Unterhalten sich zwei Urlauber – ein Huhn und ein herrlich hingeflegeltes Schwein – am Strand. „Was heißt eigentlich Spaghetti auf Italienisch?“ – „Ich glaub Nudelo.“ Peter Gaymanns Humor ist Kult. Mit seinem unverwechselbaren Stil nimmt er in seinen Cartoons skurrile Alltagssituationen, die Gegensätze zwischen Frau und Mann und typisch menschliche Eigenschaften aufs Korn. Immer auf den Punkt, immer mit Liebe für seine Figuren.
Zum 70. Geburtstag bekommt Gaymann eine Ausstellung im Buchheim-Museum. Die bis zum 24. Oktober laufende Retrospektive wird jetzt nachgeholt, nachdem sie wegen Corona letztes Jahr nicht stattfinden konnte. Zur Eröffnung ist Gaymann eigens angereist. Weit hat er es nicht. Der Großmeister des Humors lebt seit einiger Zeit mit seiner Frau Viktoria zwischen Starnberg und Schäftlarn. Die Hühner, sie sind sein Markenzeichen. Wie sie Ende der 1970er-Jahre entstanden, erklärt der gebürtige Freiburger so: Für die Badische Zeitung habe er damals sogenannte „Tierische Blätter“ gezeichnet. Obwohl darin auch jede Menge anderes Getier vorkam, erwies sich ausgerechnet das Federvieh als der Renner. „Das Publikum hat darauf unheimlich reagiert“, erinnert sich Peter Gaymann.
Für die Ausstellung hat der immer noch sehr jugendlich wirkende Cartoonist an die 20 mit alten Fotos und Zeichnungen gefüllte Umzugskartons vom Speicher geholt und zusammen mit dem befreundeten Kurator Reinhard Wittmann gesichtet. Herausgekommen ist ein sehr kurzweiliger Rundgang durch ein ganzes Leben im Zeichen des Humors. Museumsdirektor Daniel J. Schreiber ist begeistert: „Es ist die schönste Ausstellung, die wir je gemacht haben.“ Es ist zugleich eine Zeitreise durch deutsche Befindlichkeiten der letzten 50 Jahre, die Gaymann als scharfsinniger und witziger Chronist festgehalten hat.
Zu seinem Beruf kam er eher zufällig. Die Eltern wollten lieber, dass er etwas Ordentliches lernt. Hör mit dem Quatsch auf, predigte ihm der Vater noch jahrelang. „Irgendwas mit Kunst“, wollte der junge Gaymann mit seinem Abizeugnis mit dem grottenschlechten Schnitt von 3,2 und einem Fünfer in Latein am liebsten machen, aber dann schrieb er sich doch erstmal für Sozialpädagogik ein.
Die Besucher können anhand vieler Fotos voll eintauchen in das Lebensgefühl der 1970er-Jahre: Hausbesetzung, Demos, Anti-Atomkraft, Waldsterben, Frauenrechte. Mittags ging's zum Uni-Workshop „Alternative Erziehung“, abends zum „Fäschd“ in der WG. Zunehmend verlagerten sich die Interessen: Er illustrierte Flugblätter und Broschüren, zeichnete für Zeitungen, bekam Aufträge für witzige Postkarten, veröffentlichte sein erstes Cartoon-Buch namens „Huhnstage“. „Als Autodidakt musste ich üben, üben, üben“, erinnert sich Gaymann. Mit Anfang 30 kam dann der Durchbruch. Für die „Brigitte“, in der seine legendären „Paarbeziehungen“ 30 Jahre lang erschienen, brauchte es anfangs allerdings zwei Anläufe. Die Chefredaktion beschied ihm noch 1990, man brauche keinen weiteren Cartoonisten.
Sein Erfolgsgeheimnis sind die lustigen Sprüche, die die Cartoons ergänzen. „Der Text ist wichtig, nicht nur die optische Pointe“, so Gaymann. „Und Du bist immer mit der Zeit gegangen“, erinnert ihn der befreundete Reinhard Wittmann. Nach den drei großen Lebensstationen Freiburg, Rom und Köln ist der Vater von zwei erwachsenen Kindern 2018 nach Neufahrn gezogen. Zusammen mit seiner zweiten Frau Viktoria hat er ein 250 Jahre altes Gasthaus gekauft und renoviert.
Hier fühlt er sich wohl. „Ich hatte keine Anlaufschwierigkeiten“, sagt er. „Zumal Viktoria als gebürtige Bayerin die beste Führerin ist.“ Den vergammelten Dachboden hat er sich zu einem großen Atelier ausgebaut. Hier entstehen seine Cartoons, die er nach wie vor sorgfältig mit Stift und Farben zu Papier bringt – nicht etwa mit dem Computer. Der Stoff geht ihm nicht aus. „Ich finde ihn überall, in der Umgebung, Kreativ und erfindungsreich ist Peter Gaymann bis heute geblieben.