Veröffentlicht am 01.12.2008 12:40

„Getroffen, aber nicht zerstört“

Das Löhehaus an der (jetzigen) Landshuter Allee nach dem Bombenangriff im Oktober 1943. (Foto: Archiv Innere Mission)
Das Löhehaus an der (jetzigen) Landshuter Allee nach dem Bombenangriff im Oktober 1943. (Foto: Archiv Innere Mission)
Das Löhehaus an der (jetzigen) Landshuter Allee nach dem Bombenangriff im Oktober 1943. (Foto: Archiv Innere Mission)
Das Löhehaus an der (jetzigen) Landshuter Allee nach dem Bombenangriff im Oktober 1943. (Foto: Archiv Innere Mission)
Das Löhehaus an der (jetzigen) Landshuter Allee nach dem Bombenangriff im Oktober 1943. (Foto: Archiv Innere Mission)

Rechtzeitig vor dem Beginn des Jubiläumsjahres 2009 hat die Innere Mission nun den Fokus auf ihre Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus gelenkt: Das Buch „Liebestätigkeit unter dem Hakenkreuz“, das der Kirchenhistoriker Helmut Baier verfasst hat, beschäftigt sich mit dem Wirken des ersten Vereinsgeistlichen Friedrich Hofmann, der zwischen 1931 und 1945 an der Spitze des Vereins stand. Der Weg der Diakonie in der Zeit des Nationalsozialismus habe sich „zwischen vorsorgender Anpassung und verhaltenem Widerspruch zum Regime“ bewegt, sagte der Autor bei der Präsentation seines Werkes im Karl-Buchrucker-Haus der Inneren Mission (Landshuter Allee 40). Gleichzeitig warnte er die Nachgeborenen vor einer selbstgerechten Beurteilung der damaligen Ereignisse, „weil wir nicht Mitwirkende gewesen sind“. Das entbinde jedoch nicht „von der Verpflichtung, die damaligen Ereignisse zu verstehen, um nicht noch einmal die Geschichte wiederholen zu müssen“.

Mit Baier, dem ehemaligen Leiter des Landeskirchlichen Archivs in Nürnberg, habe man einen der „profundesten Kenner der Zeitgeschichte“ als Autor gewonnen, sagte Geschäftsführer Günther Bauer. „Es war wichtig, dass jemand außerhalb der Inneren Mission dieses Thema bearbeitet.“ Den Buchtitel, auf dem das von einer Bombe beschädigte Löhehaus zu sehen ist, bezeichnete Bauer als Sinnbild für die damalige Zeit: „Die Innere Mission war getroffen, aber nicht zerstört.“

Erinnerungen der Nachkommen

Hildegard Wieser-Hofmann, Tochter von Friedrich Hofmann, berichtete, dass die Eltern daheim oft französisch gesprochen hätten, damit die Kinder nichts verstünden von den Berichten des Vaters. Ihre Schwester Friedgard Habdank sagte, rückblickend werde klar, dass sie als Kinder zu wenig von der damaligen Zeit mitbekommen hätten: „Wir haben die Dinge damals nicht gefragt, die uns heute interessieren würden.“

Heinz Burghart, ehemaliger Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens und Sohn des früheren Fürther Sozialreferenten, der bei der Inneren Mission als Syndikus arbeitete, erzählte über den Widerspruch zwischen familiärer und öffentlicher Rede: „Daheim sagte der Vater, dass Stalingrad endlich die Niederlage Hitlers bedeute, und in der Schule musste ich dann am nächsten Tag einen Aufsatz schreiben zum Thema ‚Warum ist der deutsche Soldat der beste auf der Welt’.“ Sein Vater Heinrich Burghart war aufgrund seiner SPD-Parteizugehörigkeit von den Nazis aus dem Dienst entfernt worden, ehe er Syndikus wurde. Der ehemalige Regionalbischof für München und Oberbayern, Martin Bogdahn, erklärte bei der Buchvorstellung: „Wer damals kein Märtyrer werden wollte, musste sich vorsichtig anpassen.“

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