St. Rupert und ihr Vorplatz gelten neben dem Georg-Freundorfer-Platz als Zentrum im Westend. Nachdem es im einstigen Arbeiterviertel keinen eigentlichen Ortskern gibt, vermittelt die katholische Kirche auch Nicht-Gläubigen einen, zumindest städtebaulichen Mittelpunkt. Im Kircheninneren aber zeigt sich St. Rupert längst nicht mehr so, als läge es im Augenmerk von irgendjemandem. Hier bröckeln Farbe und Putz, eine Sanierung ist überfällig. Nachdem die Erzdiözese die vor Jahren geplante Renovierung nicht mehr finanzieren will, macht sich die Gemeinde jetzt selbst ans Werk.
Nicht nur in der Gemeinde, sondern auch im Stadtteil sorgte 2019 die Entscheidung der Erzdiözese München Freising für echten Ärger. Nachdem die Kirche außen instand gesetzt und statisch gesichert wurde, blieb die versprochene und schon geplante Innenrenovierung aus. Die Pläne des Architekten ebenso wie die große Spendenbereitschaft im Viertel, mit der das Westend die Kirchensanierung unterstützen wollte, wurden damit nichtig. Warum die Erzdiözese die Renovierung ablehnte, erklärt Ursula Hinterberger, Sprecherin des Erzbischöflichen Ordinariats auf Anfrage: „Hintergrund ist, dass erst einmal generelle Überlegungen zum Umgang mit kirchlichen Liegenschaften abzuwarten sind.“ Schon lange steht im Raum, dass St. Rupert, die einst über 3.000 Gläubigen Platz bot, nach kirchlichen Maßstäben nicht mehr effizient ist, eine Renovierung also nicht mehr lohnt. „Aufgrund der Priorisierung der diözesanen Baumaßnahmen haben derzeit Maßnahmen den Vorrang, die dringenden baulichen Handlungsbedarf haben“, erklärt Hinterberger. „Aus bautechnischer Sicht ist die Zurückstellung der Innensanierung für St. Rupert nicht substanzgefährdend und deshalb niedrig priorisiert.“
Mit der Ablehnung der Erzdiözese müsse man sich jetzt abfinden, sagt Pfarrer Christian Hermann. Abfinden heißt in diesem Fall jedoch nicht aufgeben. Pfarrer Hermann kam im November 2019 als Pfarrverbandsleiter ins Westend. Mitten hinein in die Enttäuschungen und den Groll der Gemeinde über die verwehrte Kirchenrenovierung. Jetzt aber macht sich frischer Wind im angestaubten Gemäuer und im festgesetzten Ärger breit. „Der Wunsch unserer Gemeindemitglieder nach einer schön hergerichteten Kirche ist nachvollziehbar, denn so eine Pfarrkirche ist geistige Heimat für viele Westendler“, sagt Pfarrer Hermann. „Deshalb verschönern und verbessern wir, was wir uns leisten können.“
Im ersten Schritt wird eine Rampe als einfache Stahlkonstruktion gebaut, so dass künftig ein barrierefreier Zugang zu St. Rupert möglich wird. Damit betraut ist der im Westend beheimatete Architekt Andreas Eichlinger: „Der Bauantrag ist eingereicht und wir rechnen mit der Genehmigung bis zum Frühsommer.“ Er hoffe, dass die Rampe noch vor den Sommerferien bereitstehe. Die Kosten von rund 35.000 Euro stemmt die Gemeinde z.T. aus Spenden, 10.000 Euro stammen von dem früheren Pfarrer Jakob Hiedl, der das Geld St. Rupert hinterließ. „Dann beantragen wir auch noch Zuschüsse, so dass wir diesen ersten Schritt gehen können“, so Pfarrer Hermann.
Die Gemeinde hat aber mehr vor, um es sich in St. Rupert wieder heimelig zu machen. So sollen etwa die Wände gesäubert und geweißelt werden. Die Kosten fürs Gerüst, das bis in die Kuppel reichen müsste, wären zu enorm, erklärt Eichlinger: „Aber bis wohin das fahrbare Gerüst geht, soll der Putz ausgebessert werden.“ Neue Lampen sind angedacht, auch der Taufstein soll anders postiert und einige Bänke von der Seite entfernt werden. Aus alten Kirchenbänken sollen neue Tische, Hocker und Bänke entstehen – flexibel positionierbar, etwa bei Taufen, ums Taufbecken gestellt. Die Kirche wolle man im Laufe des Jahres „richtig aufräumen“. Schritt für Schritt und „mit lebendigen Steinen“, wie Pfarrer Hermann sagt. Denn die Gemeinde selbst packt jetzt an, um zu erhalten, was ihr wertvoll ist.
Wer St. Rupert unterstützen will, kann mit einer Spende beitragen: Liga Bank München, ISBN: DE24 7509 0300 0002 1451 35.