„Wir feiern heute nicht nur 30 Jahre Wohnungslosenhilfe in Bayern, sondern auch fünf Jahre Arbeit in Allach“, begrüßte Einrichtungsgeschäftsführer Thomas König die Festgäste im Wohnheim des Internationalen Bundes (IB) in Allach. Das IB-Wohnheim Allach ist eine Einrichtung für Männer mit besonderen sozialen Schwierigkeiten. Dort werden volljährige Männer mit Multiproblemlagen im psychischen, physischen und/oder sozialen Bereich betreut, die ohne sozialpädagogische Betreuung nicht in der Lage sind, ihre Probleme zu bewältigen bzw. ein selbstständiges, eigenverantwortliches Leben zu führen. Thomas König: „Eine Gesellschaft wird daran gemessen, wie sie mit ihren schwächsten Gliedern umgeht.“
Der Internationale Bund ist seit 20 Jahren in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Oberbayern und seit 30 Jahren mit dem Sozialreferat München in der Wohnungslosenhilfe in Bayern tätig. Dieter Bamberg, stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums Wohnungslosenhilfe und selbst in Allach aufgewachsen, erinnerte sich an die Anfänge beim IB 1981. „Wir hatten nicht wirklich einen Plan und wussten nicht, wie Hilfe zu organisieren war“, gestand er. Rückblickend habe das Improvisieren jedoch geholfen, kreativ zu sein. Seit Juni 1997 ist Bamberg Mitglied im Kuratorium Wohnungslosenhilfe - „ein Hilfssystem für Wohnungslose, das ihresgleichen sucht.“ Obwohl man gute Gründe habe, mit dem Erreichten zufrieden zu sein, gebe es neue Aufgaben, zum Beispiel gemeinsame Kriterien für die Bezahlung der Mitarbeiter. „Eine weitere Frage ist, wie sich die Finanzkrise auf unser Arbeitsfeld auswirkt.“
Vor fünf Jahren zog die IB-Wohnungslosenhilfe in die Gebäude in der Georg-Reismüller-Straße in Allach. Damit verbunden war eine Neuorganisation der Einrichtung. Das IB-Wohnheim Allach gliedert sich in den ambulanten Wiedereingliederungsbereich, den stationären Langzeitbereich und den beruflichen Wiedereingliederungsbereich. Der ambulante Bereich bietet wohnungslosen Männern eine Wohnmöglichkeit. Bei Bedarf werden die Bewohner psychologisch unterstützt. Im stationären Bereich kommen Männer unter, die ihre Wohnung verloren haben und auf der Straße stehen. Sie bekommen im IB-Wohnheim eine Wohnmöglichkeit, werden bei Bedarf mit Essen versorgt und bei der Alltagsbewältigung unterstützt. Zudem gibt es Beratungsangebote zum Thema Sucht. Der Bereich der beruflichen Wiedereingliederung ist für Langzeit-Arbeitslose. Im IB-Wohnheim können sie ihre Fähigkeiten in verschiedenen Arbeitsbereichen erproben und werden beim Wiedereinstieg ins Arbeitsleben unterstützt.
„Aus der Sicht des IB sind 30 Jahre ein gewaltiges Stück Zeitgeschichte“, sagte Dr. Gero Kerig, stellvertretender Vorstandvorsitzender des IB. „Der Internationale Bund hat sich Richtung Wohlfahrtsverband entwickelt.“ Am Anfang seien jedoch drei Prinzipien gestanden: Den Menschen durch ein Heim und Essen aus physischer Not heraus und ihnen zur wirtschaftlichen Selbstständigkeit zu verhelfen sowie ihnen eine Heimat zu geben, so dass sie Verantwortung übernehmen können. In München sei schon immer der gesundheitliche Aspekt wichtig gewesen.
In den 80er Jahren, erläuterte Kerig, sei zu den drei Prinzipien ein neuer Gedanke hinzu gekommen: Die gesellschaftspolitische Arbeit der Wohnungslosenhilfe, um soziale Spannungen zu verhindern. „Das oberste Ziel ist die Teilhabe an der Gesellschaft und bedarfsgerechte Kleidung.“ Dabei sei die wichtigste Grundlage Artikel 1, Absatz 1, des Grundgesetzes: Die Menschenwürde ist unantastbar. Gero Kerig: „Unser Weg wird nie zu Ende sein.“
Auch Sozialreferent Frieder Graffe zählte zu den Gratulanten. Er betonte die enge Verbundenheit mit dem Amt für Migration und Wohnungshilfe der Landeshauptstadt: „Der IB ist seit 30 Jahren ein wichtiger Partner in diesem Feld. Ich bedanke mich für die professionelle und qualitative Arbeit.“ Er erinnerte sich, wie man gemeinsam das „Gewöhnen mit den Nachbarn“ in Allach durchgestanden hatte, eine der wesentlichen Aufgaben der Wohnungshilfe. „Die Nachbarn wurden überzeugt und nun gibt es ein vertrauensvolles Miteinander.“ Er wünschte der Einrichtung, „dass das Ziel einer eigenständigen Lebensführung niemals aus dem Blick gerät“, und betonte, dass die Stadt München und der IB die Lebensverhältnisse in München gemeinsam mitgestalten wollen. „Danke, dass Sie Männern eine Perspektive geben.“