Die Enttäuschung ist groß. Fünf Jahre lang hatte der Aubinger Verein Kulturnetz 22 die Trägerschaft für das Stadtteilkulturzentrum Ubo 9 übernommen. Zum Jahreswechsel endet die zeitlich befristete Trägerschaft. Eigentlich hatte der neu gewählte Vorstand gehofft, weitermachen zu dürfen und sich erneut um die Trägerschaft beworben. Doch der städtische Kulturausschuss hat anders entschieden. Ab Januar 2022 wird die gemeinnützige GmbH QuarterM übernehmen.
„Bedauerlicherweise ist der Kulturausschuss dem Vorschlag der Verwaltung gefolgt und hat gegen eine Gegenstimme die Trägerschaft von Ubo 9 in den nächsten fünf Jahren an die stadtteilfremde Organisation Quarter M vergeben“, heißt es in einem Beschluss, der bei der eigens einberufenen Mitgliederversammlung des Kulturnetzes 22 gefasst worden war. Am Konzept kann es nicht gelegen haben. Zwar konnte in den vergangenen Monaten wegen Corona vieles nicht stattfinden, doch der Kulturbetrieb sei langsam wieder ins Rollen gegangen. „Es ging zu wie zu den besten Zeiten“, freute sich Vorsitzende Martina Krämer über das volle Haus bei den letzten Veranstaltungen. Sie ist gemeinsam mit vier weiteren Vorstandsmitgliedern ehrenamtlich bis Ende des Jahres tätig. Ob sie dann noch weitermachen könne, ist ungewiss.
Der neue Träger sucht in einer Stellenanzeige, die bis zum 24. November läuft, nach einer Leitung und einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin für das Ubo 9, beides in Teilzeit. Erwartet werden neben einem Studium oder gleichwertigen Erfahrungen in Planung und Organisation von kulturellen Veranstaltungen auch Kenntnisse der lokalen Strukturen.
Eine, auf die die geforderten Fähigkeiten zutreffen könnten, ist die Aubinger Kulturstreetworkerin Sabine Junggunst, Bezirksausschussmitglied der Grünen in Laim. Im Protokoll der Oktober-Sitzung der Projektgruppe Aubing-Neuaubing-Westkreuz wird unter dem Punkt: „Aktuelles aus dem Bezirksausschuss“ Junggunst, Mitarbeiterin bei Quarter M, als künftige Leiterin des Projekts vorgestellt. Sie freue sich auf die Zusammenarbeit vor Ort, auf das Ubo 9 sowie darauf, das zukünftige Kulturhaus in Freiham im Sinne der lokalen Kulturschaffenden, Vereine und Einrichtungen, „hier insbesondere das Kulturnetz 22”, fortführen beziehungsweise zu entwickeln, heißt es im Protokoll. Stadtteilmanager Daniel Genée hat allerdings darauf hingewiesen, dass die Protokollführerin den Hinweis auf die neue Leiterin falsch verstanden habe und das Protokoll abgeändert worden sei. „Es ist noch gar nicht entschieden, wer die Leitung übernimmt”, erklärte er.
Das ist ganz im Sinne des Kulturnetzes 22. Nach Diskussionen wie es weitergehen kann, fasste die Mitgliederversammlung einstimmig zwei Beschlüsse. In dem ersten wird der Vorstand beauftragt, mit Quarter M eine Kooperationsvereinbarung abzuschließen. Darin soll dem Kulturnetz 22 eine geregelte Teilnahme am Veranstaltungsbetrieb – für sich und seine Mitgliedsvereine – zugesichert werden.
Es wird Bezug auf ein Schreiben von Kulturreferent Anton Biebl genommen, der sich Anfang Oktober beim Kulturnetz 22 bedankt hatte. „Das Programm von Ubo 9 war immer ansprechend und spiegelte den Stadtbezirk auf vielen Ebenen wider“, heißt es darin. Biebl freue sich, dass Vorsitzende Krämer bereit sei, „auch künftig an der Entwicklung der Stadtteilkultur in Aubing, Neuaubing und Freiham mitzuwirken und ihre Stadtteilexpertise dem neuen Träger Quarter M zur Verfügung zu stellen“. In einem weiteren Beschluss wird die Arbeitsgemeinschaft der Aubing-Neuaubinger Vereine, Dachorganisation von 40 Aubinger Vereinen, gebeten, sich für die Belange des Vereins Kulturnetz 22 gegenüber der Münchner Stadtverwaltung und des neuen Betreibers von Ubo 9 einzusetzen.