Das Schichtwerk-Museum in Gilching lädt zu einer Zeitreise in die Übergangszeit zwischen Antike und Frühmittelalter: „Zeitenwende: zwischen Römern und Bajuwaren“ lautet der Titel. Es ist eine Zeit, die viele Rätsel aufgibt, denn die schriftlichen Quellen sind rar. Umso wichtiger ist die archäologische Forschung , die dank modernster Technik einige Mosaiksteinchen auf dem Weg zur Erkenntnis beisteuert. Über die neuesten Gilchinger Befunde erfährt man in der Sonderausstellung.
Die Schrifttafeln, Exponate und Filme stammen aus einer Sonderausstellung über diese Zeit aus dem Wittelsbacher Museum in Friedberg. Eine perfekte Ergänzung zum Gilchinger Museum, das mit seinem Römer- und Bajuwarenzimmer diese Zeitepoche zum Schwerpunkt hat. Museumsleiterin Annette Reindel lieh sich das Material für die Sonderausstellung aus. Vieles passte perfekt, manches wurde an Gilching angepasst, anderes wie der Kurzfilm über die Bergung eines frühmittelalterlichen Kindergrabs in der Nähe von Mindelheim gibt Einblicke in die damalige Bestattungskultur wie es sie wohl auch in Gilching so gab. Anhand von Plänen, Landkarten und interaktiven Videos sieht man die Ausdehnungen der Provinz Raetia Secunda, deren Grenzen durch Donau und Iller, die Außengrenzen des weströmischen Reichs markierten. Nach dem Untergang Roms blieb die Gegend bewohnt, ging im 6. Jahrhundert an das Frankenreich, das dann mit der Provinz Noricum die Basis für das bayerische Herzogtum bildete.
Neben solchen Hintergrundinformationen, hat die Sonderausstellung einen Blick für scheinbare Banalitäten. Zum Beispiel, dass die Gilchinger Römerstraße in der früheren Zeit dreimal statt wie bisher von den Forschern angenommen, nur zweimal repariert wurde. Im Heimatmuseum steht als Modell der Querschnitt der etwa 2000 Jahre alten Straße, die es heute noch gibt. Die Erdschichten sind original. Den Zeitpunkt der Reparaturen konnten Archäologen anhand von gefundenen Münzen (z.B. aus dem dritten Jahrhundert) datieren. 2020 wurde bei einer Baumaßnahme eine Münze mit dem Kopf von Constantius II. gefunden. „Das sind Hinweise auf eine Reparatur in der Zeit nach 340“ folgert Reindel. Im Museum wird aus einem Straßenbau eine spannende Geschichte. Neben den Infotafeln und einem Diorama gibt es QR-Codes. Wer sie anklickt, hört Geschichten wie die über den Bau der Römerstraße, „eine ingenieurtechnische Meisterleistung der Römer“, schwärmt Reindel.
Auch über die Ursprünge der St-Vitus-Kirche gibt es neue Erkenntnisse. Beim Bau des Fundaments für den Maibaum stießen Arbeiter 2021 auf zwei Postenlöcher, die auf ein frühmittelalterliches Gebäude oder einen hölzernen Vorgängerbau der Kirche hindeuten. Die Sonderausstellung „Zeitenwende“ läuft bis zum 30. März. Das Museum in der Brucker Straße 11 ist sonntags von 14 bis 17 Uhr und dienstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Informationen unter www. schichtwerk-gilching.de im Internet.