1927 erbauten Strandbads mit seinem einmaligen nostalgischen Flair. Die Arbeiten sind pünktlich in den ersten Frühlingstagen gestartet. Zunächst muss die geschwungene rissig gewordene Ufermauer saniert werden, gefolgt von der maroden Freitreppe und einer schief gewordenen Stützmauer.
Damit überhaupt an der im Wasser stehenden Ufermauer gearbeitet werden kann, muss der See weg. „Keine leichte Aufgabe“, erklärt Meha Salih von der Andechser Tiefbaufirma Strobl über die Trockenlegung. Zusammen mit seinen Kollegen hat der Arbeiter einen Damm aus schweren Sandsäcken errichtet. Dadurch ist ein Graben von etwa drei Metern entstanden, um die Betonwand zugänglich zu machen. Ein Pumpe fördert das restliche Seewasser hinaus. Mit Gummistiefeln und wasserdichter Schutzkleidung ausgerüstet, können die Männer dann mit der Sanierung loslegen.
Auch die Stützmauer an der Freitreppe ist in keinem guten Zustand, sie hat sich geneigt. Sie soll mit einer Art Haken gesichert werden, der an einer schweren Betonplatte befestigt ist. Die gesamte Konstruktion verschwindet in einer bereits ausgehobenen Grube, die anschließend wieder mit Erdreich gefüllt wird. Wenn später das neue Gras darüber gewachsen ist, wird nichts mehr zu sehen sein. Dass die Maßnahmen bis Ende Mai abgeschlossen sein sollen, dürfte die Badegäste sehr freuen – sofern sie aufgrund der Coronaregeln das Freibad überhaupt besuchen können.
Im Jahr 2019 entschloss sich die Gemeinde Feldafing zu der denkmalgerechten Sanierung der Freibadeanstalt. Für die weitere Renovierung gibt es verschiedene Ideen, die aber noch nicht durch den Gemeinderat sind. Es geht darum, die Gaststätte entsprechend heutiger Gastronomieverordnungen und modernem Brandschutz umzubauen und mit einer größeren Küche auszustatten. Dafür soll der Anbau aus den 1970er Jahren abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.
Der Teil des historischen Strandbads mit den Umkleiden muss ebenfalls teilweise saniert werden. Die 150 Wechsel- und Saisonkabinen mit ihrem nostalgischen Charme sind das Herzstück des Bads und sehen immer noch so aus wie vor 100 Jahren. Und so soll es auch bleiben. Dafür setzt sich auch der vor drei Jahren eigens gegründete Förderverein zur Erhaltung des Strandbads ein, der mit verschiedenen Projekten Geld sammeln will.
Die vom Feldafinger Architekten Engelbert Knittl im Auftrag der Gemeinde errichtete Badeanstalt wurde am 9. Juni 1927 eingeweiht. Den für ein „Strandbad“ notwendigen Sand ließ man damals aufschütten. Er ist nur noch im seichten Uferbereich vorhanden.
Die Badeordnung war streng: „Die Badegäste haben alles zu unterlassen, was den guten Sitten zuwiderläuft.” Männlein und Weiblein badeten anfangs noch getrennt in einem „Herrenbad“ und einem „Damenbad“. Dazwischen befand sich ein Wärterhaus für den Bademeister, das auch als Kasse und zur Handtuchausgabe diente. Es ist dieser Mittelteil, der heute als Gastronomie genutzt wird.
Seit 1973 steht das Strandbad Feldafing unter Denkmalschutz, als eine von 16 Freibadeanstalten in Bayern. Die Besucher lieben es, dass sie hier ihre Ruhe haben, mag anderswo der Starnberger See noch so überlaufen sein.