Wer noch keinen neuen Kalender hat und sich für seinen Heimatort interessiert, findet im Kalender „Gilching in alten Ansichten“ 14 historische Bilder aus der Gemeinde. In diesem Jahr stehen die Fotos unter dem Motto „Arbeit, Mensch, Gewerbe“. Es werden Bereiche der Arbeitswelt beleuchtet, die aus dem Alltag verschwunden sind oder sich extrem gewandelt haben wie beispielsweise die Sattlerei. Der Verein Zeitreise gibt den Kalender seit 2016 gemeinsam mit dem Gemeindearchiv Gilching heraus.
Das älteste Foto stammt aus dem Jahr 1906. „Zur Erinnerung an das Tonwerk Geisenbrunn“ steht darunter. Mit den Tonwerken und der Ziegelei hatte in Gilching die Industrialisierung Einzug gehalten. Es gab sogar einen eigenen Bahnanschluss. Auf dem Septemberfoto sieht man Gleise und eine Werksbahn, heute ist hier der Geisenbrunner Tonweiher. Erst 1930 eröffnete der erste Fotograf in Gilching sein Fotoatelier. Zuvor hatten lediglich die Ärzte und der Künstler Jules Werson eigene Fotoapparate, weiß Gemeindearchivarin Ursula Lochner. Die früheren Fotos wurden von übers Land ziehenden Fotografen aufgenommen. Meist sind darauf die Häuser und die dazugehörigen Personen (Familie, Gesinde) zu sehen. „Wer ein Rad hatte, sorgte dafür, dass es mit aufs Foto kam, weil es so ungewöhnlich war, ein eigenes Fahrrad zu besitzen“, erklärte Lochner
Im Monat März sieht man eine ausgelassene Faschingsgesellschaft vor dem Gasthaus Argelsried posieren. „In einer Zeit, in der es nur für ganz wenige einen geregelten Urlaubsanspruch gab, war Fasching eine wichtige Auszeit vom Arbeitsalltag“, steht dabei.
Die Gemeindearchivarin hat den Bildern die geschichtlichen Hintergründe angefügt. Einige der alten Schwarz-weiß-Bilder stammen aus dem Gemeindearchiv, andere wurden von Gilchinger Familien gebracht, „das Gemeindearchiv als Fachdienststelle für Ortsgeschichte wendet sich auch gezielt an potentielle Eigentümer, ob sie noch einschlägige Fotos besitzen“, so Lochner.
Gilchings erste Müllabfuhr schmückt das Juli-Monatsblatt. Die gibt es erst seit Ende 1957. Vorher brachten die Gilchinger ihren Müll selbst in die aufgelassenen Kiesgruben. Im Juni sieht man die Gilchinger Näherin Hedwig um 1939. Vor Beginn der modernen Textilindustrie wurde die Kleidung oft geflickt und umgearbeitet, lautet die Erklärung. Eine Winterlandschaft mit einer fröhlich einen Schneeball formenden Frau erfreut im Dezember. Im Hintergrund erkennt man einen kleinen Gemischtwarenladen zwischen den Wohnblocks in der Sonnenstraße. Ein Gebäude, das es nicht mehr gibt, wurde für den Januar ausgewählt. Es zeigt den Zehentstadl in der Kirchgasse, der 1978 abgerissen wurde.
Erhältlich ist der Kalender für zwölf Euro in der Gemeindebücherei Gilching und im SchichtWerk (Brucker Str. 11) dienstags von 10 bis 12 Uhr und jeden Sonntag (außer am 24. und 31.12.2023) von 14 bis 17 Uhr.