Im Jahr 1905 wurde die Gemeinde Pasing mit ihren rund 8.000 Einwohnern vom Prinzregenten Luitpold zur Stadt erhoben. Zur Feier der Stadterhebung fand in diesem Jahr zum ersten Mal das Pasinger Volksfest statt. Veranstaltungsort war die so genannte Spiegel-Wiese im Bereich der heutigen Lorzing- und Haberlandstrasse. Der Name Vorwiesn stammte daher, dass das Volksfest immer zeitlich vor der Münchner Wiesn statt gefunden hatte.
Das Fest im Jahre 1906 fand auf der Rieger-Wiese in der Waldkolonie an der heutigen Maria-Eich-Strasse statt. Im dritten Festjahr zogen die Veranstalter auf die Wiese an der Pippinger Straße. Dort blieb die Veranstaltung für die kommenden Jahre.
An Umfang und Qualität nahm das Pasinger Volksfest jährlich zu. Aus dem Jahr 1907 ist bekannt, dass über 800 Hektoliter Bier, in drei Wirtsbuden verzapft wurden. Das Bier stammte schon damals von Löwenbräu, der Planegger Schlossbrauerei und der Thomas-Brauerei.
Zahlreiche Vergnügungsangebote lockten die Pasinger neben den bekannten Bierbuden auf das Volksfest. So konnten sich die Besucher in den Anfangsjahren an Turnfesten, Pferderennen, Zimmerstutzenschießen und allerlei anderer Dinge, wie Kinomatographen, Tierschauen und natürlich den Karussells, Los- und Imbissbuden erfreuen. Den Festabschluss in den Anfangsjahren bildete stets ein riesiges Feuerwerk. Später konnten die Pasinger ein derart überwältigendes Feuerwerk nur noch einmal bei der 1200-Jahr-Feier im Jahr 1963 bewundern.
Im Jahr 1930 wurde lange diskutiert, ob es aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage überhaupt möglich sei, das Pasinger Volksfest stattfinden zu lassen. Doch die Kritiker konnten sich nicht durchsetzen. Die Lust der Pasinger am geselligen Leben war trotz Weltwirtschaftskrise ungebrochen. In diesem Jahr umfasste ein Bierzelt bereits 2.000 Personen. Der Preis für die Maß Bier betrug 80 Pfennige, während das Bier auf dem Münchner Oktoberfest 1,20 Mark kostete. Neue halsbrecherische Attraktion war die Ballonverfolgung per Automobil.
Auch aus dem Jahr 1931 sind viele neue Attraktionen überliefert, wie zum Beispiel das große Fahrrad- und Motorrad-Rennen, eine Kaninchen- und eine Polizeihund-Ausstellung, ein Kinderfest und ein großer Festumzug. Das Volksfest wurde groß und größer und orientierte sich am Umfang des Münchner Oktoberfestes. Angelockt wurden die Pasinger durch eine Riesenrutsche, ein Fliegerkarussell, ein Globusfahrer, eine Schiffsschaukel, eine Krinoline, ein Motorradkarussell und das bekannte Schichtl-Theater. Nicht zu vergessen die Affenarena und einige Scherz-Amüsements.
Von 1934 bis 1940 fanden keine Volksfeste statt. Erst im September 1941 zogen die Pasinger wieder zur Festwiese. Zu dem Zeitpunkt war die Stadt Pasing bereits eingemeindet und die Landeshauptstadt gab sich als Veranstalter. Obwohl die schön gelegene Ebenböck-Wiese hinter der Pasinger Brauerei, dem heutigen Elsa-Brändström-Gymnasium, als Festplatz ideal war, hatte die „Pasinger Wiesn” ihren Charme verloren. Von der weiteren Festgeschichte blieb wenig in den Archiven hängen. Das Pasinger Volksfest hatte viel von der ehemaligen pompösen Ausstattung, dem reichen Rahmenprogramm und anspruchsvollen Kulturveranstaltungen der Pasinger Eigenständigkeit verloren. Das letzte Fest, das in Erinnerung ist, fand im April 1980 am Westkreuz statt, gerade noch auf Pasinger Boden.
25 Jahre mussten die Pasinger also warten, bis im Jahre 2005 wieder das Pasinger Volksfest, die „Pasinger Vorwiesn“, stattfinden konnte. Das war genau 100 Jahre nach Pasings Stadterhebung. Seitdem gibt es das Pasinger Volksfest wieder regelmäßig einmal pro Jahr. Der Festplatz an der Silberdistelstraße neben dem Max-Plack-Gymnasium ist wunderbar geeignet, um die wachsende Besuchermenge zu beherbergen und die steigende Zahl der Attraktionen anbieten zu können. Der Wunsch der jetzigen Wiesn-Räte um Andreas Koos ist es, an den Glanz der ersten Volksfestjahre anzuknüpfen. Heuer findet das Fest vom 31. Juli bis zum 5. August statt. Einer der Höhepunkte in diesem Jahr stellt der große Umzug durch Pasing anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Pasinger Böllerschützenkompanie dar. Das gesamte Programm ist nachzulesen unter www.pasinger-vorwiesn.de.