Dass Pasing früher auch eine Industriestadt war, fällt heute kaum noch ins Gewicht. Doch in der Landsberger Straße steht mit der Kuvertfabrik eines der frühesten Beispiele einer Eisenbetonkonstruktion in Bayern, wohl nach Entwurf von Leonhard Moll. Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege vermittle das Gebäude anschaulich Funktion und Nutzung von Fabrikbauten im frühen 20. Jahrhundert. Die Kuvertfabrik Pasing stelle eines der letzten, weitgehend im Originalzustand überlieferten Fabrikbauten Pasings und damit ein bedeutendes geschichtliches Zeugnis der industriellen Tradition des Stadtteils dar.
Das Fabrikgebäude wurde 1906 durch die Isolatorenwerke im Rohbau erstellt. Im gleichen Jahr erhöhte man es nach Entwurf von Leonhard Moll um ein Geschoss und baute es zu einer Zuckerfabrik um. 1909 bezog dann die Kuvertfabrik Pasing das Gebäude. Bis 1991 produzierte die Firma Umschläge aller Art, „in Spitzenzeiten bis zu einer Million Umschläge täglich“, wie das Pasinger Archiv vermerkt.
Laut Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege handelt es sich bei der Fabrik um einen zweigeschossigen Satteldachbau über hohem Sockelgeschoss und einem nach Südosten vorgelagerten, eingeschossigen Kesselhaus. Der Bau ist mit einer schlichten Putzgliederung mit Lisenen und Fenterrahmungen im neubarocken Stil gestaltet.
Der Gebäudeentwurf von 1906 ist nicht erhalten. Im Baugeschichtlichen Atlas der Landeshauptstadt München, Westliche Vororte von 1956 ist Leonhard Moll (1970-1945)als Entwurfsverfasser genannt. Moll war in Süddeutschland einer der Pioniere im Betonbau und –verarbeitung. Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege sind die Konstruktion, das Dachtragwerk, das Treppenhaus, der überwiegende Teil der Hol- und Metallfenster sowie der Böden, die Decken und in großem Umfang die historische Wandgestaltung mit Fliesen und Schablonenmalereien, teils unter Putz und Farbe verdeckt, bauzeitlich überliefert.
Vor einigen Jahren drohte der Abriss der Kuvertfabrik. Dieser ist jetzt erstmal vom Tisch. Das Gebäude ist mittlerweile in die Liste denkmalgeschützer Gebäude aufgenommen worden. Einen Abbruch werde es nicht geben, versichert Gudrun Koppers-Weck vom Kulturforum München-West, dass sich damals engagiert dafür eingesetzt hat, das Gebäude zu erhalten. „Die Verhandlungen des Investors mit der Landeshauptstadt München sind unterschriftsreif“, sagt sie. Momentan wird das Gebäude von verschiedenen Mietern genutzt, unter anderem von Künstlern der „Lachdach Ateliers“. „Im Anbau ist auch ein Gebetsraum und ein Laden einer Türkisch-Islamischen Gemeinde“, so Koppers-Weck weiter.