2008 ist die Rechtsanwältin und Mediatorin Heike Kainz, die seit 2002 im Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) sitzt, Vorsitzende des Gremiums. Im Interview mit dem Werbe-Spiegel spricht sie über ihre Arbeit, Veränderungen im Stadtviertel und das Ende des Sommerbades.
Werbe-Spiegel: Wie hat sich Ihre Arbeit im Vergleich zu der als „normales“ BA-Mitglied verändert? Kainz: Hier gibt es schon deutliche Unterschiede. Allein schon deswegen, weil ich die Sitzungen leite und einige Arbeit im Hintergrund zu leisten ist. Dazu kommen die Kontaktpflege zu den Bürgern und den Behörden sowie die Wahrnehmung von verschiedensten Terminen.
Wie bereiten Sie sich auf eine Bezirksausschuss-Sitzung vor? Ich bekomme über die Geschäftsstelle die laufende Post und Anfragen sowie die Aufforderungen der Landeshauptstadt München zu Stellungnahmen im Hinblick auf die Themen, die unseren Stadtbezirk betreffen. Diese muss ich für die Gestaltung der Tagesordnung zuordnen und aufbereiten. Dazu muss ich zum Teil Informationen einholen, weil die Anfragen bzw. Schreiben allein oftmals für eine Entscheidungsfindung nicht ausreichend sind. Die Mitglieder erhalten dann das Ergebnis in Form der Tagesordnung und bei der Erörterung in der Sitzung selbst. Im Anschluss an die Sitzungen sind die gefassten Beschlüsse des Gremiums dann natürlich umzusetzen.
Wie wichtig sind Ihnen repräsentative Aufgaben? Sie sind mir wichtig und ich erfülle sie auch sehr gerne, wann immer es mir möglich ist, weil ich an allem teilhaben möchte, was für die Bürgerinnen und Bürger bei uns von Bedeutung ist. Ich finde es schön, wenn sich in unserem Stadtbezirk etwas rührt und nehme gern daran teil.
Zu Beginn Ihrer Amtszeit haben Sie als einen der Punkte, die Sie gerne verbessern möchten, den Oertelplatz genannt. Inzwischen wurden dem Bezirksausschuss erste Pläne zur Neugestaltung vorgestellt. Wie stehen Sie dazu? Grundsätzlich bin ich sehr erfreut, dass sich dort endlich etwas tut. Und was bisher vorgelegt wurde, gefällt mir prinzipiell gut. Es handelt sich ja noch nicht um Detailplanungen. Die verkehrliche Erschließung gefällt mir jetzt viel besser als früher. Wenn der Oertelplatz so kommt, wie Aurelis es vorsieht, werden auch neue Geschäfte entstehen. Dies wird hoffentlich dazu führen, dass die Bürgerinnen und Bürger wohnortnah ein größeres und besseres Angebot zur Verfügung haben werden. Es wird auf jeden Fall Veränderungen geben. Deshalb ist es wichtig, dass der Kontakt mit den ansässigen Geschäftsleuten weiter gepflegt wird, damit das Gesamtsystem in sich schlüssig wird.
Was die geplante Wohnbebauung angeht, fände ich es sehr gut, wenn dort unter anderem betreutes Wohnen entsteht. Gerade Menschen, die nicht mehr so flexibel und mobil sind, wohnen lieber in einem Ortskern, wo es lebendig zugeht und wo etwas los ist. Die Lage an der S-Bahn ist auch für Angehörige wichtig, die zu Besuch kommen wollen. Wie das jedoch im Detail aussehen wird, da werden sich noch viele Leute viele Gedanken machen müssen...
Auch im Kirschgelände geht es um die Versorgung für das Quartier. Der Bezirksausschuss wünscht sich auch Einzelhandel auf dem Areal, die Stadt München lediglich produzierendes Gewerbe. Wie sehen Sie die Chancen auf eine Einigung? Grundsätzlich ist es immer zu befürworten, wenn man nach Lösungen Ausschau hält, die alle Seiten zufrieden stellen. Hier ist jetzt ein wenig Bewegung in die Sache gekommen, weil man nun bereit ist, grundsätzlich über die Verwendung der Flächen nachzudenken. Das ist wichtig. Wir haben die langjährige Thematik, die zum Teil mit dem Zentrenkonzept zu tun hat, zum Teil mit dem Thema der Gewerbeflächen innerhalb der Stadtgrenzen: Hier gibt es von Seiten der Landeshauptstadt München das Ziel, genügend Gewerbe-A-Flächen, also Flächen für produzierendes Gewerbe vorzuhalten. Das geht aber im Kirschgelände zumindest zum Teil an der Realität vorbei. Es ist außerdem umgeben von Wohnbebauung und für die Entwicklung wäre es besser, wenn man sagt: Gewerbe ja, aber nicht unbedingt nur produzierendes Gewerbe.
Die Flächen in Allach-Untermenzing entlang der Bahn sind ein über mehrere Kilometer verlaufendes Band. Sie müssen meiner Meinung nach endlich gestaltet und die Nutzung zum Teil auch überdacht werden. Dies wäre allerdings bedeutend einfacher, wenn der Oertelplatz als Zentrum schon längst fertig wäre. Dann könnten die weiteren Gebiete unkomplizierter dazu passend gestaltet werden. Jetzt besteht die Schwierigkeit, dass sich an der Georg-Reismüller-Straße schon drei große Geschäfte befinden und sich die Frage aufdrängt: Was soll sich nun am Oertelplatz ansiedeln? Was passt dazu? Es ist schade, dass die Entwicklung des Oertelplatzes über 30 Jahre gedauert hat.
Gleichwohl sollte man bei der Planung heute vom Oertelplatz als Ortskern ausgehen und sich auch Gedanken machen, was in das Kirschgelände passt, was in das Diamalt-Gelände und was in das Gelände von Hochtief. Es handelt sich um vier Teilbereiche, die jeder für sich separat zu betrachten sind, deren Nahtstellen man am Ende aber auch ergänzend anschauen sollte.
Ihre Parteikollegen Tobias Weiß, Josef Schmid und Walter Zöller haben im Stadtrat beantragt, auf dem Diamalt-Gelände auch Wohnbebauung zuzulassen. Was halten Sie davon? Das könnte ich mir durchaus vorstellen – meiner Meinung nach ist auch hier produzierendes Gewerbe nicht mehr passend. Man muss jedoch auch dort schauen, wie sich die verschiedenen Nutzungen mit der Umgebung vertragen. In Allach-Untermenzing gibt es, anders als beispielsweise in Freiham, viele äußere Zwänge, weshalb man eine großräumige Planung praktisch nicht durchführen kann. Man muss jedes Gelände für sich anschauen und dann nach und nach sehen, wie alles zusammen passt – wie bei einem Puzzle.
Das große Thema in diesem Jahr war die Schließung des Allacher Sommerbades. Wie haben Sie das Ganze erlebt? Ich bin auf kein Thema so oft angesprochen worden wie auf dieses. Gerade jetzt im Sommer sagen viele Bürgerinnen und Bürger: Ach, wie schade, jetzt müssen wir dahin fahren und dorthin fahren, man trifft keinen mehr… Die Menschen haben das noch nicht weg gesteckt und vermissen ihr Sommerbad sehr.
Es war zu befürchten, dass es so kommen wird, aber ich fand es einfach nur schlimm, wie man uns hier im Viertel behandelt hat. Eines der wesentlichen Argumente war, man könne mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auch ohne PKW bequem zur Seenplatte kommen, alles kein Problem. Und das Erste, was passiert, ist, dass der Bus eingestellt wird. Oder: Sonst warten wir Jahrzehnte, bis vielleicht mal ein Platz erneuert, eine Straße erschlossen wird. Wenn es jedoch darum geht, das Allacher Bad abzureißen, dann geht alles ganz schnell, da reichen wenige Wochen und schon geht es los. Auch dass man nicht geschaut hat: Was kann man noch verwenden? Zum Beispiel hätte man das Kassenhäuschen aus historischen Gründen stehen lassen und z.B. als Unterstand nutzen können. Doch als erstes wurde das Dach eingerissen. Hier wurde völlig unsensibel gehandelt.