Der Entscheidung sei ein langer Diskussionsprozess seit 2001 in der Stadt und im Bezirk Oberbayern vorweg gegangen, erklärte die Leiterin des Stadtjugendamtes, Maria Kurz-Adam in der Einwohnerversammlung zum entstehenden Jugendhilfezentrum in der Scapinellistraße. „Die Frage war stets, brauchen wir eine geschlossene Einrichtung für sehr aggressive und verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche?“
Man brauche sie, sogar dringend. So schnell könne man nur in der Scapinellistraße tätig werden, zumal ein Großteil der rund fünf Millionen Euro Baukosten über das Konjunkturpaket II finanziert werden könne, erklärte Friedrich Graffe, Sozialreferent der Stadt München.
„Von der psychiatrischen Heckscher-Klinik, vom Jugendamt, von den Schulen, von überall kam das eindeutige Signal zur Schaffung eines solchen sicheren Ortes“, unterstrich er. Wobei aggressiv und verhaltensauffällig nicht mit „Straftäter“ gleichzusetzen sei, verwahrte sich Kurz-Adam gegen landläufige Kategorisierungen. „Diese Kinder sind hoch aggressiv gegen sich oder andere. Sie müssen schnellstmöglich Hilfe erfahren“, betonte sie.
Bis zu drei Monate könnten maximal 14 Kinder und Jugendliche von zwölf bis 17 Jahren in Gewahrsam genommen werden. „In dieser Zeit erhalten die Jugendlichen das größtmögliche Hilfeangebot aus psychiatrischer und pädagogischer Sicht. Die Einrichtung sehen wir als Schnittstelle zwischen Jugendamt und Jugendpsychiatrie“, so Kurz-Adam.
Dafür garantiere der Eins-zu-eins-Betreuungsschlüssel. „Tags kommen Lehrkräfte zum Unterrichten dazu“, erklärte sie den „hochkarätigen, konzeptionellen Ehrgeiz der Stadt“.
„Dieses Haus wird aufgrund der baulichen Voraussetzungen und der geplanten Technik absolut sicher, sowohl für die Jugendlichen, deren Betreuer, als auch für die Umgebung“, versicherte Graffe. Dazu gehörten Sicherheitsschleuse, Anwesenheitsalarm, stets verschlossene Fenster, unverrückbares Mobiliar oder auch eine Freifläche mit Sicherheitszaun, zählte er auf.
Die anwesenden Anwohner nahmen die Informationen mit heftiger Kritik auf. Dabei ging es weniger darum, dass die Stadt ein derartiges Heim baut, als vielmehr um die Frage, warum alles das in Pasing realisiert werden müsse. „Ein Kompro-B-Haus, zwei Obdachlosenheime und nun noch das Jugendgefängnis – und das alles innerhalb eines Jahres hier in Pasing. Sie überfordern uns! So wird Pasing zum Wilden Westen“, brachte es ein aufgebrachter Bürger zum Ausdruck.
Zu schlecht sei die Erfahrung gerade in der Scapinellistraße mit dem bestehenden Just-M-Haus, da es regelmäßig zu Ruhestörungen und verbalen Belästigungen der Anwohner komme. Der Gipfel der Tätlichkeiten war vor etlichen Jahren erreicht, als ein Bewohner mit einer Gabel heftig attackiert wurde. „Wir sehen das neue Heim mit sehr gemischten Gefühlen“, bekannte der damals Angegriffene.
„Das geplante Haus hat nichts mit der bestehenden Einrichtung von Just-M zu tun“, beschwichtigte Kurz-Adam, „hier geht Sicherheit über alles.” Das Just-M-Haus werde im Zuge des Neubaus um die Hälfte auf neun jugendliche Bewohner reduziert. „Nach Pasing kommen keine Straftäter per se, sondern Kinder und Jugendliche, die dringend Hilfe brauchen und die endlich an einem sicheren Ort Ruhe finden sollen. Sonst ist für sie kein Neubeginn möglich.“