In Biberkor geht die Arbeit nicht aus. Seit bald 20 Jahren ist hier unablässig das große Ganze im Blick, nämlich dass Menschen mit und ohne Behinderung zusammen lernen, arbeiten und leben können. Erst jüngst wurde die Krippe um zwölf Plätze erweitert und dafür das neue Kinderhaus nochmals aufgestockt. Jetzt gibt es 24 Plätze für Kinder unter drei Jahren. Für die Kommune Berg, die sich finanziell an den Kosten beteiligt hat, war das angesichts der angespannten Situation ein sehr wichtiges Vorhaben. Vor allem weil alles so zügig über die Bühne ging. „Wir kämpfen darum, den Bedarf zu decken, weil es so viele Neubauten in der Gemeinde und entsprechend Kinder gibt“, zeigte sich Bürgermeister Rupert Steigenberger bei der Eröffnung über die „wertvollen Kinderbetreuungsplätze“ erleichtert. „Gerade bei den unter Dreijährigen hatten wir einiges aufzuholen.“
Der Bauunternehmer Werner von Kahlden-Gmell kaufte 1995 Gut Biberkor, um dort den Aufbau einer Montessorischule zu ermöglichen. Bei der Einweihung der Krippe gaben die Biberkor-Geschäftsführer Christoph Borchardt und Johann Dullinger einen Überblick über die nächsten Pläne und Projekte. So schreiten die Arbeiten für den Großparkplatz sichtbar voran. In den letzten Zügen der Genehmigung ist das neue Schulhaus, das idealerweise zum Schuljahr 2024/2025 in Betrieb gehen soll. Dafür muss der alte Rinderstall mit dem Türmchenhaus abgerissen werden. „Wir haben mittlerweile 570 Schüler und die Schule ist zu klein geworden“, sagte Borchardt. „Vor allem das Gymnasium hat Raumbedarf.“
Für Behinderte gibt es viel zu wenig Arbeitsplätze außerhalb der Werkstätten. Ein Leuchtturm-Projekt in Sachen Inklusion ist deshalb die gemeinnützige GmbH „Biberkor kocht gesund“ (geplanter Name). Dafür wird die Schulküche, die täglich 700 Essen ausgibt und ihren Service auf Catering ausdehnen will, zum nächsten Schuljahr in einen eigenen Betrieb ausgegliedert. Drei Vollzeit- oder entsprechend mehr Teilzeitstellen für Menschen mit mehr als 80 Prozent geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung sollen entstehen.
In Tutzing hat der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) große Pläne mit dem so genannten Beringerheim. In die große Villa, einem ehemaligen Erholungsheim, soll ein Vorzeige-Inklusionsbetrieb mit breitem Angebot einziehen. Dass Montessori Biberkor Kooperationspartner geworden ist, freut Borchardt sehr: „Es gab viele mögliche Partner dafür, wir waren sehr stolz, dass sie uns haben wollten.“ Dort sollen weitere Arbeitsplätze entstehen, denn wenn die Kinder mit der Schule fertig sind, brauchen manche eine Übergangszeit zur Berufsreife. „Viele Eltern ist ein Arbeitsplatz wichtig, der nicht in einer Werkstatt ist“, sagte Borchardt.
In der Warteschleife hängt hingegen noch das geplante Mehrgenerationenhaus, schon weil die ersten Baupläne zu massiv ausgefallen waren. Es muss erst noch die Hürde im Gemeinderat passieren. Deutlich schneller geht es mit dem Forsthaus Ebrach voran, das zum nächsten Schuljahr starten soll. „Es gibt bereits einen Entwurf für einen Pachtvertrag mit den Bayerischen Staatsforsten“, erklärte Johann Dullinger. Auch für die Nutzungsänderung sieht es gut aus. Das leer stehende Forsthaus, in dem früher die Fernsehserie „Forsthaus Falkenau“ gedreht wurde, ist nur einen Fußmarsch von 40 Minuten entfernt. „Ein Glücksgriff“, schwärmte Dullinger, ideal um die Montessori-Pädagogik zu verwirklichen, die vorsieht, dass die Schüler ab der achten Klasse in freier Natur arbeiten und sich ausprobieren. Eines der möglichen Projekte könnte die Instandsetzung des heruntergekommenen Forsthauses sein.
Bei so viel Naturverbundenheit fehlt nur noch ein Waldkindergarten in der Gemeinde Berg. Auch einen solchen würde Bürgermeister Steigenberger gern gemeinsam mit Biberkor verwirklichen. Aber das ist noch Zukunftsmusik, die den Rathauschef ins Grübeln geraten ließ: „Es gibt hier einfach zu viele Naturschutzgebiete und Biotope.“