Soll ein Mega-Konzert mit rund 145.000 Zuschauern auf der Theresienwiese stattfinden dürfen? Mit der Entscheidung darüber, ob das Konzert der Rockband Rammstein am Silvesterabend dieses Jahr genehmigt werden soll, entbrannte stadtweit die Grundsatzdiskussion um die Bespielung der Theresienwiese. Viele Bedenken gibt es im Vorfeld für das Konzert, darunter zur Frage der Sicherheit. Denn für ein solches Großereignis braucht es in der Regel mehrere Monate Vorbereitungszeit. Der Münchner Stadtrat stimmte jüngst dennoch mehrheitlich, gegen Stimmen der Grünen/ Rosa Liste, für das Konzert am 31. Dezember. Zuvor hatten die beiden BAs Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA 2) und Schwanthalerhöhe (BA 8) ihre ernsten Bedenken erklärt und die Veranstaltung ihrerseits (mit Stimmenmehrheit der Grünen) abgelehnt.
Dass das Lokalparlament erst kurz vor Abstimmung und nur durch die Presse vom Plan erfahren habe, dass auf der Theresienwiese ein riesiges Rammstein-Konzert veranstaltet werden soll, hält Sibylle Stöhr (Grüne), BA-Vorsitzende auf der Schwanthalerhöhe für „keinen guten Stil“. Der BA 8 ist zwar nicht entscheidungsbefugt, gibt aber dennoch ein Statement dazu ab, was auf der großen Wiese, die ans Viertel grenzt, veranstaltet werden soll. Bisher galt im BA 8 die Devise, dass die Theresienwiese möglichst als Bürgerwiese dienen soll. Dort sollen neben den Großereignissen wie Wies‘n und Frühlingsfest, wenn überhaupt, unkommerzielle Veranstaltungen, Sport- und Kulturevents für jedermann stattfinden.
„Ich halte die Veranstaltung für grob fahrlässig“, so Stöhr. Vor allem die Grünen im BA 8 fürchten, dass mit der Konzertgenehmigung ein Präzedenzfall geschaffen werde, so dass nachfolgend auch andere Veranstalter das Recht auf einen Auftritt auf der Theresienwiese einfordern werden. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) teilt diese Meinung und äußert zudem Sicherheitsbedenken, u.a. wegen der kurzfristigen Planung. „Wenngleich auf der Theresienwiese das Oktoberfest stattfindet, ist diese Veranstaltung in keiner Weise mit dem Großkonzert an Silvester vergleichbar“, so das KVR in seiner Stellungnahme. Die Wiesen sei eine seit Jahrzehnten eingespielte Großveranstaltung, mit zu- und Abfluss von Besuchern. Anders wäre es beim Konzert, wo 145.000 Zuschauer, zusätzlich Zaungäste erwartet werden und zudem Pyrotechnik geplant ist.
Bedenken gibt es allseits auch wegen des zu erwartenden Lärms. Denn Rammstein sind vor allem für ihre exzessiven, besonders lautstarken und pyrotechnisch beeindruckenden Shows bekannt. Das Münchner Polizeipräsidium spricht sich gegen das Konzert aus und erklärt in seiner Stellungnahme: „Es bestehen weder aufseiten der Sicherheitsbehörden, noch aufseiten des Veranstalters belastbare Einsatzerfahrungen mit einem Hard-Rock-Konzert dieser Größenordnung auf der Theresienwiese.“ Ein solches Mega-Konzert ausgerechnet am Silvesterabend zu veranstalten, wo Polizei und Feuerwehr ohnehin gefordert sind, berge laut Polizei erhebliche Risiken für Ordnungs- und Sicherheitsstörungen.
Der Stadtrat gab nun trotz vielfacher Einwände grünes Licht. Vor allem das Referat für Wirtschaft und Sport mit dem städtischen Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner (CSU) hatte für das Konzert auf der Theresienwiese geworben. Im Beschlussentwurf heißt es: „Die Show wird erhebliche Aufmerksamkeit für die Tourismusdestination München weit über die Grenzen der Stadt hinaus generieren und neben der üblichen Umwegrendite, die von solchen Veranstaltungen generiert wird, weltweit vor allem auch als Werbeträger für München als Kultur- und Tourismusstandort funktionieren.“
Jetzt muss das KVR dem Konzert noch zustimmen.