In Sozialen Netzwerken wird behauptet, die Gedenkstätte Sachsenhausen habe auf Face-book und Instagram angeboten, ukrainische Geflüchtete auf dem KZ-Gelände unterzu-bringen. Das stimmt nicht: Die angeblichen Online-Beiträge sind gefälscht.
In Sozialen Netzwerken wird ein angeblicher Beitrag der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen geteilt: Die Verwaltung der Gedenkstätte habe auf Instagram und Facebook angeboten, ukrainische Geflüchtete in einem „speziell gebauten temporären Hotel auf dem Territorium des Museumskomplexes“ unterzubringen, heißt es. Begleitet wird der Beitrag von einem Foto zweier Baracken, an denen die ukrainische Flagge mit der Aufschrift „Willkommen zu Hause“ angebracht ist.
Doch die angeblichen Beiträge der Gedenkstätte hat es nie gegeben. Ein Foto aus dem Jahr 2019 wurde manipuliert, die ukrainische Flagge und die Aufschrift wurden nachträglich hinzugefügt.
Wir haben mit dem Foto eine Bilder-Rückwärtssuche bei Google durchgeführt und sind dabei auf das Originalbild gestoßen. Es wurde Jahre vor dem Russland-Ukraine-Krieg veröffentlicht, nämlich am 8. März 2019 in einem Online-Reiseblog. Auf dem Originalbild sind exakt dieselben zwei Baracken zu sehen, doch die ukrainischen Flaggen mit der Aufschrift „Willkommen zu Hause“ fehlen.
Das Foto, das in Sozialen Netzwerken geteilt wird, wurde also ursprünglich vor mehreren Jahren aufgenommen und nachträglich bearbeitet.
Weder auf dem Facebook- noch auf dem Instagram-Account der Gedenkstätte findet sich seit Beginn des Russland-Ukraine-Krieges der angebliche Beitrag. Auch eine Suche in Internet-Archiven führt zu keinem Hinweis auf einen solchen Beitrag.
Wir haben zudem bei der Pressestelle der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten nachgefragt, die für den Betrieb des Museums im ehemaligen KZ-Sachsenhausen verantwortlich ist, ob es einen entsprechenden Beitrag auf Facebook und Instagram gegeben hat. Pressesprecher Horst Seferens antwortete uns, dass die Gedenkstätte keinen derartigen Beitrag veröffentlicht habe.
Bei den Gebäuden auf dem Foto handele es sich um die rekonstruierten KZ-Baracken 38 und 39, die zu musealen Zwecken genutzt würden. „Im neu erbauten ‚Museum Baracke 38‘ wird die Geschichte der jüdischen Häftlinge im KZ Sachsenhausen unter anderem an exemplarischen Lebensläufen veranschaulicht“, heißt es auch auf der Webseite der Gedenkstätte. Ein Angebot zur Unterbringung ukrainischer Geflüchteter habe es seitens der Gedenkstätte nie gegeben, sagte uns Seferens. „Die Fotos wurden manipuliert.“
Gegen die Fake-Posts wolle man „rechtlich vorgehen“, schrieb die Gedenkstätte am 12. Juli auf Instagram. Laut Medienberichten vom 13. Juli hat die Polizeiinspektion Oberhavel Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung aufgenommen.
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